Aus der Luft "spürt" die Polizei radioaktive Strahler
Strahlenspürer der Polizei gibt es in jedem Bezirk – einige haben sich auf Einsätze im Hubschrauber spezialisiert.
Es muss nicht gleich ein Störfall oder Unfall in einem Kernkraftwerk sein, damit die Spürtrupps der polizeilichen Strahlenschutz-Einheit zum Einsatz kommen. Viel wahrscheinlicher ist, dass nach einem Verkehrsunfall ein Strahler nicht mehr aufzufinden ist. Denkbar ist auch ein Absturz eines Flugzeuges oder gar eines Satelliten. Aber auch ein terroristisches Szenario mit einer "Schmutzigen Bombe" oder die illegale Entsorgung von radioaktivem Material sei vorstellbar. In all diesen Fällen rückt neben Militär und Feuerwehr auch die Spezialeinheit der Polizei an: "Wir sind dafür zuständig genaue Daten zu liefern auf deren Basis die Verwaltung, beziehungsweise Politik Entscheidungen treffen kann, sagt Karl Rittmannsberger, zuständiger Sachbearbeiter für den Strahlenschutz der Landespolizeidirektion.
Ständiges Üben
Damit im Ernstfall die richtige Handhabung der Geräte sitzt, müssen alle 90 oberösterreichischen Strahlenspürer regelmäßige Übungen absolvieren, darunter auch die acht ausgebildeten Luftspürer Oberösterreichs. Zwei von ihnen sind Ludwig Scheuer aus Oepping und Harald Drescher aus Kirchberg-Thening. Sie kehrten gerade von einer großen Luftspür-Übung in Scharnstein zurück. Trainiert wurde die Strahlensuche vom Hubschrauber aus.
"Wir sind damit viel schneller als Fußtrupps", erklärt Rittmannsberger, warum Hubschrauber eingesetzt werden. Dabei wird ein Einsatzgebiet definiert und dieses dann im Mäanderverfahren abgeflogen. Die Polizisten messen mit hochsensiblen Geräten die vorherrschende Dosisleistung und können so einen Strahler oder ein verstrahltes Gebiet eingrenzen. So kann ein großes Gebiet schnell abgesucht werden. Gerade im Bereich der Aeroradiometrie – so nennt man das Strahlenspüren aus der Luft – sind die Polizisten führend. Die Ausrüstung besteht aus hochsensiblen Geräten: "Wenn wir zum Beispiel im Mühlviertel über einen Findling fliegen, schlagen die Geräte schon an", erklärt der Strahlenschutz-Experte. Ein weiterer großer Vorteil des Luftspürens ist, dass nach oben hin ein Strahler selten abgeschirmt ist. "Wir könnten mit einem Fußtrupp an einem Strahler vorbeilaufen, wenn dieser in einem Graben liegt. Aus der Luft finden wir die selbe Quelle ohne Probleme."
Zusammenspiel der Kräfte
Im Ernstfall steht die Polizei natürlich nicht alleine da, weil auch das Bundesheer, die Feuerwehr und das Rote Kreuz Strahlenschutz-Personal ausbildet.
"Wichtig ist der Kontakt mit den Behörden. Wir können nur ein genaues Lagebild zeichnen. Dieses zu beurteilen und Entscheidungen zu treffen, ist dann die Aufgabe anderer", sagt Rittmannsberger.
Personal in jedem Bezirk
Übrigens gibt es in jedem Bezirk vier ausgebildete Strahlenspürer der Polizei, in den Statutarstädten gibt es sogar jeweils zwei Gruppen mit vier Mann. Auch die Landes-Verkehrsabteilung verfügt über zwei Gruppen. "Da geht es vor allem darum, Gefahrengut-Transporte mit radioaktiven Stoffen zu kontrollieren", erklärt Karl Rittmannsberger.
Luftspüren – Aeroradiometrie
Großräumige radioaktive Kontaminationen, wie sie nach Kernkraftwerksunfällen, Satellitenabstürzen oder Kernwaffeneinsätzen vorkommen können, erfordern eine möglichst rasche Feststellung jener Gebiete, die am stärksten betroffen sind. Damit kann die Bevölkerung am wirkungsvollsten vor den Auswirkungen dieser gefährlichen Strahlung geschützt werden.
Aber auch im Falle des Verlustes, des illegalen Transportes oder der Entsorgung von radioaktivem Material sowie bei Terroranschlägen mit „schmutzigen Bomben“ wird diese Methode des Strahlenspürens angewendet.
Eingesetzt wird ein in Österreich einzigartiges, in den Seibersdorf Laboratories entwickeltes satellitengestütztes System mit automatischer Positions- und Messdatenerfassung.
Dieses System kann in einem Hubschrauber oder Fahrzeug eingesetzt werden und erreicht eine Spürleistung, die ca. 4000-fach höher ist als bei Einsatzpersonal mit Strahlenmessgeräten, die zu Fuß eingesetzt sind.
Die integrierte Datenübertragungssoftware ermöglicht die Übermittlung der gesammelten Messdaten an die Landeswarnzentralen sowie an die Strahlenschutzabteilung des Lebensministeriums. In Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Inneres erfolgt die Ausbildung der Exekutivbeamten für diesen Sonderdienst.
(Seibersdorf Laboratories)