Selbsthilfe: "Wir wollen ja nicht, dass jetzt alle bei Amazon einkaufen"
Bis Montag konnten die Kunden des Linzer Schuhhauses Eiler die neuesten Modelle via Online-Schaufenster nur betrachten und zur Abholung reservieren. Das ist nun anders. Weil die vier Geschäfte des Familienbetriebes wegen der Coronakrise wohl länger geschlossen bleiben, ist das Unternehmen nun richtig in den Online-Handel eingestiegen.
"Uns ist schon klar, dass Schuhe jetzt nicht das Hauptthema sind und die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln im Vordergrund steht. Aber wir wollen ja nicht, dass jetzt alle bei Amazon einkaufen", sagt Eiler-Geschäftsführerin Julia Kretz. Deshalb sei der ohnehin schon länger angedachte Online-Verkauf kurzfristig umgesetzt worden.
Unter www.eilerschuhe.at können Bestellungen aufgegeben werden, Kretz und ihre Schwester Andrea Hirschvogel übernehmen persönlich das Verpacken und Versenden der Ware.
Urlaub wird abgebaut
Denn von den 45 Mitarbeiterinnen, die in den vier Eiler-Geschäften im Verkauf tätig sind, ist keine im Haus. "Wir haben sofort alle zur Kurzarbeit angemeldet", sagt Kretz. Denn eines sei klar: "Gekündigt wird niemand. Denn sobald wir aufsperren dürfen, brauchen wir sie ja wieder", sagt Kretz. Jetzt würden einmal Überstunden und Alturlaube abgebaut. Denn erst wenn diese aufgebraucht sind, kann ins Kurzarbeit-Programm eingestiegen werden kann.
Eine Kurznachricht via Handy bekamen gestern auch die Stammkundschaften der Parfümerie Isabella auf der Linzer Landstraße. "Wir haben ein Bestellservice für Sie eingerichtet", war da zu lesen. Unter www.isabella-parfumerie.at können Kosmetika oder Parfums geordert werden, die "versandkostenfrei per Post auf offene Rechnung" zugesandt werden.
Neue Wege beschreitet auch Alexander Stelzer von der Buchhandlung Alex am Linzer Hauptplatz. "Dafür, dass ich mit Social Media anfange, habe ich 60 Jahre alt werden müssen", sagt Stelzer und lacht. Dass die Buchhandlung Alex nun auf Facebook zu finden ist, ist nicht zuletzt seinen Mitarbeiterinnen zu verdanken, die den Anstoß zur Umsetzung gaben. Interessierte Kunden können via Homepage ( deralex.buchkatalog.at), E-Mail oder Telefon bestellen: Ausgeliefert wird per Fahrradbote oder mit der Post. Eine neue Abholstation gibt es nun im Bioladen "Mein Müli": "Dort können bestellte Bücher samt Erlagschein abgeholt werden." Die Onlinebestellungen würden derzeit "ungeahnte Größen" annehmen, so Stelzer, der mit ein bis zwei Mitarbeiterinnen in der Buchhandlung im Einsatz ist. Eine weitere ist im Home-Office und kümmert sich um den Social-Media-Auftritt: So sind auf Facebook etwa Literatur- und Basteltipps zu finden.
Service per E-Mail oder Online-Shop
"Wir versuchen eine positive Stimmung zu entwickeln, nur zuzuschauen, wie alles den Bach runtergeht, wäre nicht meins", sagt Stelzer. Gerade jetzt sei Lesen beliebt: "Viele sitzen ja zuhause und wissen nicht, was sie tun sollen." Wer sich bei der Wahl der richtigen Lektüre unschlüssig ist, kann sich gerne melden: "Wir machen telefonische Beratungen."
Auch die Buchhandlung Fürstelberger bietet den Service, per E-Mail oder Onlineshop Bücher zu bestellen ( fuerstelberger-at.buchkatalog.de). Dort gilt nun das Motto: "Wenn schon einigeln, dann mit den besten Büchern." Ebenso ist Veritas by Melanie Hofinger online unter www.veritas-hofinger.com oder per Telefon zu erreichen. Und natürlich liefert auch Thalia nach Hause.
Für Vizebürgermeister Bernhard Baier (VP) ist das Engagement der Unternehmer ein "positives und kräftiges Zeichen des heimischen Handels". Damit werde deutlich, dass Kunden auf regionale Versorger zurückgreifen können und nicht irgendwo online bestellen müssen.