Zimmer mit Aussicht: Mini-Hotel im Ennser Stadtturm sperrt im Herbst auf

Von Christopher Buzas   31.Juli 2012

Hotels, in denen Touristen außergewöhnlich nächtigen, stehen bei vielen Gästen hoch im Kurs. Wer auf der Suche nach einem Hotelzimmer der anderen Art ist, der ist ab Ende Oktober in Enns richtig. Dann eröffnet ein Mini-Hotel im Ennser Stadtturm. „Die Arbeiten laufen bereits seit April“, sagt Gerhard Öllinger, Schriftführer des Vereines „Stammtisch der Herren zu Ens.“ Dank der Mitglieder des gemeinnützigen Vereines haben Interessierte in rund drei Monaten zum ersten Mal die Gelegenheit, im Zimmer mit Aussicht zu nächtigen.

Idee 2008 geboren

Entstanden ist die Idee des Turmhotels bei der Feier des 1000. Stammtisches der „Herren zu Ens“ im November 2008. „Damals haben wir mit dem Bürgermeister in der obersten Etage des Turmes gegessen“, sagt Öllinger. Bis die Umsetzung erfolgte, verging noch einige Zeit, nicht zuletzt musste auch eine Einigung mit dem Denkmalamt erzielt werden. Öllinger: „Solche Sachen brauchen halt immer Zeit.“

Das einzige Zimmer des Hotels entsteht in der früher bewohnten Türmerstube im vierten Stock des Wahrzeichens. Für die architektonische Umsetzung der Unterkunft ist der Ennser Architekt Christoph Haas zuständig. „Wir arbeiten natürlich eng mit dem Denkmalamt zusammen“, sagt Öllinger.

Holzboden und Dusche

Künftig dürfen sich die Gäste jedenfalls über eine Stuckdecke und einen alten Holzboden freuen. Natürlich ist das Doppelzimmer auch mit Bad, Dusche und WC ausgestattet. Ausgelegt ist das rund 46 Quadratmeter große Zimmer für zwei Personen. „Zur Not ist auch für eine dritte Person Platz“, sagt Öllinger. Die Kosten für den Umbau belaufen sich auf 70.000 Euro, für das Geld kommen im Wesentlichen die „Herren zu Ens“ auf. Laut Gaby Pils, Geschäftsführerin der Ennser Tourismus- und Stadtmarketing-GmbH, schießen Stadt und Land Oberösterreich Fördergelder zu. Bei der Politik und dem Tourismus kommt das Vorhaben hervorragend an. „Für mich geht ein Traum in Erfüllung“, sagt Gaby Pils.

Wer das Hotel später betreibt, darüber herrscht noch Stillschweigen. „Das ist noch nicht geklärt. Dazu gibt es drei verschiedene Konzepte“, sagt Öllinger. Laut Insidern soll ein Ennser Hotelier den Betrieb führen. Eines ist jedoch sicher: Die Vermarktung des Turmhotels ist in Kooperation mit den Pixel-Hotels in Linz (siehe dazu unten stehenden Artikel) geplant. „Wir sind beim Know-how eingebunden und treten als Franchisegeber auf“, sagt Architekt Richard Steger, einer der Erfinder der Pixel-Hotels. Dank der Zusammenarbeit können die Gäste das Zimmer demnächst im Internet über www.pixelhotel.at buchen.

 

Linzer Architekten erfanden das besondere Hotel

Vorbild für das Mini-Hotel im Ennser Stadtturm ist ein Linzer Unternehmen, das vor fünf Jahren als Kulturprojekt begonnen hat. Die Idee: nicht in einem 08/15-Hotelzimmer, sondern an außergewöhnlichen Orten nächtigen.

Das bisher einzigartige Linzer Pixel-Hotel bietet fünf besondere, bis zu 90 Quadratmeter große Übernachtungsmöglichkeiten: das 57 Jahre alte Frachtschiff „Traisen“ im Hafen, eine ehemalige Werkstatt in der Marienstraße, eine umgebaute Arbeiterwohnung im Franckviertel, ein ehemaliges Textillager beim Pfarrplatz und ein total weißer Raum in der ehemaligen Volksküche, dem heutigen Architekturforum am Herbert-Bayer-Platz.

Erfinder des Pixel-Hotels sind die Linzer Architekten Sabine Funk, Richard Steger und Christoph Weidinger. Die Erfinder hatten auch Stadtentwicklung im Sinn, indem sie in ihrer ursprünglichen Funktion überflüssig gewordene Räumlichkeiten außerhalb des Linzer Zentrums zu besonderen Orten machten. Seit zwei Jahren betreibt Kolping das Pixel-Hotel: „Vor allem Familien und Paare buchen das, Menschen, die das Außergewöhnliche suchen.“

Das Linzer Pixel-Hotel wurde 2009 in Miami (USA) mit dem internationalen „radical innovation in hospitality“-Preis ausgezeichnet. Das Magazin „Geo-Saison“ zählt das Linzer Projekt zu einem der 100 außergewöhnlichsten Hotel-Projekte Europas.    (gsto)