Soll Puchenau noch wachsen?
PUCHENAU. Die Bürgerbeteiligung zur geplanten Wohnsiedlung an der Großambergstraße in Puchenau stößt eine Grundsatzfrage an. Das wurde Dienstag Abend bei einer Informationsveranstaltung deutlich.
Es war, passend zum Wetter, eine stürmische Debatte über die geplante Großsiedlung. Die meisten Wortmeldungen drehten sich darum, dass ein weiteres Bevölkerungswachstum nicht erwünscht sei, weil die Infrastruktur schon heute überstrapaziert sei, etwa jene an Verkehrswegen und in der Kinderbetreuung.
Die Neue Heimat will, wie berichtet, in mehreren Etappen bis zu 40.000 Quadratmeter Grünland nördlich der Rohrbacher Bundesstraße verbauen (Projektname: Neue Nachbarschaft). Der Auftakt würde auf rund 12.000 Quadratmetern mit voraussichtlich rund 90 Wohneinheiten erfolgen. In Endausbau sollten es mehrere 100 sein mit deutlich mehr als 500 Neubürgern - aktuell zählt Puchenau rund 4700 Einwohner. Die Details will der Wohnbauträger gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern nächste Woche erarbeiten.
Die Neue Heimat beauftragte das Linzer Architekturbüro Kleboth & Dollnig mit der Moderation der Bürgerbeteiligung. Architekt Andreas Kleboth erläuterte den rund 200 Gästen, wie sie bei der Detailgestaltung des Projekts, bei Verkehrswegen, bei Mikroklima und Biodiversität mitreden könnten. In den meisten Debattenbeiträgen hieß es aber, dass es nicht um solche Details gehe, sondern um die Grundsatzfrage: Wollen die Menschen überhaupt, dass „das Dorf weiter wächst“? Die meisten Wortmeldungen gingen klar in eine Richtung: Nein.
Architekt Kleboth sagte, darüber müsse der Gemeinderat als demokratisch legitimierte Instanz entscheiden. Er sei nur mit der Bürgerbeteiligung betraut, jedoch: „Puchenau ist sehr gut mit öffentlichem Verkehr erschlossen und viele Familien suchen Wohnraum.“ Dem Einwurf, es werde weiter Grünland versiegelt, konterte er: Es erfolge keine weitere Zersiedelung, sondern das Areal runde den aktuellen Baubestand ab.
Zweifelsohne gebe es Engpässe in der Infrastruktur, sagte Bürgermeister Friedrich Geyrhofer VP), die „Neue Nachbarschaft“ könne aber auch Chancen eröffnen. Zum Vorwurf, die Gemeinde treibe das Projekt voran und setze die Grundbesitzerin unter Druck: „Wir setzen niemanden unter Druck. Es gibt mit der Neuen Heimat einen Bauwerber, und daher müssen wir als Gemeinde handeln.“ Der Anstoß sei nicht von der Neuen Heimat erfolgt, sagte Geschäftsführer Robert Oberleitner: „Wir sind von der Grundbesitzerin kontaktiert worden.“
Am Montag, 20. November, wird die Bürgerbeteiligung um 10 Uhr mit einer Begehung des Bauplatzes beginnen und bis Freitag laufen. Am 7. Dezember sollen dann die Resultate um 19 Uhr im Buchensaal Puchenau präsentiert werden.
Interessanterweise wurden einige Details, die in diesem Artikel stehen, bei der Veranstaltung überhaupt nicht erwähnt. Sowohl Architekt als auch Bürgermeister haben sich bei konkreten Fragen aus dem Publikum, betreffend Größe, Anzahl der Wohneinheiten, Höhe der Bauwerke,... ganz sichtbar bemüht, jede Antwort zu verschleiern bzw. zu vermeiden.
Würden nicht die vielen Wortmeldungen aus dem Publikum gekommen sein (die offenkundig in der Form nicht erwünscht waren), hätten wir lediglich einen 2 Stunden Schnellkurs über "Bürgerbeteiligung" ganz allgemein erhalten. Über das konkrete Projekt wurde - außer einem Bild mit der Landkarte - eigentlich gar nichts gesagt.
Dass die anwesenden Anrainer nicht da waren, um mitzureden, ob in der neuen Gartenstadt der Mistkübel weiter links oder weiter rechts stehen soll, sondern sie dort die Befürchtungen über einen 40000qm-Wohnblock mitten in einer Einfamilienhaussiedlung deponieren wollten, war absehbar.