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Zwischen Hoffen und Bangen im Corona-Sommer

Von Julia Popovsky   12.August 2020

Es ist eine Saison, wie sie niemand erwartet hat: Die Corona-Krise stellt die Tourismusattraktionen und -betriebe in und rund um Linz vor ungeahnte Herausforderungen. Allen voran das Ausbleiben der internationalen Gäste und der Schiffstouristen trifft die Unternehmen und Fremdenführer hart.

Eine erste Zwischenbilanz fällt gemischt aus: Bei den einen überwiegt die Erleichterung, dass das Geschäft besser läuft als erwartet. Die anderen hingegen bangen um ihre Existenz. Denn eine rasche Rückkehr zur Normalität sei kaum bald möglich, so der Tenor.

„Die Situation ist existenzbedrohend“

Von einer Katastrophe spricht Bernd Geiger, Besitzer des Linzer City Express, wenn er auf die heurige Saison angesprochen wird: „Es läuft ganz schlecht, im August sind wir bis jetzt auf knapp 30 Prozent des normalen Umsatzes.“ In den Monaten zuvor war es noch weniger: „Wir sind wie viele Tourismusbetriebe vom Erfolg der Hauptsaison abhängig. Wenn ich da nicht ein gewisses Kapital zur Seite lege, komme ich nicht über den Winter.“ Noch seien Reserven vorhanden: „Aber die Situation ist existenzbedrohend.“

Seit 25 Jahren ist Geiger mit seinen gelben Bummelzügen in Linz unterwegs, das Ausbleiben der Schiffs- und Bustouristen hat das Geschäft hart getroffen. Bis zu 90.000 Fahrgäste werden durchschnittlich pro Jahr transportiert, vor Beginn der Corona-Krise sah es danach aus, dass es diese Saison noch mehr werden könnten: „Aber jetzt fallen allein wegen dem Ausfall der Schiffe hunderte Fahrten weg, es bleiben auch viele Pensionistenverbände aus, die sonst immer kommen, weil die Busreisen fehlen. “ Vereinzelt würden zwar Einheimische das Angebot vermehrt nutzen: „Aber von Laufkundschaft und Einzelkunden alleine können wir nicht leben.“

„Die Kundschaft aus Übersee fehlt sehr“

 "Die Kundschaft aus Übersee fehlt sehr"
Lisa Cupak vom Linz-Souvenir-Geschäft am Hauptplatz

So ruhig wie jetzt war es im August im Linz-Souvenir-Shop am Hauptplatz noch nie: „Normalerweise sind wir um diese Zeit immer gut besucht“, sagt Angestellte Lisa Cupak. Gestern vormittag hingegen blieben die Gäste wieder einmal aus: „Momentan läuft es schlecht, wir hätten gehofft, dass mehr Schiffe in Linz anlegen.“ Denn die Schiffstouristen sind die Hauptklientel des Geschäfts, das Souvenirs mit Linz- bzw. Österreich-Bezug verkauft. Diese sind vor allem bei den Amerikanern heiß begehrt, die wegen des fehlenden Schiffstourismus heuer aber völlig ausbleiben. „Diese Kundschaft aus Übersee fehlt uns sehr“, sagt Cupak. Ab und zu würden zwar auch Radtouristen vorbeischauen: „Die kaufen aber oft nur einen Magneten.“

Unterkriegen lassen will sich Cupak nicht: „Wir nehmen jeden Tag, wie er kommt, und hoffen darauf, dass Gäste kommen.“ Die weitere Entwicklung hänge auch davon ab, ob heuer der Christkindlmarkt tattfinden kann: „Solche Veranstaltungen ziehen Besucher an und motivieren sie dazu, zu sagen: Okay, jetzt fahren wir nach Linz.“ Was sie dann im Optimalfall mit einem Abstecher in den Souvenir-Shop verbinden würden.

„Mehr Besucher aus Oberösterreich“

 "Mehr Besucher aus Oberösterreich"
Die Grottenbahn hat seit Juni wieder geöffnet.

