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"Die Besten melden sich nicht für einen Oldtimer"

Von Eike-Clemens Kullmann   16.August 2019

Nach den Nationalratswahlen brauche das Bundesheer "schnelle Entscheidungen", sagt Wolfgang Luttenberger im Gespräch mit den OÖNachrichten. Der Oberst des Generalstabsdienstes ist seit vier Monaten mit der Führung des Kommandos Luftunterstützung mit Sitz in Hörsching beauftragt und kämpft seither vor allem mit einem Personalproblem.

Das betrifft sowohl die Hubschrauberflotte als auch die Transportflugzeuge in Hörsching, Langenlebarn und Aigen/Ennstal, die alle unter seinem Kommando stehen. "In den meisten Bereichen – nicht nur bei den Piloten – fehlen rund 50 Prozent an Personal. Doch der tägliche Betrieb läuft zu 100 Prozent weiter, was von der Mannschaft eine 150-prozentige Leistung erfordert. Das kann ich aber nur eine bestimmte Zeit leisten", sagt Luttenberger, der deshalb voll des Lobes für seine Kameraden ist.

Auch bei den Grundwehrdienern sei man mittlerweile "unter dem Minimum. Und die brauche ich bei der Feuerwehr, der Sanität, der Führungsunterstützung. Durch das Kaderpersonal sind diese nicht zu ersetzen – das fehlt wie gesagt in noch größerem Ausmaß", sagt der Oberst.

Zu wenig Nachwuchs

Nicht nur der Abgang, vor allem der Piloten, in die Privatwirtschaft belaste enorm, "auch die Pensionierungswelle schreitet voran. Der Nachwuchs ist gut, aber zahlenmäßig einfach zu wenig." Schließlich handle es sich in seiner Brigade um viele Spezialisten (Techniker, Flugsicherer). Da brauche es bis zu sieben Jahren, um vergleichbare Qualität zu erreichen.

Und ausgerechnet beim Lehrpersonal verzeichne man ebenfalls Abgänge. Dazu komme das "Nadelöhr" Ärzte. Sie sollen die Tauglichkeit des möglichen Nachwuchses feststellen. Der dortige Mangel habe zur Folge, dass Interessenten oftmals noch bevor sie überhaupt getestet werden konnten, abspringen. Die Wartezeit sei einfach zu groß. "Und die Talsohle beim Personal ist leider noch nicht erreicht", ist Luttenberger Realist.

Die Luftunterstützung müsse sich daher auf die Kernaufgaben konzentrieren – eben mit geringen Ressourcen. Man brauche daher dringend eine Entscheidung über den neuen Mehrzweckhubschrauber. Wie mehrfach berichtet, erreichen die Alouette III und OH-58 "Kiowa" in den nächsten Jahren das Ende ihrer Einsatzfähigkeit. Doch eine zugesagte Sonderfinanzierung existiere nicht mehr. Die sei mit der alten Regierung "gefallen". Einzig die zusätzlichen drei S-70 "Black Hawk" wären fix.

Ein Sonderbudget für mindestens 12 bis 16 Mehrzweckhubschrauber müsste die künftige Regierung erst wieder neu beschließen. Wobei Luttenberger von Sonderbudgets wenig hält. "Das sind Danaergeschenke. Das bringt auf Dauer nichts, da gibt es keine Bedeckung für Personal, Infrastruktur, Betrieb, Ersatzteile, etc. So etwas kann nur ein entsprechend dotiertes Regelbudget sicherstellen."

Junge wollen Formel 1 fahren

Neue, moderne Hubschrauber könnten im Übrigen sogar die Personalmisere zum Teil lösen. "Die Besten bewerben sich nicht bei uns, wenn sie in einen Oldtimer einsteigen müssen. Junge Menschen möchten in der Formel 1 mitfahren." Modernstes Gerät würde laut Luttenberger daher eine Sogwirkung bedeuten. "Das ist ein Selbstläufer, da sparen wir uns jeden Euro Werbung", ist er überzeugt.

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