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Die wahrscheinlich schönste Linzer Einkaufsstraße

19. Jänner 2015, 15:50 Uhr
Bild: VOLKER WEIHBOLD

Vor zehn Jahren war das Wehklagen groß, dass die Nebenstraßen im Zentrum von Linz vergammeln und veröden. Für die Bischofstraße galt das nicht.

  • Bischofstraße: Vom Klosterhof zum Bischofshof und vom Antiquitätengeschäft zum italienischen Lebensmittelladen
  • Die düstere Seite: Adolf Eichmann, der Organisator der Judenvernichtung, lebte 19 Jahre in dieser Straße

Bischofstraße

Vor zehn Jahren war das Wehklagen groß, dass die Nebenstraßen im Zentrum von Linz vergammeln und veröden. Für die Bischofstraße galt das nicht.

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Linzer Straßen

„Ich verkaufe alles, was scharf ist. Außer mich selbst.“

Thomas Pizzini, führt den Familienbetrieb. Tatsächlich: Messer aller Art und sogar Schwerter sind im Sortiment.

Die Bischofstraße ist bekannt als Sitz von Antiquitätengeschäften und der Arge Trödlerladen. Hier residiert das beste italienische Lebensmittelgeschäft von Oberösterreich. Hier liegt das wunderbare Messergeschäft Pizzini. Elfriede Heinzl betreibt ihre Änderungsschneiderei. Das Schmuckgeschäft Hanghofer und die Glasgalerie von Susanne Stadler regen die Phantasie an. Und die Kreativköpfe der Werbeagentur MMS werken im reizenden Innenhof des Hauses Bischofstraße 5.

In den vergangenen Jahren hat die Bischofstraße zusätzliche Kicks bekommen, etwa durch das Trachtenmodengeschäft Gössl, durch den Krimskramsladen standArt, zuletzt durch das Modegeschäft "by Malene Birger".

Die Bischofstraße ist auch wichtiger Ort der Stärkung. Am Beginn an der Landstraße lädt der Klosterhof zu Speis und Trank. Am Ende an der Ecke zur Herrenstraße liegt eine Zentrale der geistlichen Erbauung, der Bischofshof, nach dem die einstige Rauchfangkehrergasse 1869 benannt wurde.

Doch die Bischofstraße ist auch verbunden mit einem der dunkelsten Kapitel der Menschheitsgeschichte: im Haus Bischofstraße 3 lebte von 1914 bis 1933 Adolf Eichmann (1906–1962), der Hauptorganisator der Vernichtung von sechs Millionen Juden im nationalsozialistischen Reich.

Zufall: Im Haus Bischofstraße 7 lebten die Süßwarenerzeuger Schwager. Karl Schwager war 1936 Präsident der jüdischen Kultusgemeinde in Linz. Karl Schwagers Bruder Wilhelm hatte von 1957 bis 1979 diese Funktion inne.

Interessantes zur Bischofstraße

  • In Diego Sosas Vinothek in der Bischofstraße 4 kommen Weingenießer und Kunst-Fans auf ihre Kosten. Manchmal gibt’s Musik vom Chef persönlich.
  • 2001 zog Birgit Massimilla-Kern mit ihrem „Non Solo Vino“ ins Haus Bischofstraße 15. Im Geschäft gibt es
    italienische Lebensmittel bester Qualität, im mittags geöffneten Restaurant die beste Pasta im Land.
  • „by Malene Birger“ in der Bischofstraße 13 ist ein Tipp. Die dänische Designerin entwirft Elegantes bis Sportliches von Mode bis Schmuck. Christina Freigner holte das Label im Jänner 2013 nach Linz.
  • 1989 kam der ägyptische Uni-Absolvent Ahmed el Naggar nach Österreich, arbeitete hier als Zeitungs- und Blumenverkäufer. Seit 2011 hat „Rosenkavalier“ Naggar sein Blumengeschäft in der Bischofstraße 15.
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    "In der Bischofstraße ist alles ein bisschen persönlicher, familiärer. Mir fällt auf, dass die Leute hier anders gehen. Halb so schnell wie auf der Landstraße, hab ich den Eindruck.“

