Nachfolger für Chris Müller nur auf Zeit?
LINZ. Ende April verlässt Chris Müller nach zehn Jahren die Tabakfabrik. Seinen Nachfolger oder seine Nachfolgerin wird nur für ein Jahr bestellt. So zumindest sieht es die Stellenausschreibung vor.
Ende März wird er 50 Jahre alt, Ende April verlässt Chris Müller die Linzer Tabakfabrik. Nach einem "wilden Ritt" und "zehn Jahren der Expedition" hat er in Linz seine Handschrift in der Entwicklung des kreativen Zentrums sichtbar gemacht. Nach einem "leidenschaftlichen Dienst für die Tabakfabrik" wird es Zeit, weiterzuziehen. So hat er das Ende November des Vorjahres offiziell gemacht.
Knapp zwei Monate vor dem Abgang von Müller ist noch nicht entschieden, wer neuer Geschäftsführer wird. Wobei schon vor der Ausschreibung, die Ende Jänner erfolgt ist, klar war, dass Müller, dem "Geschäftsführer für Entwicklung, Gestaltung und künstlerische Agenden", kein solcher mehr folgen wird. Gesucht ist nun eine Geschäftsführung "für strategische Entwicklung und Operations" – in einem Zweierteam mit Markus Eidenberger, der kaufmännischer Direktor bleibt.
Geschäftsführer für ein Jahr?
Die Bewerbungsfrist für den Geschäftsführer-Posten läuft mit 6. März ab, als Vertragsbeginn ist Mai 2023 vorgesehen. Damit ist klar, dass es keine gemeinsame Übergabezeit geben wird. Noch auffälliger ist allerdings, dass diese Stelle vorerst auf ein Jahr befristet ist. Wer soll sich da bewerben, wer tut sich das für ein Jahr an, sind Fragen, die sich Kreativschaffende stellen.
Bürgermeister Klaus Luger kann diese Sicht verstehen, erklärt die Befristung aber mit dem Arbeitsrecht. Demnach sei eine Befristung möglich, die in der Holding (zu der auch die Tabakfabrik Linz als eigene Gesellschaft gehört) angewandt werde. "Die arbeitsrechtliche Norm haben wir von sechs auf zwölf Monate umgestellt und probieren das jetzt einmal aus", sagte Luger auf OÖN-Anfrage. Er sehe es zwiegespalten, weil natürlich der Eindruck entstehen könnte, dass man nicht an einer längerfristigen Beschäftigung interessiert sei. Bewerber würden deshalb schon beim ersten Kontakt auf die "Formalität" aufmerksam gemacht. "Sollten mögliche Bewerber schon beim ersten Lesen der Ausschreibung sagen, dass sie sich das sicher nicht geben, dann würde ich die Regelung wieder aufheben", so Luger.
So drängt sich die Frage auf, ob der Posten nicht schon de facto vergeben ist. Die Stellenausschreibung würde sich lesen wie die Suche nach einem Verwalter, aber nicht nach einem Manager für den neuen Ort der kreativen Stadt, der für Offenheit und Progressivität steht, heißt es aus der Kreativwirtschaft auch. Luger kontert dieser Ansicht damit, dass die Tabakfabrik, die zur Gänze vermietet ist, einen Community-Manager brauche. "Die Tabakfabrik wird die Drehscheibe für Digitalisierung und Innovation bleiben. Jetzt gilt es, die Potenziale, die wir in der Tabakfabrik haben, zu verstärken. Von außen brauchen wir nichts Neues mehr zu erfinden."