"In der digitalen Welt kann ich schnell einmal ein perfektes Foto machen"
OFTERING. Ofteringer Jugendarbeit wurde im Vorjahr neu aufgestellt – große Nachfrage nach Beratungen.
Egal wo er hinkommt, er erregt Aufsehen. Die Rede ist vom gelben Schulbus, der seit vorigem September immer wieder durch Oftering tourt. "Auffallen ist in unserer Gesellschaft enorm wichtig, da ist der Bus natürlich eine tolle Geschichte", sagt Sascha Reischl, Geschäftsführer des Vereins "Zukunft Jugend", der auch dessen Bedeutung in puncto "Beziehungsaufbau" hervorstreicht.
Das mobile Jugendzentrum – der Bus ist übrigens ein "Original-Amerikaner" – ist ein Baustein, mit dem der Verein die Jugendarbeit in der Gemeinde auf neue Beine gestellt hat. Ergänzt wird es durch den Container beim Sportplatz, den die Jugendlichen gemeinsam gestaltet und zu "ihrem Wohnzimmer" gemacht haben.
Die Kombination aus mobilem und stationärem Angebot habe sich gut bewährt, sagt Reischl. "Mir ist es wichtig, die Jugendlichen aktiv einzubinden." So dürfen die Jugendlichen auch in der Frage, was wann wie genutzt wird, mitreden und mitentscheiden.
Breites Themenspektrum
In Oftering gibt es entsprechend den fünf Säulen der Vereinsarbeit mittlerweile eine Beratungsstelle ebenso wie diverse Projekte. Eines davon ist "Lass das guad geh Oida", dessen Themenspektrum von Sexualität bis hin zu Suchtverhalten reicht. Die vielen Anfragen für die Beratungen sieht Reischl als "Qualitätsmerkmal".
Themen, die die Ofteringer Jugendlichen beschäftigen, seien jene wie andernorts auch. Neben Mobilität und Freizeitgestaltung würden Herausforderungen, die die Digitalisierung mit sich bringe, eine große Rolle spielen. "In der digitalen Welt kann ich schnell einmal ein perfektes Foto machen und damit zeigen, wie toll ich bin."
Eine negative Folge davon: Mittlerweile würden sich viele Jugendliche "zweimal überlegen", ob sie wirklich in die "reale" Welt ohne Filter und Co. hinausgehen wollen und sollen. Zweifel, ob sie genügen, würden am Selbstwertgefühl kratzen. "Wenn es um psychische Stabilität geht, gibt es Handlungsbedarf in der Region und im ganzen Bundesland", sagt Reischl. Umso positiver sei es deshalb, wenn sich Gemeinden wie Oftering in der Präventionsarbeit engagieren.
"Verbindende" Momente
Die Ofteringer Bürgermeisterin Margit Angerlehner (VP) ist mit dem eingeschlagenen Weg sehr zufrieden, wie sie sagt. Mit dem Auslaufen des Pachtvertrages des alten Jugendhauses habe man sich "etwas Neues überlegen" müssen. Reischls Konzept reagiere auf die veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und die heutigen Anforderungen der Jugendarbeit.
"Wir sind eine junge Gemeinde, es ist wichtig, dass die Jugendlichen jemanden haben, mit dem sie über ihre Probleme reden können." Dadurch, dass der Container beim Sportplatz stehe, gebe es auch "verbindende" Momente mit jenen Jugendlichen, die dort Fußball spielen. Ein schöner Nebeneffekt, wie Angerlehner findet.