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Dem autofreien Hauptplatz droht nun das Aus

Von nachrichten.at/jp/rgr   16.Juli 2020

Der Ärger über den gestrigen Stau ist auch heute noch nicht verraucht: Weder bei den Autofahrern und Radfahrern, noch bei der Stadtpolitik. Der Verkehr kam gestern nachmittag, wie berichtet, in der Linzer Innenstadt völlig zum Erliegen. Einerseits wegen dem gestrigen Start des Pilotversuchs autofreier Hauptplatz, andererseits wegen einer Demonstration von Rad-Aktivisten auf der Nibelungenbrücke, bei der in jeder Fahrtrichtung ein Fahrstreifen für den Autoverkehr gesperrt und den Radverkehr freigegeben wurde.

Mehr dazu im Video:

Die Suche nach den Schuldigen geht heute munter weiter - Distanzierungsversuche inklusive. Denn Gerhard Fischer, Vorsitzender der Radlobby Oberösterreich, distanzierte sich am Donnerstag im OÖN-Gespräch von der Aktion. "Wir waren weder an der Organisation noch an der Abwicklung der Demonstration beteiligt, wir haben nur den roten Teppich geliehen", so Fischer, der es bedauerte, dass die Aktion eskaliert ist. So würden Konflikte geschürt und das sei nicht der Stil der Radlobby. "Es ist nicht unser Ziel, ein Verkehrschaos zu erzeugen."  

Generell wolle man aber auch in Zukunft als Radler-Initiative aufzeigen, wo es Schwachpunkte gibt. Und da biete die Nibelungenbrücke, wo der Radweg in Urfahr in der Busbucht endet und gleichzeitig die AEC-Rampe zum Donauufer für Radfahrer gesperrt wurde, genügend Verbesserungspotenzial. Übrigens: Laut Fischer habe die Radlobby für den Bereich der Busbucht eine ähnliche Aktion geplant. Grundsätzlich geht der Radlobby-Vorsitzende aber nicht davon aus, dass nach dem Vorfällen am Mittwoch die Gesprächsbasis zur Politik nachhaltig gestört sei.

Image-Schaden

Vizebürgermeister Markus Hein (FP) hat jedenfalls nun genug und kündigt an, das Projekt autofreier Hauptplatz bei einem neuerlichen Verkehrschaos sofort zu beenden. „Wenn noch einmal daran gedacht wird das Verkehrsnetz in diesem Bereich durch solche Aktionen zu stören ist Schluss. Das war gestern wirklich die größte Provokation, die man hätte machen können.“ Die Vorbereitungsschritte für die Aufhebung der neuen Regelung, sprich der Sperre, wurden bereits eingeleitet, damit im Fall des Falles Hein nur mehr seine Unterschrift zur Beendigung darunter setzen muss. 

„Ich hätte mir nicht gedacht, dass gerade jene, die jahrelang nach einem autofreien Hauptplatz gerufen haben, diesen nun mit großer Wahrscheinlichkeit wieder abgedreht haben“, setzt Hein nach. Denn der Image-Schaden für das Projekt sei „wohl irreparabel“, weil viele Leute die Demonstration gar nicht mitbekommen hätten und einzig alleine dem autofreien Hauptplatz die Schuld an dem Stau geben. 

Linzer ÖVP und WKO Linz-Stadt will sofortigen Stopp

Geht es nach der Linzer Volkspartei sollte Hein schon jetzt den sofortigen Stopp veranlassen, da der Test „kläglich gescheitert“ sei. Die Liste der Kritikpunkte ist lang: „Mangelnde Vorbereitung, zu wenige Hinweisschilder, kein Gesamtplan“, kommentiert Vizebürgermeister Bernhard Baier (VP) die Vorkommnisse. Die Verlierer der Hauptplatzsperre waren ganz klar alle Autofahrer, die sich in und durch Linz bewegt haben, so Baier weiter. Aber auch die Bevölkerung, die unter diesen Verkehrsbelastungen gelitten habe. Statt so einem Pilotversuch brauche es „eine Begegnungszone samt Stufenplan unter Berücksichtigung des Fertigstellungstermins der neuen Eisenbahnbrücke“.

Auch Klaus Schobesberger, WKO-Obmann Linz-Stadt, fordert Ende des Pilotprojektes: "Der Versuch ist gescheitert und das Projekt einzustampfen." Denn durch die Sperre des Hauptplatzes würde noch mehr Verkehr durch den Römerbergtunnel zur Donaulände fließen und die dortigen Staus noch erhöhen. Wie Baier fordert auch Schobesberger eine Begegnungszone am Hauptplatz.

Reaktionen von SPÖ und Grünen

Von einem "Bärendienst für Radfahrer", spricht hingegen SPÖ-Fraktionsvorsitzender Stefan Giegler: "Ich begrüße den Versuch das Erleben eines autofreien Hauptplatzes schon einmal zu ermöglichen, der zusätzliche Aktionismus auf der Nibelungenbrücke war aber eine völlig unnötige Eskalation." Er übt scharfe Kritik an den Linzer Grünen: "Statt die von anderen geforderte Konstruktivität zu leben und für einen wohlüberlegten Aktionismus mit Maß und Ziel zu werben, werden Aktionsgruppen zu unüberlegten Handlungen motiviert, die sich als wahrer Bumerang erweisen könnten."

Umweltstadträtin Eva Schobesberger (Grüne) will das nicht kommentieren: "Diese Vorwürfe sind absurd." Sie spricht sich dafür aus, dem autofreien Hauptplatz auch weiterhin eine Chance zu geben: "Unabhängig davon was gestern war." Die Aktion der Radfahrer sei als "Akt der Verzweiflung" zu verstehen: "Weil nach wie vor ein vernünftige Querung für Radfahrer über die Donau fehlt."

Unmut aus Altenberg

Auch außerhalb von Linz regt sich der Unmut über die gestrigen Vorkomnisse: So meldet sich nun der neue Altenberger Bürgermeister Michael Hammer (VP), seines Zeichens auch Vertreter der „Mühlviertler Pendlerallianz“ und Nationalratsabgeordneter, zu Wort: „Das gestrige Chaos führt wieder ganz deutlich vor Augen, wie chaotisch Verkehrspolitik in Linz gemacht wird.“ Als Pendlervertreter fordere er endlich verantwortungsvolle Maßnahmen ein: „Solche kontraproduktiven Maßnahmen, die zu Lasten aller gehen, sollten bleiben gelassen werden.“

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