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Wie geht es dem Linzer Handel? "Es ist hart, wird aber langsam besser"

Von Anneliese Edlinger   22.Mai 2020

Es sind schwierige Zeiten, die Unternehmer derzeit meistern müssen. Und da macht der Handel keine Ausnahme. Wobei die Situation je nach Branche unterschiedlich ist. Während die Kauflust im Modehandel nur recht zäh in die Gänge kommt, geht der Buchhandel relativ unbeschadet durch die Krise. Und auch bei Schmuckverkauf und Schuhhandel geht es langsam, aber kontinuierlich aufwärts, wie eine Rundfrage der OÖNachrichten bei Linzer Innenstadthändlern zeigt. Wobei ein Grundsatz für alle Kaufleute gilt: Aufgeben will keiner, auch wenn die Zeiten wirklich hart sind. Das zeigt das Beispiel von Brigitte Holzinger. Die heute 62-jährige Wilheringerin hat sich vor acht Jahren mit ihrem Wäschegeschäft Ladyshop selbstständig gemacht. Jetzt kämpft sie um jede Kundin und fühlt sich in die schwierige Zeit der Firmengründung zurückversetzt. Andere, wie Stoffhändler Matthias Wied-Baumgartner, kommen sehr gut durch die Krise.

Moden Steiner, Promenade

Moden Steiner, Maximilian Kaisergruber
Maximilian Kaisergruber, Inhaber des Modehauses Steiner

Diese Tage Anfang März wird Maximilian Kaisergruber so schnell nicht vergessen. „Zuerst haben wir den Großteil der Frühlings- und Sommerware geliefert bekommen und dafür 150.000 Euro minus drei Prozent Skonto bezahlt. Und dann, wenige Tage später, kam der Shutdown und wir mussten so wie alle anderen zusperren“, erzählt der Chef des Modehauses Steiner 1914 an der Promenade.

Vier Wochen lang kein Cent Umsatz, „dabei hätten wir in dieser Zeit Mode um 140.000 Euro verkaufen müssen. Denn die Monate März und April sind die wichtigste Zeit im Modehandel“, sagt Kaisergruber. Dann die erste Öffnungswoche Mitte April, als Steiner, so wie alle Geschäfte bis 400 Quadratmeter Fläche, wieder aufsperren durfte. „Da war es so richtig zäh. Wir haben keine 800 Euro Umsatz am Tag gemacht. Das war schlimm.“

Doch nun, im Mai, sei die Lage deutlich besser. „Der Umsatz liegt zwar um 20 Prozent unter den Zahlen vom Mai 2019, aber ich bin zufrieden.“ Angesichts der verminderten Kosten – die Mitarbeiter sind noch auf Kurzarbeit und den staatlichen Zuschuss dafür habe er für März und April schon erhalten –, „komme ich über die Runden.“

Buchhandlung Fürstelberger, Landstraße

„Das Geschäft geht gut. Ich bin zufrieden“, sagt Sabine Weissensteiner, Inhaberin der Bücherei Fürstelberger an der Landstraße.

Buchhandlung Fürstelberger, Sabine Weissensteiner
Sabine Weissensteiner

Zwar werde „bei weitem nicht“ der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr erzielt, „aber ich bin von Haus aus optimistisch und eine Frohnatur. Und wenn wir sagen können, das war es jetzt, dann werden wir die Sache ganz gut überstehen“, sagt Weissensteiner. Die Öffnungszeiten seien mit 10 bis 17 Uhr noch verkürzt, „aber das passt für alle ganz gut.“ Echten Stillstand habe es ohnehin nie gegeben, „da wir ja via Online-Handel den Kunden die Bücher heimgeschickt haben.“ Dafür gebe es jetzt viel Dankbarkei.

Juwelier Mayrhofer, Hauptplatz

Juwelier Mayrhofer, Alexandra Mayrhofer
Alexandra Mayrhofer: "Schlimm wäre eine zweite Infektionswelle."

„Wir hatten das Glück, dass wir von der Größe her zu jenen Geschäften zählten, die gleich nach Ostern aufsperren durften“, sagt Alexandra Mayrhofer, die mit Gatten Michael das gleichnamige Schmuckgeschäft am Linzer Hauptplatz betreibt. „Wir wussten nicht, was uns erwartet nach vier Wochen der Schließung, aber man merkt von Woche zu Woche ein bisserl mehr Rückkehr zur Normalität. Auch beim Umsatz.“

Der Umsatz der vier Wochen Schließung sei natürlich nicht mehr aufzuholen. „Aber wir haben viele Stammkunden. Und da zeigt sich, die bleiben uns treu.“

Die Lust, sich etwas Schönes zu leisten, steige. „Auch Trauringe werden wieder nachgefragt. Die Leute kommen, informieren sich“, und bei allen mache sich der Wunsch nach Rückkehr zur Normalität bemerkbar. „Es läuft wieder an, und wir sind schon sehr optimistisch, dass das jetzt kontinuierlich so weitergeht“, sagt Mayrhofer.

Die 18 Mitarbeiter (der Großteil davon arbeitet Teilzeit) seien nach wie vor zur Kurzarbeit angemeldet. „Jeder ist auf 50 Prozent reduziert, von der Stammmannschaft ist die Hälfte da“, aber damit finde man gut das Auslangen.

