"Klein-Frankreich" ist am Graben in Linz zu finden

LINZ. "Es hat etwas mit der zweiten Lebenshälfte zu tun", sagt Renate Lugmayr. Die 51-Jährige sucht quasi selbst eine Erklärung, warum sie sich nach mehr als zwei Jahrzehnten von einem gut bezahlten, interessanten Job verabschiedet hat und sich in die Selbstständigkeit stürzte.

Vor knapp einem Monat hat sie ihr Geschäft "La petite France" (Klein-Frankreich) am Graben in Linz eröffnet. Dort, wo viele Jahrzehnte "Gartenbedarf Bruckschweiger" eine Anlaufstelle für Freunde des "grünen Daumens" war, sind nun französische Spezialitäten eingezogen.

"Italiener gibt es eh schon so viele", bemerkt eine Kundin, die die Regale mit Confit de canard (eingelegte Ente), Rillettes (Aufstriche) und französischem Sommerwein begutachtet. Natürlich hilft es, dass die frühere Werbetexterin Renate Lugmayr perfekt Französisch spricht.

Der Grundstein wurde bei einem Aufenthalt in Paris als Au-pair-Mädchen in jungen Jahren gelegt. Bei einem berufsbegleitenden Kulturwissenschaftsstudium musste der zu wählende Sprachraum natürlich Frankreich sein. "Bei manchen Schmankerln bin ich die Erste, die sie in Österreich verkaufen darf", so Lugmayr.

Eine freigelegte, weiß gestrichene Ziegelwand im Geschäft und die mächtige Einfahrt des Hauses außerhalb erinnern daran, dass hier früher einmal die Stallungen der Pferde der benachbarten Post gelegen waren. Jetzt ist französische Lebensart hier eingezogen, auch mit Café, Baguettes, Büchern, Heim-Accessoires, Musik und Filmen. "Corona konnte mich nicht aufhalten", sagt Renate Lugmayr, die keine Sekunde gezögert hat, "trotzdem" aufzusperren. Denn ein Hauch französischer Lebensart macht auch bewegte Zeiten leichter. (haas)