    Ingrid Schatz, Trachtenschmuck

  • 2003 übersiedelte das Institut für Sinnes- und Sprachneurologie der Barmherzigen Brüder in die Bischofstraße. Hier finden vor allem hörbeeinträchtigte Menschen medizinische, pädagogische und soziale Angebote.
  • Gössl: „Ich bin selig hier“, sagt Ingrid Straßl, Inhaberin des Gössl-Geschäfts in der Bischofstraße 5. Seit dem Jahr 2000 finden Trachtenliebhaber hier Lederhose, Janker und Dirndlkleider sowie Accessoires. Drei Mitarbeiterinnen bringen den Kunden die Tracht näher. „Aus Leidenschaft und Überzeugung“, wie Straßl betont. 
  • Das Sortiment umfasst auch trachtige Kinder- und Freizeitkleidung sowie passende Schuhe. Der edle Trachtenschmuck kommt von der Linzer Jungunternehmerin Ingrid Schatz. Die Bad Schallerbacherin Ingrid Straßl schätzt die Bischofstraße, „wo alles ein bisschen persönlicher, familiärer ist. Mir fällt auf, dass die Leute hier anders gehen. Halb so schnell wie auf der Landstraße, hab ich den Eindruck.“ Nicht nur Stammkunden suchen Traditionelles und feines Textilhandwerk bei Gössl, auch manche Touristen entdecken die österreichische Tracht für sich.
  • Kunststopferei Leitner: Nahezu kein textiles Problem bleibt in Karina Leitners Kunststopferei in der Bischofstraße 3a ungelöst. Löchrige Stoffe werden je nach Qualität durch Einweben, Stopfen, Stoßen und Maschensticken wieder hergestellt. Karina Leitner führt die Kunststopferei seit 2000.
  • Kaufgeschäft Elfriede: In Elfriedes Kaufgeschäft empfängt Harald Gerstorfer. Er betreibt seit 2005 das per Eigendefinition "schön(st)e Geschäft im Herzen von Linz". Zumindest ist es eines der bemerkenswertesten. Auf 250 Quadratmetern, aufgeteilt auf 14 Räume, findet man 6000 Artikel, von Puppenhaus-Möbeln über Uhren bis hin zur Gartendeko. Gerstorfer: "Mir gefällt das hier."
  • standArt: Fröhliche Farbtupfer, die den Alltag bunter machen. Das gibt es bei Karl "Charly" Reischl in der Bischofstraße 3. Seit drei Jahren ist er mit standArt hier vertreten, seit 25 Jahren bringt er Farbe ins Linzer Leben. Ob farbenfroher Schmuck von Künstlern aus Brasilien, Quietschenten aus Naturkautschuk aus Österreich, oder buntes Funktionelles für den Haushalt.
  • Die Bischofstraße ist auch wegen der dort befindlichen Häuser ein Erlebnis. Die meisten stammen aus dem 18. Jahrhundert. 1784 verfügte Kaiser Joseph II., dass das mächtige Eckgebäude an der Herrenstraße Sitz des Bischofs des neuen Bistums Linz wird.

Übelhör

Interview mit Franz Übelhör

Er hat immer schon lieber gebastelt als geübt. Deshalb wurde der 45-Jährige auch Geigenbauer und nicht Konzertgeiger. In der Bischofstraße 15 fertigt er Instrumente – für Anfänger bis zum Ersten Geiger der Wiener Philharmoniker, Erich Schagerl. Mit 22 Jahren brach er sein Architekturstudium ab und begann in Wien eine Lehre zum Geigenbauer. Auf eine Geige, gefertigt von Franz Übelhör, muss man in der Regel einen Monat warten.

  1. Herr Übelhör, wie macht man eine gute Geige? Oder gelingt Ihnen jede? 

    Ich kann Geigen auf sehr hohem Niveau bauen. Es ist also nicht so, dass eine Geige fertig wird und dann sagt man: Hoppla, die ist jetzt nicht so gut. Aber jede Geige hat einen eigenen Charakter. Man wird als Geigenbauer durchaus an den Italienern Stradivari und Amati gemessen, gegen solche Namen können wir bestehen. Wir sind vergleichbar, weil sich im Geigenbau seit 300 Jahren nicht viel geändert hat.
  2. Muss ein guter Geigenbauer auch ein guter Geigenspieler sein?

    Ich bin kein Profi, aber ich kann Geige spielen. Das ist wichtig, um das Instrument tonlich beurteilen und um gute Instrumente bauen zu können.
  3. Geigenbauer brauchen also ein gutes Gehör, auch wenn Sie Übelhör heißen...

    Man muss gut hören können und sein Gehör auch trainieren. Dann versteht man besser, was Musiker brauchen. Es ist ja ein Unterschied, ob ich eine Geige für einen Solisten baue oder für einen Orchestermusiker.
Übelhör Bild: VOLKER WEIHBOLD

Klosterhof

Wo auch der Wirt zum Inventar gehört

Viele Linzer Traditionsgasthäuser mussten in der Vergangenheit ihre Pforten schließen oder sind vom Zusperren bedroht. Der Klosterhofan der Bischofstraße/Ecke Landstraße ist von diesem Schicksal jedoch weit entfernt.

„Wir bieten traditionelle Küche und wollen, dass sich die Leute bei uns wohlfühlen. Wir haben nie vorgegeben, etwas anderes zu sein“, sagt Johann Dobersberger über den Erfolg des Wirtshauses. Er hat das Stieglbräu zum Klosterhof, wie das Lokal offiziell heißt, mit seiner Frau Edith seit 36 Jahren gepachtet. „Ich gehöre schon zum Inventar“, sagt Dobersberger. Besonders bekannt und beliebt ist der große Gastgarten, in dem an heißen Sommertagen ein großes G’riss um einen der begehrten Plätze unter den Schatten spendenden Kastanien herrscht. Das Innere des Klosterhofes versprüht den traditionellen Wirtshauscharme, der sich auch in der Speisekarte findet. Vor allem bürgerliche Gerichte, wie etwa das original Wiener Fiaker Gulasch um 10,50 Euro, werden angeboten.

Dabei war der Klosterhof nicht immer ein Gasthaus. Dort, wo die Gäste heute Schnitzel essen und Bier trinken, waren bis 1883 das Museum Physicum der Benediktiner und bis 1928 eine Studienbibliothek untergebracht. Verfolgen lassen sich die Spuren des Klosterhofes bis ins Jahr 1595. Damals wurde das erste Haus urkundlich genannt und ging 1626 an das ehemalige Zisterzienserkloster Stift Baumgartenberg. Nach dessen Aufhebung fiel der mittlerweile denkmalgeschützte Bau in das Eigentum der Benediktiner.

Heute gehört der Klosterhof dem Stift Kremsmünster, Hauptpächter ist die Brauerei Stiegl, als Subpächter fungiert Dobersberger. Neben Speis und Trank finden auch regelmäßig Kulturveranstaltungen statt. Diese reichen von der Dichterlesung bis hin zur Live-Musik im Stieglitz.

Klosterhof Bild: VOLKER WEIHBOLD

 

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