"Frauen wird eingeredet, sie seien nichts wert, wenn sie daheim bleiben"

Von Bernhard Leitner   03.Oktober 2017

OÖN: Wenn man im Parlament nach Reden von Ihnen sucht, findet man diese vor allem bei Diskussionen zu Jugend und Familie. Ein Herzensthema von Ihnen?

Kitzmüller: Eindeutig ja. Ich bin FP-Familiensprecherin im Parlamentsklub und engagiere mich auch als Bundesobfrau des Freiheitlichen Familienverbands. Familien sind das Herz unserer Gesellschaft. Sie zu unterstützen, muss ein zentrales Anliegen der Politik sein. Etwa dadurch, dass Mütter die ersten drei Jahre nach der Geburt von Kindern daheimbleiben können, ohne dadurch Benachteiligungen im Pensionssystem befürchten zu müssen. Es kann nämlich nicht sein, dass eine Frau im Alter plötzlich armutsgefährdet ist, weil sie ihre Kinder großgezogen oder später vielleicht ihre Eltern gepflegt hat.

Setzen Sie sich damit nicht dem Vorwurf aus, ein überholtes Familienbild zu verklären?

Die Frau daheim am Herd? Diesen Vorwurf gibt es, aber er kommt sehr selten und ist abgesehen davon auch inhaltlich ein Unsinn. Viel öfter erhalte ich Zuspruch von Frauen, die gerne länger daheim bei den Kindern bleiben würden, aber nicht die Rahmenbedingungen dazu vorfinden. Sie werden auch unter Druck gesetzt: Den Frauen wird ja ständig eingeredet, sie seien nichts wert, wenn sie daheim bei den Kindern bleiben.

Was soll der Staat für die Familien unternehmen?

Da wäre unser Steuermodell des Familien-Splittings ein optimaler Ansatz. Familien sollten weniger Steuern zahlen müssen. Und ganz wichtig: Die Zuschüsse für Kinder und Familien müssen jährlich an die Inflation angepasst werden. Bei den Abgaben für Wasser, Kanal und anderen Gemeindegebühren machen wir das wie selbstverständlich jedes Jahr. Die Familien werden aber zu Bittstellern degradiert. Das ist nicht fair.

Wer Familie hat, setzt sich auch mit der Frage der Ausbildung der Kinder auseinander. Was muss sich ändern, damit Österreich hier an Europas Spitze kommt?

Man muss sich ja nur umhören, was viele Unternehmer und Personalchefs sagen. Nämlich, dass erschreckend viele Schulabgänger nicht lesen und schreiben können – vom Prozentrechnen ganz zu schweigen. Umgekehrt haben wir zu wenig Begabtenförderung für talentierte Kinder. Warum ist das so? Weil unser Schulsystem einen Einheitsbrei produziert, sich mehr auf die Schwächeren konzentriert und das Niveau dadurch sinkt.

Welche Position nehmen Sie beim Thema Migration ein?

Ausländer, die bei uns straffällig werden, haben in Österreich nichts verloren.

Sie engagieren sich seit Jahren in den Verbänden deutscher Heimatvertriebener. Ein persönliches Anliegen?

Mein Vater stammt aus der Bukovina (heutiges Grenzgebiet zwischen Rumänien und der Ukraine, Anm.), dem Buchenland, wie es auf Deutsch hieß. Meine Eltern kamen nach Österreich mit nichts als einem Koffer. Da gab es keine staatliche Unterstützung. Es ist mir ein Anliegen, dass dieses historische Schicksal der Buchenwald-Deutschen und anderer Heimatvertriebener nicht vergessen wird. Deshalb habe ich auch ein Buch über die Landsmannschaften in Österreich herausgegeben.

 

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