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Ex-Bürgermeister schildert Fahrt in Flüchtlings-Zug

Von Von Bernhard Leitner   04.September 2015

Als langjähriger Entwicklungshelfer in Tansania sowie Bürgermeister und Feuerwehr-Funktionär im Mühlviertel hat Erwin Chalupar schon eine Menge erlebt. Was ihm aber diese Woche bei einer Zugfahrt von Ungarn nach Linz widerfuhr, hat ihn dennoch tief bewegt. "Wir hatten mit einer Gruppe der Feuerwehr eine Feuerwehrschule in Ungarn besichtigt. Auf der Heimfahrt hatte unser Fahrzeug einen Defekt. Da musste ich dann die Bahn benutzen", sagt Chalupar im OÖN-Gespräch.

Schon beim Einstieg am späten Nachmittag in Hegyeshalom wurde Chalupar klar: Das ist kein gewöhnlicher Zug. "Ich hatte gerade noch genug Platz zum Stehen. Alles war voller Flüchtlinge, die nach Deutschland wollten."
Chalupar nutzte die Zeit im Zug, um mit den Flüchtlingen ins Gespräch zu kommen. Menschen aus Syrien, Jordanien, Irak und Somalia. "Mit den jungen Leuten aus Somalia sprach ich Swahili. Die waren hoch erfreut, hier in Europa quasi einen Landsmann zu treffen."

Immer wieder kam die Frage, ob man denn schon in Deutschland sei. "Ich sagte natürlich auch, dass uns in Europa die enorme Flüchtlingswelle vor ungeahnte Probleme stellt. Die Leute nickten verständnisvoll und erzählten mir von Bombardierungen und Schießereien in ihren Heimatstädten." Im Verlauf der Gespräche habe er nie das Gefühl gehabt, bedrängt zu werden, sagt Chalupar. "Im Gegenteil: Die Menschen machten mir beim Einsteigen trotz der Enge gleich einen Platz frei. Sie waren sehr höflich und brachten große Dankbarkeit zum Ausdruck. Eigentlich trugen die sichtlich gebildeten und sauber gekleideten Menschen ihr Schicksal bewundernswert tapfer", so der ehemalige Bürgermeister.

Leid taten Chalupar vor allem die älteren Herrschaften unter den Flüchtlingen. "Für die bricht sicher die Welt zusammen. Ich wünsche denen, dass sie nach einiger Zeit wieder zurück in ihre Heimat können." Mehrmals habe er sich daheim überlegt, wie glücklich sich die Österreicher schätzen können, in einem wohlhabenden und sicheren Land zu leben. "Die Arbeit unserer Politiker will ich da wirklich einmal positiv erwähnen. Die Situation würde anders aussehen, wenn auch bei uns mehr Radikalisten das Sagen hätten und unsere Menschen polarisieren würden."

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25. April 2024