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Die Spurweite der Bahn ist den meisten völlig egal

Von Thomas Fellhofer   16.Oktober 2013

Wollen wir alles zerreden oder wollen wir Entscheidungen“, sagte ein etwas genervter Landeshauptmann-Stellvertreter Franz Hiesl Montagabend nach zweieinhalb Stunden Diskussion um die Mühlkreisbahn im Seminarzentrum des Stiftes Schlägl. Er nahm gemeinsam mit Landesrat Reinhold Entholzer und Mühlkreisbahn-Projektbetreuer Bernhard Kohl Stellung zu den Vorwürfen, man fahre seitens der Landespolitik mit der RegioTram buchstäblich über die Bürger drüber.

Tatsächlich war die Veranstaltung, zu der Abt Martin Felhofer geladen hatte, über weite Strecken grotesk. Die Politiker am Podium und die Bahn-Aktivisten im Auditorium redeten aneinander vorbei. Man warf sich gegenseitiges Unverständnis vor – zu Recht. Die Politik will nicht hören, dass es durchaus Argumente gibt, die Normalspur auf der Mühlkreisbahn zu behalten. Die Vertreter der Pro-Mühlkreisbahn-Vereine wollen umgekehrt nicht hören, dass viel für die 900-Millimeter-Spur spricht. Der Zug ist im wahrsten Sinne des Wortes ohnehin schon abgefahren. „Wir schaffen in der Normalspur keine Anbindung an Linz, da sich ein S-Bahn-Konzept in absehbarer Zeit nicht verwirklichen lässt“, versuchte Bernhard Kohl zu erklären.

Bis Kleinzell fix

Grund der Veranstaltung war unter anderem der Wunsch, man möge doch die Bahn zwischen Rohrbach und Aigen-Schlägl nicht aufgeben. Durchaus gäbe es touristische Potenziale, wie das etwa die steigenden Fahrgastzahlen auf der Ilztalbahn beweisen. Dennoch kann man alleine wegen des Tourismus keine Bahn aufrecht erhalten. Überhaupt konnte sich der unvoreingenommene Zuhörer am Montag dem Verdacht nicht entziehen, dass sowieso nur bis Kleinzell gebaut wird. „Bis Kleinzell haben wir die Finanzierung, wir halten uns aber die Option nach Rohrbach offen. In einer dritten Ausbauphase könnte auch die Strecke bis Aigen bedient werden“, sagten die Landespolitiker Hiesl und Entholzer – ein klares Bekenntnis schaut anders aus.

Die Idee, den Gollnerberg zwischen Haslach und Rohrbach zu untertunneln und direkt ins Zentrum der Bezirksstadt zu fahren, hat man ohnehin schon zu Grabe getragen. Bleibt die Frage, ob die projektierten Kosten für die Tunnelführung im Gollnerberg nicht auf eine weitere Umspurung zwischen Berg und Schlägl verwendet werden können. Mit diesem Kompromiss müssten am Ende des Tages alle leben können.

Spurweite ist vielen egal

Völlig unverständlich ist die endlose Debatte über die Spurweite und die damit verbundenen schmäleren Garnituren. Wer einmal mit Tango-Tram oder einer Flirt-Garnitur gereist ist, weiß, dass es gegenüber einem Desiro keinen nennenswerten Nachteil gibt. Fahrradmitnahme und ein WC sind auch hier realisierbar. Ebenso die Barrierefreiheit.

Die Grundfrage bleibt, ob man ein Durchschleifen zum Hauptbahnhof will oder nicht. Dies scheint zumindest politisch nur mit der Spurweite der Linzer Straßenbahn umsetzbar. Deshalb ist es unbedingt erforderlich, in der Region zu einem Schulterschluss zu kommen und klar Position für die Bahn zu beziehen. Sonst verliert man sich in einem Geplänkel um die Spurweite. Alle Kräfte im Oberen Mühlviertel müssen das Projekt, das technisch, finanziell, zeitlich und politisch am leichtesten zu realisieren ist, akzeptieren und die Politik, die selbiges verspricht, vor sich hertreiben.

Die Zeit, sich ein ausgewachsenes S-Bahn-Konzept zu wünschen und von einer Anbindung ans deutsche Schienennetz zu träumen, ist vorbei.

 

Zitate

„Priorität muss die Anbindung der Mühlkreisbahn am Hauptbahnhof haben. Von einer reinen Nostalgiebahn halte ich nichts“ - W. Schirz, Bgm. St. Martin

"Wir dürfen die Menschen aus dem Hinterland der Haltestellen nicht vergessen. Viele fahren nach Oepping, um dort in den Zug einzusteigen. Dass dort nicht mehr alle Züge halten können, ist ein hausgemachtes Problem. Die Mühlkreisbahn wurde absichtlich unattraktiv gemacht“ - W. Peinbauer, Bgm. Oepping

"Auf der bestehenden Trasse und mit der bestehenden Spurweite wäre viel möglich. Seitens der Bahn könnte man leicht eine Stunde Fahrzeit von Rohrbach nach Linz realisieren. Die Umspurung käme um ein Vielfaches teurer und ist aus unserer Sicht absolut nicht nötig." - Robert Struger, engagiert sich für die Bahn

„Wollen wir die Anbindung an den Hauptbahnhof, führt kein Weg an der Umspurung auf 900 Millimeter vorbei“ - Bernhard Kohl, erstellte das Vorprojekt zur RegioTram
 

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