Eindringlicher Appell aus Mauthausen zur Wahrung der Kinderrechte
BEZIRK PERG. Symposium für Menschenrechte versammelte mehr als 700 Teilnehmer im Mühlviertel.
Mehr als 700 Teilnehmer versammelte das Symposium für Menschenrechte am Wochenende in der Bewusstseinsregion Mauthausen/Gusen/St. Georgen. Bei Podiumsdiskussionen, Konzerten, Ausstellungen, Workshops sowie Rundgängen zu historischen Schauplätzen des NS-Terrors wurde auf die Bedeutung der Charta der Menschenrechte hingewiesen. Auch aktuelle Bedrohungen für die Menschenrechte kamen dabei zur Sprache.
Den thematischen Schwerpunkt des Symposiums, das bewusst rund um den Gedenktag der Novemberpogrome 1938 angesetzt worden war, bildeten die Rechte von Kindern und Jugendlichen. Diese seien in Österreich gefährdet wie noch nie, heißt es in der gestern Mittag verabschiedeten Schlusserklärung des Symposiums. Ausgrenzung, das Schüren von Ängsten und ein stärker werdender Rassismus würden alle Menschen gefährden. Kinder seien davon besonders betroffen. Deshalb brauche es ökonomische, kulturelle und bildungspolitische Rahmenbedingungen, die den Menschen eine gleichberechtigte Teilhabe an der Gesellschaft ermöglichen.
"Es ist in vielen Bereichen nicht selbstverständlich, dass Kinder frei von Gewalt aufwachsen. Besonders Kinder auf der Flucht sind struktureller Gewalt ausgesetzt. Das müssen wir aufzeigen", sagte dazu der Vorsitzende der Bewusstseinsregion und Bürgermeister von St. Georgen an der Gusen, Erich Wahl (SP). Diese Erfahrung unterstrich auch eine junge Asylwerberin aus Langenstein, die ihre Erfahrungen während der Flucht aus Afghanistan schilderte: "Am schlimmsten war die Fahrt über das Meer in einem kleinen Boot. Wir waren 60 Menschen und es drang immer mehr Wasser in unser Boot. Ich hatte Todesangst, denn ich kann nicht schwimmen."
In seinem zweiten Jahr habe es das Symposium geschafft, Wurzeln zu schlagen und immer mehr Menschen anzusprechen, sagt der Vorsitzende der "perspektive mauthausen", Walter Hofstätter. Diese Verankerung könnte bald noch weiter reichen: Die Initiatoren haben nämlich ihre Fühler nach Straßburg ausgestreckt. Dort will man die Symposium-Schlusserklärung vor dem EU-Parlament präsentieren.
Zitiert
„Es ist nicht selbstverständlich, dass Kinder frei von Gewalt aufwachsen. Besonders Kinder auf der Flucht sind struktureller Gewalt ausgesetzt. Das zeigen wir auf.“
Erich Wahl, Bewusstseinsregion Mauthausen, Gusen, St. Georgen
„Das Beispiel des polnischen Pädagogen Janusz Korczak zeigt, dass es bereits vor 100 Jahren möglich war, Kinder selbstbestimmt zu erziehen.“
Cornelia Müller, Universität Leipzig
„Die Politik hat das NGO-Bashing zu ihrer neuen Lieblingsbeschäftigung erklärt. Umso wichtiger ist es, die Zivilgesellschaft zu unterstützen.“
Lisa Wolfsegger, Asylkoordination Österreich