Zehn Tonnen schwerer Lapislazuli als Brunnen auf dem Domplatz

Von Von Judith Grillberger   28.Juli 2009

Das charakteristische Blau des Lapislazuli wird von goldenen Streifen durchzogen. Im Sonnenlicht schimmern die Farben unter dem fließenden Wasser. Durch den nahezu weißen Untergrund des Domplatzes wirken Blau und Gold des Brunnens „Wassergold“ noch intensiver. Aus einem einzigen Brocken Stein hat der Grazer Bildhauer Hans Muhr ein Kunstwerk geformt, das zwei Monate lang auf dem Linzer Domplatz ausgestellt ist.

Das Abenteuer Lapislazuli

Bevor der 75-Jährige den blauen Stein zu bearbeiten begann, brauchte er erst ein halbes Jahr Bedenkzeit. „Bis dahin hatte ich keinerlei Erfahrung mit Lapislazuli“, erklärt der Künstler. Nach vielem Experimentieren mit dem Material habe er aber schließlich gespürt, dass er bereit sei. „Der Lapislazuli wurde zu meinem größten Abenteuer“, sagt der Grazer. Der Halbedelstein, oder auch Stein der Freundschaft, strahle laut Muhr ein unglaubliches Kraftfeld aus. „Nach einer halben Stunde Arbeit an dem Stein habe ich mich gefühlt, als wäre ich 14 Tage auf Kur gewesen.“

Auch die Geschichte des Steins selbst klingt unglaublich. Der Lapislazuli stammt aus einer Mine in den chilenischen Anden. Die Mauthausener Baufirma Poschacher hatte sich Mitte der neunziger Jahre die Schürfrechte gesichert. Gerade als die Männer aufgeben wollten, stießen sie auf den 30 Tonnen schweren Stein. „Bis wir den Stein gefunden und geplant hatten, wie wir ihn aus dem Berg heraussprengen konnten, brauchten wir zwei bis drei Wochen“, erinnert sich der verantwortliche Sprengmeister Rudolf Kammerer.

Weltweit einzigartiger Fund

Weltweit wurde noch nie ein Lapislazuli dieser Größenordnung gefunden. Auch die Arbeiter waren nicht auf einen solchen Fund vorbereitet, daher musste der Stein zerlegt werden. Schließlich konnte der Brocken nach Österreich gebracht und von Hans Muhr bearbeitet werden. Eigentümer Leonhard Helbich-Poschacher wollte anlässlich des Kulturhauptstadtjahres seinen Brunnen der Öffentlichkeit zugänglich machen. Eine private Initiative ermöglichte die Leih-gabe an den Mariendom. Bis Ende September steht der Brunnen auf dem Domplatz.