Etwas anders als gewohnt verläuft die heurige Saison in der Linzer Grottenbahn am Pöstlingberg. Doch auf eine Fahrt mit Lenzibald müssen die jungen und älteren Besucher dennoch nicht verzichten. Auch wenn wegen der Corona-Sicherheitsmaßnahmen (Stichwort Mund-Nasen-Schutz-Pflicht) statt 50 Personen nur 20 in der Grottenbahn Platz nehmen dürfen.

Zudem fährt diese nicht wie gewohnt alle zehn Minuten, sondern nimmt im 15-Minuten-Takt ihre Reise durch die Märchenwelt auf. „In Anbetracht der coronabedingten Situation im heurigen Sommer sind wir mit der Auslastung zufrieden“, sagt Susanne Gillhofer, Pressesprecherin der Linz AG. Auch wenn der Gästerückgang deutlich zu spüren ist: So wurden im diesjährigen Juni und Juli um circa 43 Prozent weniger Gäste gezählt als in den Vergleichsmonaten des Vorjahres. Zuletzt besuchten rund 145.000 Gäste pro Jahr die Grottenbahn.

Doch Besucher aus dem entfernteren Ausland bleiben heuer aus, ebenso wie die Schiffstouristen: „Derzeit haben wir mehr Besucher aus der Umgebung und dem oberösterreichischen Raum sowie aus den Bundesländern Niederösterreich und Steiermark.“

„Wir haben viele Tagesausflügler“

 "Wir haben viele Tagesausflügler"
Peter (li.) und Markus Luger vom Donaubus (Archivfoto)

Die Ungewissheit, wie es diesen Sommer laufen wird, habe auch den Start des Fährbetriebs des Donaubusses geprägt, wie Markus Luger verrät.

Denn die Erwartungen an diese Saison waren gering: „Wir hatten schon Bedenken, ob wir die Saison überstehen, aber jetzt läuft es wirklich gut.“

Wie auch schon im Jahr zuvor sind auf der Fährstrecke zwischen Linz und Ottensheim vorwiegend einheimische Gäste unterwegs: „Wir haben viele Tagesausflügler, es ist bemerkbar, dass die Leute jetzt stark nach Angeboten in der eigenen Region suchen.“

Dass heuer vermehrt Urlaub zuhause angesagt ist, sei aber auch bei den Langstreckenradlern, die gerne mit dem Donaubus, der zwischen Au und Grafenau verkehrt, zu spüren: „In der Schlögener Schlinge ist das Publikum heuer bei weitem nicht so international wie früher, da sind viel mehr österreichische Radfahrer unterwegs.“ Was ausländische Gäste angeht, seien vorwiegend Deutsche an Bord.

Bei Fahrten mit dem Donaubus herrscht Maskenpflicht, eine Reservierung wird empfohlen. „Wir sind oft sogar ausgebucht, wir können uns wirklich nicht beklagen“, sagt Luger.

„Läuft noch gut“

"Läuft noch gut"
Linzer Nachtwächter

Dass weniger Gäste kommen als gewohnt, kann auch der Linzer Nachtwächter Wolfgang Liegl bei seinen Führungen beobachten: „Es läuft aber trotzdem noch gut.“

Was Liegl auch darauf zurückführt, dass er sich mit seinem Angebot nie auf den Schiffstourismus ausgerichtet habe.

Viele, die derzeit an seinen Führungen teilnehmen, stammen aus Linz und Umgebung: „Die Leute suchen nach Abwechslung.“

„Es ist schwierig“

Der Sommer, in dem coronabedingt alles anders ist als gewohnt, stellt auch die Linzer Fremdenführer der Austria Guides vor Herausforderungen. „Es ist eine schwierige Situation“, sagt Fremdenführerin Silvia Mayr-Pranzeneder. Denn die Saison laufe bisher alles andere als gut, nicht zuletzt wegen des fehlenden Schiffstourismus und der reduzierten Busreisen. Der Versuch der Fremdenführer, Einheimische mit extra Rad- und Wanderführungen für die Stadt zu begeistern, sei bisher wenig erfolgreich: Die Nachfrage ist gering. „Wichtig wäre, dass der Härtefallfonds für Ein-Personen-Unternehmen verlängert wird“, sagt Mayr-Pranzeneder. Denn gerade für hauptberuflich tätige Guides sei die Unterstützung dringend notwendig.

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