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Obdachlos in Corona-Zeiten: "Die Verunsicherung ist groß"

Von Julia Popovsky   30.Oktober 2020

Es ist eine Aufforderung, die in den vergangenen Monaten oft zu hören war: "Bleiben Sie zu Hause und reduzieren Sie Ihre sozialen Kontakte." Was aber tun Menschen, die auf der Straße leben und kein richtiges Zuhause haben? Die Zeiten für Obdachlose sind wegen der Corona-Pandemie noch härter geworden, in vielen Hilfseinrichtungen gelten strenge Sicherheitsvorkehrungen.

Mit Beginn der kälteren Jahreszeit steigen auch wieder die Anfragen nach Schlafplätzen, sagt Christian Gaiseder, Geschäftsführer des Sozialverein B37. Dort werden rund 400 Klienten im Wohnbereich betreut, 59 Plätze gibt es alleine in der Notschlafstelle – an freien Betten mangelt es derzeit noch nicht. Im Gegensatz zum März sei man nun gut vorbereitet, Schutzmasken, Desinfektionsmittel und Co. prägen den Arbeitsalltag. Für Corona-(Verdachts)Fälle werden einzelne Wohneinheiten frei gehalten, um im Ernstfall schnell reagieren zu können: "Bisher sind wir gut damit ausgekommen, aber die steigenden Zahlen machen uns schon Sorgen."

Davon, dass der Bedarf nach Unterstützungsangeboten steigen wird, ist Silvia Fehrer, Leiterin des Vinzenzstüberl der Barmherzigen Schwestern überzeugt. Derzeit sind dort täglich bis zu 80 Personen zu Gast, um zu essen und sich ein bisschen aufzuwärmen. Die Zeiten seien für alle Beteiligten herausfordernd, dankbar ist die Leiterin auch für die Unterstützung durch ehrenamtliche Helfer, wie sie sagt. Und auch dafür, dass die Akzeptanz der Maßnahmen "sehr groß" ist.

Maskenpflicht, Besucherbeschränkungen (bis zu 80 Gäste pro Tag) und häufiges Desinfizieren sind auch in der Wärmestube der Caritas ein großes Thema, wo ebenfalls eine steigende Nachfrage spürbar ist. "Jetzt, wo es wieder kälter wird, wird es für die Menschen auf der Straße enger", sagt Leiter Klaus Schwarzgruber. Vielen Besuchern mache es zu schaffen, dass die Vereinsamung durch Corona noch stärker geworden ist: "Der soziale Aspekt, dass sie sich hier bei uns auf Augenhöhe unterhalten können, wird daher immer wichtiger." Während es an Besuchern nicht mangelt, sind Masken ein rares Gut: "Wir sind für jede Spende dankbar."

Ausgabe von Schlafsäcken

Auch beim Help-Mobil, das von der Caritas mit Partnern betrieben wird, hat sich durch Corona einiges verändert. Wichtig ist Leiterin Michaela Haunold, "dass wir trotzdem die medizinische Versorgung aufrechterhalten können." Denn viele Obdachlose, die zum Teil nicht versichert sind, seien auf diese Hilfe dringend angewiesen. Ebenso wie auf die Ausgabe von Essen und Getränken, die coronabedingt nun abgepackt erfolgt. Vor kurzem wurde zudem wieder mit der Ausgabe von Winterschlafsäcken und warmer Kleidung begonnen.

Durch die Einschränkungen im öffentlichen Raum sei "die Verunsicherung groß", so Haunold, die viele Infogespräche führt. Oft sei den Obdachlosen unklar, wo nun Maskenpflicht gilt oder welche Regeln zu befolgen sind.

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