Mann im Schlaf mit Messer attackiert? „Kann mich nicht daran erinnern, was war“
RIED IM INNKREIS. Am Dienstag wurde im Landesgericht Ried der Prozess wegen versuchten Mordes gegen eine 32-Jährige, die im August 2022 ihren Mann mit Antidepressiva sediert und ihn dann am Hals geschnitten haben soll, fortgesetzt. Da noch weitere Zeugen und Beweismittel beantragt wurden, gab es auch am zweiten Prozesstag kein Urteil. Bei einer Verurteilung drohen der Frau bis zu 20 Jahre Haft. Der dritte Verhandlungstag geht am 27. April über die Bühne.
Gestern wurde im Landesgericht Ried der Prozess wegen versuchten Mordes gegen eine 32-Jährige, die im August 2022 ihren Mann mit Antidepressiva sediert und ihn dann am Hals geschnitten haben soll, fortgesetzt.
Wie berichtet, behauptet die Angeklagte, dass nicht sie, sondern ihre Tochter die mutmaßliche Täterin sei. Verteidiger Andreas Mauhart plädiert auf Freispruch. Es gebe zu viele offene Fragen und Ungereimtheiten. Staatsanwältin Petra Stranzinger ist überzeugt davon, dass die 32-Jährige für die Tat verantwortlich sei, die sie genau geplant habe. Wenige Stunden vor dem Messerangriff habe die Beschuldigte ihrem Mann Medikamente ins Essen gemischt, dadurch sei dieser rasch eingeschlafen.
„Meinem Papa wurde die Kehle aufgeschnitten, er ist bei Bewusstsein und kann reden“, sagte die 13-jährige Tochter des Opfers. Ihr Anruf beim Notarzt wurde den Geschworenen im Gerichtssaal vorgespielt. „Es war ziemlich chaotisch. Mutter und Tochter sagten bei der ersten Befragung, dass sie einen Täter weglaufen gesehen hätten. Die Aussagen der beiden waren eher empathielos“, sagte ein Polizist gestern im Zeugenstand. Die Angeklagte habe überhaupt nicht auf Fragen reagiert. „Sie wirkte sehr uninteressiert“, so ein anderer Beamter.
"Lückenhafte Erinnerungen"
„Die Beschuldigte hat bei unserer Befragung gesagt, dass nur sie für die Tat verantwortlich sein könne. Allerdings habe sie lückenhafte Erinnerungen, an die eigentliche Tathandlung könne sie sich nicht gar erinnern“, sagte ein Beamter des Landeskriminalamts. Zwei Cuttermesser, die als Tatwaffen infrage kommen, wurden auf DNA- und Blutspuren untersucht, allerdings ohne Ergebnis. „Die Messer könnten gründlich abgewaschen worden sein“, sagte ein Gutachter. Laut Polizei hatte die Beschuldigte einem Polizisten ein Messer mit einem orangefarbenen Griff als Tatwaffe gezeigt.
Der vorsitzenden Richterin Claudia Grillneder wurde auch ein Brief, den die Beschuldigte einige Wochen nach ihrer Festnahme im Sommer 2022 von der Justizanstalt Ried aus an ihre Tochter schrieb, vorgelegt. „Ich hoffe, du kannst mir irgendwann verzeihen. Du bist alt genug, dass ich offen mit dir rede. Auf mich wartet eine sehr lange Haftstrafe. Ich hätte auf Papa hören sollen und früher Hilfe aufsuchen müssen. Ich kann mich nicht daran erinnern, was war“, so ein Auszug aus dem Brief. Dieses Schreiben steht in eklatantem Widerspruch zur Aussage am vergangenen Freitag, als die 32-Jährige die eigene Tochter für die Tat verantwortlich machte.
Fortsetzung am 27. April
Der Prozess wurde gestern Nachmittag erneut unterbrochen. Es müssen weitere Zeugen, unter anderem der 15-jährige Neffe der Beschuldigten, der in der Tatnacht im Haus anwesend war, befragt werden. Zudem wird ein Gutachten eingeholt, um mehr über die Wirkung der untergemischten Medikamente zu erfahren. Auch ein Lokalaugenschein am Tatort ist nicht ganz ausgeschlossen. Der Prozess wird am 27. April fortgesetzt. Bei einer Verurteilung drohen der Angeklagten bis zu 20 Jahre Haft. Es gilt die Unschuldsvermutung.