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Im Franckviertel lebt es sich gut, aber Bewohner vermissen die Hof-Feste

Von Reinhold Gruber   06.Mai 2019

"Früher ist hier viel gerauft worden, es gab jeden Tag Schlägereien", sagt Gottlieb Bamberger und bestätigt damit den Ruf des Franckviertels, der sich in Linz teilweise bis heute gehalten hat. Aber danach sei man schnell auch wieder gut miteinander gewesen.

Seit 1956 wohnt Bamberger hier. Drei Jahre kürzer als Robert Tursky. Der im Jahr 1953 Geborene empfand die Situation im Rückblick als nicht ganz so dramatisch. "So schlimm war es auch wieder nicht", sagt er.

Einig sind sich die beiden Pensionisten in einem: Sie leben immer noch gerne hier. Auch wenn sich vieles im Franckviertel verändert hat. Vor allem, was den Kontakt untereinander betrifft.

Sehnsucht nach Miteinander

Früher habe es Hof-Feste gegeben. "Da hat man sich vor die Haustür gesetzt und war schnell miteinander im Gespräch. Jetzt sitzt jeder in seiner Wohnung und lebt vor sich hin", sagt Tursky. Man kenne sich nicht mehr so gut wie früher.

Anna Winkler nickt. Sie lebt seit 1984 im Franckviertel und mag es, unter Menschen zu sein. Deshalb fühlt sie sich auch in der Nähe von Nicole Wagner wohl.

Wagner trifft man in der Stieglbauernstraße vor allem dort, wo vor etwas mehr als einem Jahr das erste Büro für kommunikative und innovative Nachbarschaftsinitiativen ("KOMM!") eröffnet wurde. Denn die junge Frau mit den kurzen Haaren und der offenen Art ist die Koordinatorin für dieses Projekt der Non-Profit-Organisation Proges im Franckviertel. Sie ist in direktem Kontakt mit den älteren Menschen im Franckviertel, weil sie herausfinden will, was sie brauchen. Gesundheitsförderung beginne mit einem gesunden Miteinander, sagt sie. Das Motto von Proges lautet denn auch: "Wir schaffen Gesundheit".

Das Büro in der Stieglbauernstraße ist Anlaufstelle. Hier finden sich Interessierte zusammen. Hier kommt man ins Gespräch, verbringt Zeit miteinander und lernt sich gegenseitig kennen. "So ist eine Schach-Runde entstanden, so wurde aus der Eigeninitiative einer Bewohnerin ein Näh-Treff", erzählt Wagner. Man wolle Inspirationen geben, dass man etwas schaffen kann, wenn man es nur will.

Rund 40 Gespräche geführt

Gleichzeitig ist Wagner auch viel unterwegs im Viertel, um in Erfahrung zu bringen, was die Menschen brauchen. Im Moment ist es die Generation der über 60-Jährigen, der ihr Hauptaugenmerk gilt. An die 40 lange und persönliche Gespräche hat sie mit Bewohnern schon geführt. Menschen wie Bamberger und Winkler, denen sie die "Macht der Menschen" deutlich machen wollte. Das scheint bereits gelungen zu sein.

"Wir fühlen uns nicht mehr alleingelassen", sagt Anna Winkler. Es gebe eine deutlich größere Wertschätzung den Bewohnern gegenüber. Die Diskussion um Abriss und Neubau der Wohnanlage Wimhölzel-Hinterland hat die Betroffenen gelehrt, dass man auch aufstehen und mitreden muss.

Wunsch nach Ärztezentrum

Einer dieser Wünsche aus Sicht der älteren Bewohner ist ein Ärztezentrum. "Das fehlt hier", sagt Bamberger, "und gerade für die vielen älteren Menschen, die hier leben, sind Ärzte notwendig und vor allem kurze Wege, um zu ihnen gelangen." Aber auch ein Kaffeehaus als Begegnungszone steht auf der Wunschliste. Und mehr Grünflächen und Bäume.

Auffällig ist, wie sehr das Miteinander von drei Franckviertlern betont wird. Für die Verantwortlichen von Proges ein Zeichen dafür, dass diese Art von Stadtteilarbeit sehr sinnvoll ist.

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