Die besten Hopfenbauern Europas suchen Nachwuchs im Mühlviertel

Von Von Thomas Fellhofer   10.Oktober 2017

„Wenn ich solche Hopfenproben sehe, bin ich wirklich angetan von der Qualität“, sagte Josef Reiter, Obmann der Mühlviertler Hopfenbaugenossenschaft am Beginn der heurigen Hopfenbonitierung. Das ist die alljährliche „Erfolgskontrolle“ für die heimischen Hopfenbauern, die sich schon zum 67. Mal zur Bonitierung trafen – so lange gibt es die Genossenschaft in Neufelden schon. Nach dem besonders guten Hopfenjahr 2016 blickten die Bauern auch 2017 auf eine erfolgreiche Saison zurück.

Die Menge und Qualität der heurigen Ernte liegt im guten Durchschnitt. „Nach einem zeitigen Austrieb im Frühjahr konnten wir relativ bald ins Feld. Dann hatten wir aber noch Spätfrost. Darunter haben vor allem die frühen Sorten ein wenig gelitten“, erzählte Reiter.

Deswegen konnten die Hopfenpflanzen auch erst relativ spät „angeleitet“ werden. Auch der trockene Juni habe das Wachstum gebremst. „Dafür waren die besonders wichtigen Hopfenmonate Juli und August heuer ideal. Wir haben gestaunt, wie viele Dolden sich gebildet haben“, sagte Reiter. Als im August die Reben geerntet waren, staunten die Mühlviertler Bauern über die Menge an Dolden, die sie einfahren konnten. Auch die Lupolin-Einlagerung war zur Zufriedenheit der Landwirte, die übrigens nach Nachwuchs suchen: „Zwei neue Hopfenbetriebe könnten sofort anfangen – die Menge brauchen wir sicher“, lud Reiter ein. Sein Geschäftsführer Hermann Bayer ergänzte: „Vor allem im Bereich des Biohopfens könnten wir viel mehr vertragen. Ich bin froh, dass zwei Mitglieder überlegen umzusteigen.“ Zwei bis drei Jahre brauche man aber sicher noch, um die gesteigerte Nachfrage nach Biohopfen bedienen zu können.

Video: Zu Gast bei der Hopfenbewertung

Angespannter Markt

Geschätzt wird der Hopfen vor allem bei den Brauern, die heuer über Irritationen am Markt sprachen: „Die Meldungen aus Deutschland haben uns schon nachdenklich gestimmt. Dort sprach man von massiven Ernteausfällen und die Hopfenhändler reagierten teilweise mit Lieferstopps“, erzählte Brauunion-Einkäufer Johann Jäger. Überhaupt werde es immer mehr, dass es durch Unwetter kleinräumige Ausfälle der Lieferanten gebe. In Spanien beispielsweise vernichtete Hagel große Teile der Ernte. Deshalb prognostizierte Jäger auch einen Preisanstieg bei Aroma- und Bitterhopfen. „Interessant ist für uns natürlich auch wie sich der Markt in Amerika entwickelt“, sagte er und vermutete eine Abflachung des Craft-Beer-Booms.

Insgesamt ernteten die mehr als 40 Mühlviertler Hopfenbauern 257 Tonnen Bitter- und Aromahopfen. Die Alphawerte, die im Labor ermittelt wurden, liegen über dem langjährigen Durchschnitt. Die Bonitierung selbst stellte den Proben zu 100 Prozent die Bestnote I aus.

Dabei prüfte die Kommission unter dem Vorsitz von Johann Jäger die sensorischen Eigenschaften des Hopfens. Die Profis verließen sich dabei ganz auf ihre ausgezeichneten Sinne.