Max Hermann: Ein Stehaufmandl bei der Handball-WM

Von Reinhold Pühringer   12.Jänner 2019

Dass Max Hermann Österreichs Farben bei der seit Donnerstag laufenden Handball-WM in Deutschland und Dänemark vertritt, hatte der gebürtige Trauner vor einer Woche selbst noch nicht geahnt. Denn der 27-Jährige, der in der rot-weiß-roten Auswahl sogar schon die Kapitänsbinde getragen hatte, hatte aus freiwilligen Stücken auf eine WM-Teilnahme verzichtet. Seiner Schulter wegen. Eigentlich wollte er das Gelenk lieber weiter aufbauen, als sich mit ihr in Zweikämpfe gegen die besten Spieler der Welt zu werfen.

Kein Wunder, hatte der Linkshänder doch bereits fünf Operationen über das Gelenk oberhalb seines Wurfarms ergehen lassen müssen. Andere hätten bei so einer Leidenshistorie wohl längst das Handtuch geworfen. Auch Hermann stand manchmal kurz davor. „In der Reha gab es Phasen, in denen ich mich gefragt habe, ob das noch einen Sinn hat, ich das meinem Körper noch zumuten kann.“ Die Verletzungsprobleme hätten um ein Haar auch seine Karriere beendet. Nachdem er in der Saison 2017/18 kein einziges Bewerbsspiel für den deutschen Erstligisten Gummersbach bestreiten konnte, machte er vergangenen Sommer sogar den Schritt zurück in die österreichische Liga zu Hard. Obwohl Hermann nicht mehr richtig werfen kann, fasste er bei den Vorarlbergern als Defensiv-Chef wieder Fuß im Profi-Handball und konnte seine Schulter stabilisieren.

Wenn man so will, war es eine „Familienangelegenheit“, wegen der Hermann letztlich doch bei der Weltmeisterschaft dabei ist. Da sich sein Zwillingsbruder Alex, ebenfalls einer der besten Handballer Österreichs, im Training am Fuß verletzte, ereilte Max vor sechs Tagen der Ruf von ÖHB-Teamchef Patrekur Jóhannesson. Für seinen Bruder wolle er es tun, willigte der ehemalige Kapitän schließlich ein.

Das vorrangige Ziel bei den Weltmeisterschaften ist klar: In der sechs Teams umfassenden Vorrundengruppe unter die besten drei kommen, was den Aufstieg in die Hauptrunde bedeutet. „Das packen wir“, sagt Hermann.