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"Und dann sind die Milchflaschln geflogen"

Von Herbert Schorn   16.Mai 2019

Den 1. Mai 1989 wird Norbert Fleischmann nie vergessen. An diesem Tag lenkte der damals 26-Jährige zum ersten Mal einen Obus. Mit einem Fahrlehrer fuhr der junge Mitarbeiter der ESG (heute Linz AG) seine zukünftige Strecke ab: "Der Lehrer sagte mir in jeder Kurve ganz genau an, wie schnell ich fahren kann", erinnert er sich. Eine Kurve mit 25 km/h, die nächste mit 30 km/h. "Genau so fahre ich die Kurven heute noch. Und damit bin ich immer gut gefahren."

Denn das Obus-Lenken hat so seine Tücken, weiß der 56-Jährige: "Man muss immer die Oberleitung im Blick haben." Tut das der Lenker nicht, kann er es bitter bereuen: "Wenn man zu weit von der Ideallinie abweicht, entgleist der Stromabnehmer." Dann muss der Lenker aussteigen und mit einem Holzstab die Verbindung zur Stromleitung herstellen. "Und das ist gerade bei Regen unangenehm."

Erste Fahrt mitten im Krieg

Genau 75 Jahre ist es her, dass in Linz zum ersten Mal ein Obus seine Runden drehte. Mitten im Krieg, am 15. Mai 1944, als Benzin und Diesel Mangelware waren, nahm die erste elektrische Obus-Linie ihren Betrieb auf. Allerdings kamen nicht die bestellten neuen Fahrzeuge zum Einsatz, sondern 13 gebrauchte aus Italien. Doch schon wenige Monate nach dem Start mussten auch diese in der Garage bleiben: Durch Luftangriffe war die Oberleitung beschädigt worden. Erst nach dem Krieg ging’s wieder weiter. 1949 wurde eine zweite Linie eingerichtet, gleichzeitig kamen endlich die neuen Fahrzeuge.

"Und dann sind die Milchflaschln geflogen"

Heute gibt es insgesamt vier Linien, die mit 20 brandneuen E-Bussen ausgestattet sind. "Das ist ein ruhiges, schönes Fahren", lobt der Mühlviertler. Nachsatz: "Und endlich gibt es eine Klimaanlage." Früher musste nicht nur die Hitze im Sommer ausgehalten werden, auch das Fahren war schwieriger: So mussten beim Bremsen zwei Pedale bedient werden. "Da brauchte man ein gutes Gefühl. Wenn du nicht aufgepasst hast, sind die Milchflaschln geflogen."

Eines war damals allerdings besser: "Als Busfahrer war man eine Respektsperson. Da reichte es, aufzustehen und sich umzudrehen, und alles war ruhig." Das habe sich verändert: "Heute hat keiner mehr Respekt vor einem Busfahrer."

Dennoch liebt Norbert Fleischmann seinen Beruf bei der Linz AG: "Meine Arbeit ist eine Dienstleistung. Ich will meine Kunden so sicher und bequem wie möglich an ihr Ziel bringen."

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17. April 2024