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Als in Linz der erste demokratische Gemeinderat tagte

Von Erhard Gstöttner, 29. Mai 2019, 04:59 Uhr
Als der erste demokratische Gemeinderat tagte
Honoratioren feierten am 1. Juni 1919 auf dem Pöstlingberg die Eingemeindung der Stadt Urfahr in die Landeshauptstadt Linz. Bild: Archiv der Stadt Linz

LINZ. Vor 100 Jahren ging es in Linz vor allem darum, die Stadt wieder zum Funktionieren und Florieren zu bringen.

Das Leben war wegen der Kriegsfolgen hart nach dem Ersten Weltkrieg. Doch in Österreich herrschte nach dem Ende der Habsburgermonarchie Demokratie. Nun durften alle Menschen ab 20 Jahren wählen, erstmals auch Frauen – und jede Stimme zählte gleich viel. Zuvor war das beim auf Landes- und Gemeindeebene geltenden Zensuswahlrecht nicht der Fall gewesen.

In Oberösterreich wählte man am 18. Mai 1919 den Landtag. Das Ergebnis in Linz und der am 1. Juni 1919 eingemeindeten Stadt Urfahr wurde für die Besetzung des Linzer Gemeinderates herangezogen.

Die Sozialdemokraten hatten sich in Linz mit absoluter Mehrheit durchgesetzt. Sie erhielten 55 Prozent der Wählerstimmen. Insgesamt schafften es drei Parteien in den Gemeinderat. Nummer zwei im Stadtparlament und der nun zu Linz gehörenden Stadt Urfahr war die Christlichsoziale Partei mit 28 Prozent geworden. Dritter waren die bis dahin dominierenden Deutschnationalen mit 17 Prozent.

60 Mandate hatte damals der Gemeinderat, heute sind es 61. Sieben der damals 60 Gemeinderäte waren weiblich, drei Sozialdemokratinnen, zwei christlichsoziale Frauen und zwei Deutschnationale. Zum Vergleich: Im oberösterreichischen Landtag war nur eine der 72 Abgeordneten eine Frau. Die Mandatare im Linzer Gemeinderat waren im Jahr 1913 durchschnittlich 49 Jahre alt gewesen, im ersten demokratisch gewählten Gemeinderat im Jahr 1919 lag das Durchschnittsalter bei 44 Jahren.

Sitzung am 11. Juni 1919

Erstmals tagte das im Mai gewählte Stadtparlament am 11. Juni 1919. Die Stadtpolitiker demonstrierten in der konstituierenden Sitzung ihre Parteizugehörigkeit durch Symbole: Die Sozialdemokraten trugen rote Nelken, die Christlichsozialen weiße Nelken, die Deutschnationalen hatten Kornblumen angesteckt. "Zentraler Tagesordnungspunkt der konstituierenden Sitzung am 11. Juni 1919 war die Wahl des Bürgermeisters, der beiden Vizebürgermeisters und der Stadträte", sagt Walter Schuster, der Leiter des Archivs der Stadt Linz.

Einstimmig zum Linzer Bürgermeister gewählt wurde der Sozialdemokrat Josef Dametz, Robert Mehr erhielt bei der Wahl zum ersten Vizebürgermeister 58 Stimmen. Einstimmig zum zweiten Vizebürgermeister gewählt wurde der Christlichsoziale Josef Stampfl.

Erstmals in der Geschichte von Linz wurden auch Stadträte bestellt, acht an der Zahl. Fünf Stadträte waren Sozialdemokraten, zwei gehörten der Christlichsozialen Partei an, ein Stadtrat war Deutschnationaler. Der am 16. November 1918 konstituierte provisorische Gemeinderat war noch nach der Zusammensetzung in der Monarchie gebildet worden. Provisorischer Bürgermeister war der Deutschnationale Karl Sadleder, der ab 11. Juni 1919 nur noch Stadtrat war.

Große Herausforderungen

In seiner Antrittsrede im Juni 1919 umriss Bürgermeister Dametz die Probleme, die es damals zu bewältigen galt: "Nach einem jahrelangen, opferreichen Kriege, den der nationale und kapitalistische Widersinn dem Volke auferlegt hat, mussten nach dem Zusammenbruche der alten, drückenden Herrschaft neue Gebilde der politischen Vertretung und der autonomen Verwaltung entstehen. Wir befinden uns am Beginne einer neuen Zeit … Um die schweren Schäden der Vergangenheit zu heilen, wird viel Arbeit erforderlich sein, werden wir noch manches Opfer auf uns zu nehmen haben." Dametz ging in seiner Antrittsrede auch darauf ein, dass durch die Eingemeindung der bis 1. Juni 1919 eigenständigen Stadt Urfahr zusätzliche Aufgaben zu erledigen waren.

"Bei den in letzter Zeit gestiegenen Bedürfnissen der Stadt wird es kaum möglich sein, die großen Auslagen decken zu können, wenn nicht durch die Kommunalisierung gewisser Zweige der Produktion und des öffentlichen Lebens zum Teil die Mittel für den städtischen Haushalt gefunden werden neben einer Reform des unzeitgemäßen städtischen Steuer- und Umlagewesens."

Bauprogramm unter Dametz

In der Amtszeit von Bürgermeister Josef Dametz begann schließlich auch das umfangreiche städtische Wohnbauprogramm. Ebenso entstanden neue Schulen, viele neue Betriebe wurden in Linz angesiedelt. Errichtet wurden in der Amtszeit von Dametz auch die Volksküche (heute Sitz des Architekturforums und der Galerie Maerz) und das Parkbad. Ausgebaut wurde das Allgemeine Krankenhaus der Stadt.

Bürgermeister Dametz

Der gelernte Drucker und Schriftsetzer Josef Dametz (von 1892 bis 1898 arbeitete er bei der OÖNachrichten-Vorgängerin „Tagespost“) war der erste demokratisch gewählte Bürgermeister von Linz. 1919 war er im Gemeinderat einstimmig gewählt worden, 1923 und 1927 wurde er wiedergewählt. Seit 1914 war Dametz Landeschef der Sozialdemokraten in Oberösterreich.

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Autor
Erhard Gstöttner
Lokalredakteur Linz
Erhard Gstöttner

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1  Kommentar
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Gugelbua (31.892 Kommentare)
am 02.06.2019 12:28

Demokratie zählt schon zur Nostalgie : - )

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