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"Blaues Wunder" als Kulturerbe

Von Manfred Wolf   22.April 2015

Die Freude war naturgemäß groß im Hause Wagner, als Ende März ein Mail von der österreichischen UNESCO-Kommission im Postfach landete. Der Inhalt in Kürze: Dem Ansuchen der Familie Wagner, den Mühlviertler Blaudruck in die Liste des immateriellen Kulturerbes aufzunehmen, wird stattgegeben.

Klingt hölzern, war aber für Färbermeisterin und ihren Mann Karl ein besonders emotionaler Moment. "Es hat sich ausgezahlt", sagt Maria Wagner, die das traditionsreiche Handwerk vor 17 Jahren von ihrem Schwiegervater übernommen hat. "Damals war es schon fast ganz still geworden um den Blaudruck, jetzt ist er wieder in Mode. Da bin ich schon stolz." Freilich profitierte auch sie vom Trachten-Trend, der seit vielen Jahren ungebrochen ist.

Die Letzten in Oberösterreich

Ende des vorigen Jahres hatte sich die Blaudruckerin überreden lassen, ihr Handwerk einzureichen – getreu dem Motto: "Hilft’s nicht, so schadet’s nicht." Also sammelte Maria Wagner Expertisen von Museen, Artikel und Unterstützungserklärungen. "Das war ein großer Aufwand", sagt sie. Aber es hat sich gelohnt – und hilft, diese Tradition vor der Vergessenheit zu bewahren. Immerhin ist sie die letzte Blaudruckerin Oberösterreichs – und eine von zwei in Österreich. Im burgenländischen Steinberg färbt die Familie Koó nach ähnlicher Tradition – allerdings wird dort anstatt Leinen Baumwolle gefärbt. Auch die Muster sind andere: Mühlviertler Blaudruck bedient sich klassischer Motive aus der Region wie Hopfen, Ähren ...

Während der burgenländische Blaudruck seit längerer Zeit zum Kulturerbe zählt, ist das Mühlviertler Pendant neu. Entscheidend bei der Aufnahme war, dass es sich um gelebtes Handwerk handelt – es muss also ausgeübt werden. Was im Falle der Familie Wagner seit vier Generationen geschieht.

Einst gab es allein im Kurort drei Färbereien. Bis zu 17 waren es im gesamten Mühlviertel – noch heute zeugen große, teils allerdings dem Verfall preisgegebene Färberhäuser und auch Straßenbezeichnungen davon. Heute sind die Wagners die Letzten in Oberösterreich. Aber das Wissen wird weitergegeben. Ob in ferner Zukunft einer der drei Söhne die Färberei übernimmt, steht allerdings in den Sternen. "Noch sind wir eh jung und kräftig", beruhigt Maria Wagner, die sich nun das nächste Ziel gesetzt hat: Gemeinsam mit der Familie Koó, tschechischen, ungarischen und deutschen Blaudruckern soll das Handwerk auch als europäisches Kulturerbe positioniert werden.

Wer weiß, vielleicht kommt in wenigen Jahren erneut ein Mail von der UNESCO-Kommission, dann aber von der europäischen.

„Blauer Power“ beim 15. Gutauer Färbermarkt

Während im Jahr 1968 die „Flower Power“-Bewegung ihrem Höhepunkt entgegenstrebte, ging in Gutau die letzte Färberin, Margarethe Krennbauer, in den Ruhestand. Heuer, am 3. Mai, will der Mühlviertler Ort seinem Ruf als Färbergemeinde wieder in nichts nachstehen. Unter dem Motto „Blauer Power“ bieten 70 Kunsthandwerker, davon zwölf Färber aus dem mitteleuropäischen Raum, beim schon traditionellen, von den OÖNachrichten präsentierten Färbermarkt in Gutau wieder ihre Kunst- und Handwerkswaren feil.
Unter den Ausstellern sind – neben den letzten Blaufärbern in Oberösterreich, der Familie Wagner aus Bad Leonfelden (siehe links) – heuer erstmals die ausgebildeten Grafiker Janina Wegscheider und Martin Lasinger. Die beiden experimentellen Färber haben im vergangenen Herbst in Gutau ein Projekt ins Leben gerufen, das das traditionelle Handwerk mit modernen Mitteln verbindet.
Weitere Programmpunkte:

Färben: Dank einer „Zeugfärberei“ können Stoffe mit Papp – spezielle Färberlösung – bedruckt und mit Indigo gefärbt werden.

Unterhaltung: Volkstänze, Loidhartinger Tanzlmusi, Street-Jazz-Dance, Modenschau und Musik in der Färberhofstatt (mit Künstlern des Landestheaters).

Lernen: Wie funktioniert Blaudruck? Das ist im einzigen Färbermuseum Österreichs zu sehen.

Kinderprogramm: Bei der Schule (bei Schlechtwetter in der Schule) findet ab 10 Uhr das Kinderprogramm statt (mit Zauberer).

Mit der OÖNcard günstiger zum Färbermarkt! Sonntag, 3. Mai, 8.30 bis 17 Uhr – Marktplatz Gutau, Eintritt: 3 Euro.

 

Ausstellung

26 Einträge mit Bezug zu Oberösterreich gibt es in der Liste des Immateriellen Kultuerbes in Österreich. Neu sind Blaudruck und Landschaftskrippen in Ebensee. Bei der Verleihung der Urkunden an die Neuen im Sumerauerhof bei St. Florian am 26. April wird auch die Ausstellung „Oberösterreichs Kulturerbe“ eröffnet.

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25. April 2024