Der Stoff, aus dem die Heimat ist

Von Karin Wansch   10.November 2014

Sie gehörten einst in jeden Haushalt: die blaukarierten Hand- und Tischtücher aus dem Mühlviertel. Ein robustes, saugfähiges und früher noch billiges Qualitätsprodukt, das bis heute nach originalem Muster gewebt wird. Mit "Omas altvaterischen Geschirrtüchern" habe sich Ulrike Eckerstorfer "ein Stückchen Heimat" nach Wien mitgenommen, erzählt die 41-Jährige. Und zugleich den Stoff für eine Geschäftsidee, mit der sie sich vor vier Jahren selbstständig gemacht hat: Aus dem sogenannten Zwilch gestaltet sie u.a. Geschirrtücher mit fröhlichen Applikationen – Kernprodukt ihrer Firma "La Schachtula".

Aufgewachsen als Tochter einer Schneiderin in der Textilhochburg Haslach, absolvierte sie die Modeschule in Linz. Danach arbeitete Eckerstorfer zuerst im Textilbereich, fasste nach dem Umzug nach Wien dann im Eventmarketing Fuß und studierte nebenbei Unternehmensführung. Zu ihren kreativen Wurzeln kehrte sie nach der Geburt ihrer heute 18-jährigen Tochter zurück: Sie nähte aus den Mühlviertler Stoffen Babygeschenke – Freunde und Bekannte waren begeistert.

Vom Hobby zur eigenen Firma

Eine handgefertigte Schachtel mit Nützlichem und Schönem für die Baby-Erstausstattung ist das namensgebende Markenzeichen ihres Unternehmens. Die Produktpalette reicht darüber hinaus von Handtüchern und Kosmetikbeuteln bis zu Kuscheltieren und Yogakissen; Bestseller sind nach wie vor die karierten Geschirrtücher. Gefertigt werden sie in Heimarbeit von vier Näherinnen. Die Stoffe – Frottee, feinstes Leinen und Waffelstoff – stammen aus dem Mühl- und Waldviertel.

Bei aller Kreativität: Zur erfolgreichen Selbstständigkeit braucht es eine große Portion Geschäftssinn, sagt Eckerstorfer. Den bewies sie mit ihrem ebenfalls 2010 eröffneten Shop "Mein Design" in Wien. Die Fixkosten teilt sie sich mit anderen Designern, die ihre Verkaufsfläche mieten. "Ich wollte mich ursprünglich in einem Kindergeschäft einmieten, bin aber abgeblitzt. Also habe ich selbst ein Geschäft aufgemacht."

Seit Jahren ist Ulrike Eckerstorfer auch Stammgast auf Handwerksmärkten. Ihr Rat an alle, die sich ebenfalls mit Handarbeiten selbstständig machen wollen: "Auch wenn die Produkte den Freunden gefallen: Unbedingt auf Märkte gehen und schauen, ob sie von Fremden gekauft werden. Wenn nicht die fünffache Standmiete hereinkommt, kann man es vergessen." Und den Aufwand – Material und vor allem die eigene Zeit – realistisch kalkulieren. "Ich habe noch nie so viel gearbeitet wie in den vergangenen vier Jahren. Aber ich möchte keinen anderen Job haben. Es gibt nichts Schöneres, als eine Idee umzusetzen, und es klappt!"

"99 Sachen, die wir im Mühlviertel machen": Die OÖN und die EUREGIO suchen das typisch Mühlviertlerische – mitmachen auf www.99sachen-muehlviertel.at

 

Einkaufstipp

Erhältlich sind Ulrike Eckerstorfers Textilien unter anderem im Salon Buntspecht (www.salon-buntspecht) in der Herrenstraße 48 in Linz. Dieses Geschäft wurde vor einem Jahr eröffnet und basiert ebenfalls auf dem „Shop im Shop“-Prinzip: 40 Kunsthandwerker und Kreative aus ganz Oberösterreich haben sich hier eingemietet und präsentieren eine herrliche Vielfalt an handgemachten Produkten. Mehr zu Ulrike Eckerstorfer auf www.laschachtula.at