Der überraschende Abgang von Detlef Wimmer

Von E.. Gstöttner und A. Edlinger   10.Jänner 2019

"Es war gespenstisch", sagt ein Teilnehmer über den Parteitag der Linzer FPÖ am Dienstagabend im Festsaal des Neuen Linzer Rathauses. Es habe keinen einzigen Diskussionsbeitrag gegeben, obwohl das Hauptthema für viele der 111 Delegierten eine Überraschung gewesen sei: der Abgang von Detlef Wimmer als Parteichef.

Nach zwölf Jahren an der Spitze der Linzer FPÖ gab der 34-jährige Vizebürgermeister sein Amt als Stadtparteiobmann ab. Zum neuen Chef wählten 91,9 Prozent der Delegierten den seit 2015 als Linzer Verkehrs- und Planungsstadtrat amtierenden Informatiker Markus Hein (46).

Bild: Der neue Linzer FPÖ-Parteichef Markus Hein (46)

Über die Beweggründe für seinen überraschenden Rückzug wollte Wimmer im OÖNachrichten-Gespräch wenig sagen. Nur so viel: "Wenn man zu lange in einer Funktion ist, dann ist die Chance, weiter kreativ zu sein, geringer." Ob er auch sein Amt in der Stadtregierung aufgeben wird, ließ der Jurist offen. In der FPÖ gilt dies aber als wahrscheinlich.

Und so wie es aussieht, dürfte Stadtrat Hein Wimmer auch als Vizebürgermeister beerben. Bestätigen will er dies aber ebenso wenig wie Wimmer: "Bei uns werden Entscheidungen zuerst getroffen und erst nachher präsentiert", so Heins knappes Statement zu diesem Thema. Gerüchte, wonach die Landesparteiführung dem nunmehrigen Ex-Parteiobmann den Rücktritt nahegelegt habe, seien falsch, sagen Hein und Wimmer.

Innerhalb der FPÖ werden bereits Namen genannt, wer künftig neben Hein zweites Mitglied der FP-Riege in der Linzer Stadtregierung sein könnte. Aussichtsreichster Kandidat soll der derzeitige Bundesratsabgeordnete Michael Raml sein. Der Jurist war schon von 2009 bis 2015 Mandatar im Linzer Gemeinderat. Seit 2015 sitzt der 31-Jährige im Bundesrat, seit 2013 ist Raml auch als Universitätsassistent am Institut für Verwaltungsrecht der Linzer Kepler-Universität tätig.

Dass Raml beste Chancen auf den Job in der Stadtregierung haben soll, hängt auch damit zusammen, dass er wie Detlef Wimmer und Markus Hein Mitglied der sehr weit rechts angesiedelten Linzer Burschenschaft Arminia Czernowitz ist. Wimmer hatte vor zwölf Jahren mit starker Hilfe von Verbündeten in dieser deutschnationalen Burschenschaft die damalige FP-Führung hinausgedrängt und die Macht bei den Linzer Blauen übernommen.

Doch auch ein anderer Name fällt wiederholt, wenn es um die Zukunft der Linzer Freiheitlichen geht: und zwar jener von Philipp Schrangl. Der 33-jährige Spross einer Linzer Zahnarztfamilie gilt als politisches Talent und ist seit Herbst 2013 Nationalratsabgeordneter. Gleichzeitig arbeitet der Absolvent des Kollegiums Aloisianum als Notariatsanwärter. Schrangl ist zwar Burschenschafter (Oberösterreicher Germanen in Wien), allerdings nicht bei der in der Linzer FPÖ sehr mächtigen Arminia Czernowitz. Und das soll seine Chancen, eines Tages blauer Bürgermeisterkandidat zu werden, erheblich schmälern.

Apropos Bürgermeisterkandidat: Spannend ist auch die Frage, wer für die Linzer FPÖ als Spitzenkandidat in die Gemeinderatswahl 2021 ziehen wird. Derzeit deutet viel auf Markus Hein hin.

Dass ihm die Doppelfunktion Parteichef und Stadtrat mit dem Großressort Verkehr und Planung zu viel werden könnte, glaubt Hein nicht: "Ich komme aus der Privatwirtschaft und weiß, wie man strukturiert arbeitet", sagt der zweifache Vater. Außerdem sei er "fit wie ein Turnschuh".