Sobald die Kundenfrequenz wieder steige, „fahren wir die Kurzarbeit zurück.“ Was sie und ihr Ehemann „wirklich fürchten“ würden, sei „eine zweite Infektionswelle im Herbst oder Winter. Das wäre schlimm, denn November und Dezember sind für uns die wichtigsten Monate.“

Wäschefachgeschäft Ladyshop, Mozartstraße

„Das wird ein sehr hartes Jahr“, sagt Brigitte Holzinger, die Inhaberin des Fachgeschäfts Ladyshop für Dessous und Bademoden in der Mozartstraße.

Wäschefachgeschäft Ladyshop, Brigitte Holzinger
Brigitte Holzinger: „Das wird ein sehr hartes Jahr.“

Vor acht Jahren hat sich die damals 54-jährige Wilheringerin mit ihrem Wäschegeschäft selbstständig gemacht. Und in diese schwierige Anfangszeit „fühle ich mich jetzt zurückversetzt.“

Vergleicht sie den derzeitigen Umsatz mit jenem im April und Mai des Vorjahres, „dann sind wir jetzt bei einem Drittel von damals. Das Kaufverhalten ist noch sehr vage. Natürlich werden wir es schaffen, aber es ist hart.“

Aufgeben komme jedenfalls nicht in Frage: Ihr Gatte, der Mann fürs Finanzielle, prüfe die Zahlen laufend, und auch alle Möglichkeiten, staatliche Hilfe zu bekommen, würden genutzt. Wenn auch mit überschaubarem Erfolg. „Wir haben alles versucht, sind die ersten Wochen nur vor dem Computer gesessen und haben Formulare ausgefüllt. Aus den Härtefallfonds eins und zwei haben wir in Summe 1500 Euro bekommen. Aber einen Überbrückungskredit kriege ich nicht, weil die Eigenkapitalquote des Unternehmens zu gering ist.“ Das ärgere sie und mache sie „ein bisserl zornig“ angesichts der „Koste es, was es wolle“-Ansagen der Regierung.

Trotz aller Widrigkeiten sei sie aber „nach wie vor sehr motiviert“, sagt Brigitte Holzinger. Daran seien vor allem die treuen Stammkundschaften „schuld“. Lob gibt es auch für die Wirtschaftskammer, „die uns beim Aufbau des Webshops wirklich gut unterstützt hat“.

Schuhhaus Eiler, Landstraße

Schuhhaus Eiler, Julia Kretz
Geschäftsführerin Julia Kretz (li.)

„Ja, wir machen jetzt schon ein gutes Geschäft“, sagt Julia Kretz, Geschäftsführerin des bekannten Schuhhauses Eiler an der Landstraße. „Den Vorjahresumsatz können wir zwar auch jetzt nicht erreichen. Das ist nicht vergleichbar. Aber wir sind trotzdem zufrieden“, sagt Kretz, die gemeinsam mit ihrer Schwester Andrea Hirschvogel und ihrer Tante Irmgard Bangelmeier-Eiler den Schuhverkauf in insgesamt vier Filialen betreibt.

Eine Freude sei, „wie gut gelaunt“ die Kundinnen – Schuhkauf ist mehrheitlich Frauensache – ins Geschäft kommen würden. „Die, die kommen, haben auch ein Kaufinteresse. Sie kommen gezielt und wissen auch, was sie wollen.“ Und es seien auch nicht wenige, „die sich nach der harten Corona-Zeit etwas zur Belohnung gönnen wollen.“ Die Kurzarbeit der 45 Eiler-Mitarbeiterinnen sei beendet, jetzt werde noch Urlaub aufgebraucht. Ob der Ausverkauf wie üblich in der ersten Juli-Woche starten wird, sei noch offen. „Der Handelsverband ruft dazu auf, nicht zu früh damit zu starten.“ Denn eine Rabattschlacht solle in dieser schwierigen Zeit vermieden werden, sagt Kretz.

Stoffe Baumgartner, Landstraße

Matthias Wied-Baumgartner, der Chef des Linzer Cityrings und Inhaber des gleichnamigen Fachgeschäfts für Stoffe an der Landstraße, gehört zu den wenigen Unternehmern, die mit dem derzeitigen Geschäftsgang „sehr zufrieden“ sind.

Stoffe Baumgartner, Matthias Wied-Baumgartner
Matthias Wied-Baumgartner: „Ich bin sehr zufrieden.“

Und das hat seinen Grund. Baumgartner bietet das, was in diesen Tagen sehr gefragt ist: Stoffe und Nähzubehör für jene Masken, die jetzt alle Österreicher tragen müssen, wenn sie ins Alltagsleben eintauchen wollen.

Am Samstag vor Schulbeginn „ist unser Geschäft regelrecht gestürmt worden. Alle wollten leichte Baumwollstoffe für Masken zum Selbernähen oder gleich unsere fertigen Masken kaufen“, sagt Wied-Baumgartner. Zehn Euro pro Stück kosten solche Masken, „die meine Frau, die Kinder und ich nähen.“ Zwischen 100 und 150 Stück würden täglich verkauft, „am Karfreitag waren es mehr als 250, da waren wir ausverkauft“, sagt der Firmenchef. Der Umsatz der vierwöchigen Schließzeit sei zwar nicht aufholbar, die jetzigen Umsätze aber „wirklich zufriedenstellend“. Auffallend sei, wie sehr die Kunden, von denen viele das Nähen wiederentdeckt hätten, „das Gespräch suchen. Da muss man sich Zeit nehmen.“ Apropos Zeit: Zeit wäre es auch, dass der staatliche Zuschuss zur Kurzarbeit überwiesen würde.

 

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19. April 2024