Linz fördert "kritischen Stachel" Kunstuni mit 720.000 Euro
LINZ. Die Stadt beseitigt damit eine historische Ungleichbehandlung von Kunstuni und Johannes Kepler Universität (JKU).
Kunstuni-Rektorin Brigitte Hütter darf sich über eine fixe Förderung seitens der Stadt Linz freuen. Das hat der Gemeinderat im Dezember beschlossen. Insgesamt unterstützt die Stadt die Universität mit 720.000 Euro bis zum Jahr 2027. Heuer sind es 80.000 Euro, danach 160.000 Euro pro Jahr. Zwar hat die Stadt auch bislang Projekte, wie die Beteiligung der Uni beim Ars Electronica Festival gefördert, diese mussten aber immer einzeln verhandelt werden. "Im Sinne einer Wertschätzung und Anerkennung der Unis in unserer Stadt, geht es jetzt um eine formalisierte Zusammenarbeit, damit es Planungssicherheit gibt", sagt Bürgermeister Klaus Luger (SP). Bisher zahlte die Stadt zwischen 80.000 und 120.000 Euro, die Kooperation bedeutet also auch eine signifikante Steigerung. "Für uns ist das eine sehr gute Botschaft", sagt Hütter. Der "kritische Stachel" werde die Kunstuni aber auch weiter bleiben. Auch Luger betont, dass die Kooperation "kein Freikauf von Kritik" ist.
Ars, Stipendien und Projekte
Neben der weiteren Beteiligung der Kunstuni an der Ars Electronica sollen mit dem Geld Stipendien für internationale Studierende finanziert werden. Derzeit kommen 44 Prozent der rund 1400 Studierenden aus dem Ausland. Bei den Stipendien geht es um kleinere Beträge. Im dritten Förderbereich werden jährlich variierende Kooperationsfelder vereinbart. 2023 geht es um Projekte und Publikationen von Studierenden und Lehrenden zu aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen.
Doktoratsausbildung in Venedig
Als Beispiel nennt Hütter das Projekt "Laboratorio Laguna". Im Rahmen dessen führen Universitäten aus Helsinki, Zürich, Berlin und eben Linz ihre künstlerische Doktoratsausbildung zusammen. In Venedig finden in kleinen Gruppen Workshops statt, zu Themen die dort auf der Hand liegen, wie Umwelt und Tourismus. Die Ergebnisse sollen dann auch in Linz ausgestellt werden. Wunschort von Hütter ist das Salonschiff Fräulein Florentine an der Urfahraner Donaulände.
Historische Ungleichbehandlung
Die Kooperation beseitigt laut Luger eine historische Ungleichbehandlung. So ist die Stadt - übriges als einzige in Österreich - seit der Gründung der JKU verpflichtet, über den Hochschulfonds jährlich 120.000 Euro mitzuzahlen. Nun bekommt auch die Kunstuni eine fixe städtische Förderung. Ihr Budget aus Bundesmitteln für 2023 beträgt 29,6 Millionen Euro, darin sind 2,5 Milionen Euro Teuerungsausgleich enthalten.
Linz stellte 2004 Zahlungen ein
Fun Fact: Bis 2004 zahlte die Stadt jährlich 1,9 Millionen Euro, damals ein sechstel des Kunstuni-Budgets. Nach dem ein Verfassungsrechts-Spezialist feststellte, dass die Stadt das nach der Neuorganisation der Universitäten nicht mehr tun muss, stoppte Linz und in der Folge auch das Land die Zahlungen. 2010 scheiterte der Bund mit einer Klage. Die im Dezember 2022 beschlossene Förderung ist freiwillig.
Fun Fact: Universitäten sind Bundessache. Wenn die Stadt freiwillig noch was dazuschießt, ist das grundsätzlich zu begrüßen. Und wie geschrieben anscheinend auch einzigartig.
Da hat sich also die Stadt nicht nur bei der JKU, sondern auch bei der A26 über den Tisch ziehen lassen, dass er zu Bundesagenden zuzahlt.