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Hippie-König und Wüterich

Von Von Bernhard Leitner   11.November 2018

Eine famose Bearbeitung von Ferdinand Raimunds „Der Alpenkönig und der Menschenfeind“ brachte am Samstag die Dilettantengesellschaft Grein auf die Bühne es historischen Stadttheaters an der Donau. Regisseurin Doris Happl verlegt das oft gar zu romantisch aufgefettete Stück in einen bürgerlichen Haushalt der 1960er-Jahre, wo Haustyrann Egon Rappelkopf – mit viel Leidenschaft und an der Grenze zur stimmlichen Überforderung dargestellt von Hans Peter Baumfried – seinen Hass auf die Menschheit auslebt. Familie und Dienstboten sind die Leidtragende seiner Misanthropie. 

Als Rappelkopf auch die Liebe seiner Tochter Angelika mit dem aufstrebenden Maler August torpediert, greift der sagenumwobene „Alpenkönig“ Astragalus ins Geschehen ein. Diesen verkörpert in der Dilettanten-Produktion Melanie Schuhbauer als eine den Hippie-Idealen von Liebe und Frieden verpflichtete Mischung aus Keith Richards und Jim Morrison. Entsprechend zahlreich fallen die eingestreuten Song-Zitate aus: In der biederen Familie vorwiegend Schlager vom Typ Conny Froboess und Peter Kraus, in der Welt der Geister und Feen geben Doors und Rolling Stones den Ton an. 

Vor dem Hintergrund dieses Aufeinanderprallens zweier Kulturen geht Rappelkopf nach einem vermeintlichen Mordanschlag seines Dieners Habakuk einen Handel mit dem Alpenkönig ein. Er darf in die Gestalt seines aus Venedig angereisten Schwagers schlüpfen und erlebt mit den Augen eines Unbeteiligten seine eigenen Wutanfälle. Schockiert von seiner Boshaftigkeit sieht Rappelkopf ein, dass nicht alle Menschen so durchtrieben und schlecht sind wie gedacht. 

Der minutenlange Applaus des Premierenpublikums belohnte völlig zurecht eine Produktion, die aus dem gesamten Ensemble schauspielerische Höchstleistungen heraus kitzelte, weshalb es unangebracht wäre, hier einzelne Darsteller heraus zu heben. Karten und Infos für weitere Spieltermine: https://dilettanten.jimdo.com

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24. April 2024