Zu wenig Kinderärzte: Lage in Linz spitzt sich zu
"Es war eine richtige Odyssee", sagt Nicole Keplinger-Sitz. Die Juristin arbeitet als Familienberaterin beim Verein Miteinander und unterstützt Familien mit beeinträchtigten Kindern. Die "lange Irrfahrt", von der Keplinger-Sitz spricht, begann, als eine dieser Familien in Linz einen Kinderarzt für den beeinträchtigten Sohn benötigte.
Denn jene Ärztin, die den Buben bisher behandelt hatte, war in Pension gegangen. "Zuerst haben wir versucht, einen Termin bei einem Kinderarzt nahe dem Südbahnhofmarkt zu bekommen. Dann bei einem auf dem Froschberg. Dann bei einem Kinderarzt im Linzer Süden." Doch überall habe es sinngemäß die gleiche Antwort gegeben: "Es tut uns leid, aber wir können keine neuen Patienten mehr aufnehmen."
"Den Ärzten kann man keinen Vorwurf machen. Die bemühen sich ohnehin nach Leibeskräften und reißen sich bei der Arbeit einen Haxen aus." Aber es könne nicht sein, "dass man in Linz Pech gehabt hat, wenn man sich einen Wahlarzt als Kinderarzt nicht leisten kann", sagt Keplinger-Sitz. Thomas Fiedler, Ärztekammer-Vizepräsident und Kurienobmann für den niedergelassenen Bereich, kennt das Problem: "Mit Doktor Tiefenthaller und Doktor Holzmüller sind zwei sehr beliebte und gut frequentierte Kollegen in Pension gegangen. Das hat uns ein großes Versorgungsloch gerissen." Die Stellen nachzubesetzen sei ebenso wenig gelungen, wie einen Kindermediziner für jene Kassenstelle zu finden, "die wir in Linz-Kleinmünchen zusätzlich geschaffen haben. Wir haben eine Unterversorgung, weil sich niemand findet, der eine Kinderarztpraxis betreiben will", sagt Fiedler. Er könne sich dies nicht erklären, habe sich die Standesvertretung doch "bemüht, die Kinderheilkunde honorartechnisch attraktiv zu gestalten".
Entspannung bei Hausärzten
Etwas entspannen dürfte sich hingegen die Lage bei den Allgemeinmedizinern. So nehmen die "Hausärzte am Domplatz", eine Gemeinschaft von vier jungen Allgemeinmedizinern, die im Herbst 2020 aufgesperrt haben, problemlos neue Patienten auf.
Debatte um Notdienst
In seiner morgigen Sitzung wird sich der Linzer Gemeinderat mit einem weiteren Problem der medizinischen Versorgung in der Stadt befassen. „Der Hausärztliche Notdienst soll ab April in den Nachtstunden nicht mehr von Ärzten, sondern von diplomierten Krankenpflegekräften durchgeführt werden“, sagt Gesundheitsstadtrat Michael Raml (FP) und verweist auf Gespräche von Gesundheitskasse und Ärztekammer. Eine Idee, der weder Raml noch Bürgermeister Klaus Luger (SP) etwas abgewinnen können. SPÖ und FPÖ bringen deshalb eine gemeinsame Resolution in den Gemeinderat ein, die beschlossen und an Ärztekammer und Gesundheitskasse weitergeleitet werden soll.