"Wir kreiden an": Wie die Catcalls of Linz gegen sexuelle Belästigung auftreten
LINZ. Aktivistinnengruppe setzt sichtbares Zeichen in der Öffentlichkeit und gewinnt Frauenpreis.
Abwertende Sprüche, frauenfeindliche Kommentare, unerwünschte Zurufe – Formen von verbaler sexueller Belästigung im öffentlichen Raum gibt es viele. Genau das will die Initiative "Catcalls of Linz" ankreiden – und das im wahrsten Sinne des Wortes.
Mit Straßenkreide machen die Aktivistinnen der Aktionsgruppe sexistische Sprüche in der Öffentlichkeit sichtbar, zum Teil genau dort, wo besagte Aussagen, sogenannte Catcalls, auch ausgesprochen wurden. "Catcalls sind keine Komplimente, das ist eine subtile Methode, um Frauen zu erniedrigen und herabzuwürdigen", sagte Frauenstadträtin Eva Schobesberger (Grüne) heute bei einer Pressekonferenz. Der Anlass: Die "Catcalls of Linz" werden für ihr Engagement mit dem Frauenpreis der Stadt Linz geehrt.
Online dokumentiert
Am Donnerstag um 19 Uhr findet die Verleihung des mit 3600 Euro dotierten Preises im Alten Rathaus statt, die Initiative setzte sich gegen 22 andere Einreichungen durch. "Catcalls"-Gruppen gibt es nicht nur in Linz, ihre Wurzeln haben diese in der internationalen Bewegung Chalkback.org.
Die "Catcalls of Linz" sind seit 2019 aktiv, sie wollen mit ihren Aktionen Sichtbarkeit für das Thema schaffen und gleichzeitig die Gesellschaft sensibilisieren. Catcalls seien nicht von Wertschätzung und Respekt geprägt, machten auch die Aktivistinnen Maren und Mariella heute deutlich, die beiden sind seit März 2022 die treibenden Kräfte hinter der Linzer Initiative.
"Wird zu wenig darüber gesprochen"
Fast jede Frau habe bereits einmal Erfahrung mit verbaler sexueller Belästigung gemacht, oft seien sie sich dessen aber zuerst gar nicht bewusst. "Es wird viel zu wenig darüber gesprochen und oft einfach hingenommen", so die Erfahrung der beiden. Ihre Kreideaktionen sollen das ändern.
Über den Instagram-Account @catcallsoflinz können Betroffene die Initiative kontaktieren und ihre Catcall-Erlebnisse schildern, Maren und Mariella bringen diese mittels Kreide dann auf die Straße. Ihre Aktionen werden zudem online dokumentiert und der Adressatenkreis somit noch größer.
Mit dem Frauenbüro der Stadt Linz wurde nun auch eine Postkarte gestaltet, auf der (anonym) ebenfalls Erfahrungen geteilt werden. Diese sollen, so ist es geplant, am 15. Juli im Innenhof des Alten Rathauses aufgemalt werden.
Nicht immer positive Reaktionen
Nicht immer fallen die Reaktionen auf der Straße positiv aus, entmutigen lassen sich Maren und Mariella davon aber nicht. Zum Teil würden sich bei den Kreideaktionen auch schöne Gespräche ergeben, berichteten sie. Die "Catcalls of Linz" sind übrigens auch in der aktuellen Ausstellung "What the fem?" im Nordico mit einer Tafelwand vertreten. Dort können Besucher ihre Erlebnisse persönlich niederschreiben.
Die städtische Frauenbeauftragte Jutta Reisinger ist von dem ehrenamtlichen Engagement der Aktivistinnen begeistert, die Dunkelziffer bei Catcalls sei riesig. Das Sichtbarmachen in der Öffentlichkeit könne einen guten Anstoß zum Nachdenken und Reflektieren geben. Auch Frauenstadträtin Schobesberger betonte, dass die Initiative online wie offline wichtige Bewusstseinsarbeit leiste.
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