Emotionaler Starkstrom-Infoabend brachte wenig neue Erkenntnisse

Von Von Thomas Fellhofer   27.September 2018

MÜHLVIERTEL. Wie hoch die Emotionen in der Debatte um die geplante Starkstromleitung zwischen Freistadt und Rohrbach bereits gekocht sind, offenbarte sich gleich zu Beginn der Regionskonferenz in Bad Leonfelden. Eigentlich wurden diese Konferenzen dazu ins Leben gerufen, um die Bürger schon im Planungsprozess optimal einzubinden. Vertreter des Landes und des Netzbetreibers informieren über den Prozess der Trassenfindung. Schon zu Beginn wurden die Besucher von einer „Mahnwache“ mit Transparenten und Grablichtern empfangen. Am Anfang der eigentlichen Zusammenkunft forderten dann die Aktivisten der IG Landschaftsschutz 20 Minuten Vortragszeit - sehr zum Unmut der Veranstalter.

Nach einer heftigen Diskussion zwischen Landes-Koordinator Walter Wöss und dem von der IG Landschaftsschutz namhaft gemachten Sprecher Gottfried Mitterlehner wurde diese Zeit zähneknirschend gewährt. Mitterlehner legte die Standpunkte der IG dar. Er kritisierte den Prozess an sich: „Wir haben das Gefühl, dass es gar keine echte Bemühung für ein Erdkabel gibt. Es scheint, als sei die Entscheidung für eine Freileitung schon gefallen“, sagte er.

Nun müsse jede Seite einen Schritt zurück machen um in einen echten Dialog treten zu können. Außerdem müsse man sich mehr Zeit nehmen. Hauptkritikpunkt war letztlich der fehlende Diskurs über die Erdkabel-Variante. „Wir wollen eine seriöse Prüfung aller Varianten und die Beiziehung von Experten, denen beide Seiten vertrauen“, brachte es Mitterlehner auf den Punkt. Dominik Revertera stellte dann die konkreten Fragen: „Wo verläuft die Erdkabel-Variante? Wie hoch sind die Mehrkosten? Wann werden diese Überlegungen endlich in den Trassenfindungsprozess integriert?“

Aktivisten verliesen Saal

Zur Diskussion kam es nicht mehr: Weil das Podium die Beantwortung der Fragen auf das Ende der Tagesordnung verschoben hatte, verließen die Aktivisten in großer Zahl den Saal. Tatsächlich scheint die Erdkabel-Variante im Trassenfindungsprozess eine höchst untergeordnete Rolle zu spielen. Zwar werden alle fünf Freileitungstrassen mit höchster Akribie durchleuchtet und bewertet, das Erdkabel allerdings nicht dargestellt.

Erdkabel technisch schwierig

Warum der Freileitung der Vorzug zu geben sei, versuchte Wolfgang Angerer vom „Hochspannungs-Team“ der Netz OÖ auf den Punkt zu bringen: „Natürlich wäre es machbar, aber es ist ein technischer und wirtschaftlicher Humbug“. Beim Netzbetreiber geht man davon aus, dass die Kabel-Variante um den Faktor drei teurer käme, denn so einfach könne man ein 40 Kilometer langes Kabel gar nicht ins Starkstromnetz „reinhängen“: „Das ist in unserem Netz technisch einfach nicht darstellbar. Machbar wäre es nur, wenn wir Trenntransformatoren an beiden Kabelenden einbauen würden. Erstens sind diese teuer und zweitens sind sie auch im Betrieb nicht wirtschaftlich“, erklärte der Experte den noch anwesenden Zuhörern und nannte geschätzte Mehrkosten von 16 Millionen Euro alleine für diese Trafo-Stationen.

Studie über Vollkosten

Wenn es auch zu einer möglichen Kabeltrasse noch überhaupt keine Überlegungen gibt, wird es zumindest die Kosten betreffend bald Klarheit geben. Das Ergebnis einer in Auftrag gegebenen Studie wird für November erwartet. Darin soll ein Vollkostenvergleich zwischen Freileitung und Erdkabel dargestellt sein.