"Wir müssen die nötigen finanziellen Mittel für den Großraum Linz abholen"

Von Reinhold Gruber   05.Oktober 2017

Gemeinderat, Bundesrat, Nationalrat: Geht die Nationalratswahl am 15. Oktober so aus, wie es die Umfragen andeuten, dann hat der Linzer Rechtsanwalt Klaus Fürlinger in nur acht Jahren politisch beachtlich Karriere gemacht. Der 52-Jährige geht für die ÖVP als Listenerster im Wahlkreis Linz und Umgebung in die Wahl.

 

OÖN: Darf man Sie noch einen Kandidaten der ÖVP nennen oder gibt es nur mehr die Liste Kurz?

Klaus Fürlinger: Ich kann mich mit beidem identifizieren, daher sehe ich da überhaupt kein Problem.

Hat sich die ÖVP, wie Sie sie kennen, jetzt verändert?

Meiner Meinung nach hat sie sich primär durch die Personen verändert, die jünger sind. Wir haben an der Spitze eine Generation ausgelassen. Es sind aber jetzt Menschen nachgekommen, die in ihren Grundzügen das zum Programm erheben, wofür die ÖVP immer gestanden ist.

Nun wird der neuen Volkspartei wiederholt nachgesagt, dass sie sich deutlich nach rechts bewegt hat, teilweise die FPÖ rechts überholt. Stört Sie eine solche Einschätzung?

Mir hat das persönlich noch niemand gesagt. Ich glaube es auch nicht. Viel wird an dem Flüchtlingsthema festgemacht. Sebastian Kurz hat zu einem Zeitpunkt, wo viele noch anders gedacht haben, bereits gesagt, dass es nicht funktionieren wird, wenn ohne Registrierung 100.000 Menschen ungehindert ins Land laufen. Wir werden Probleme mit dieser Form der Migration bekommen. Das ist offensichtlich. Ich glaube auch nicht, dass es rechts oder rechts überholen ist, wenn man Probleme beim Namen nennt. Da hat Kurz auch eine Leistung erbracht, dass man in der Politik manchmal sagt: Das ist ein Problem und das müssen wir lösen. Nur mit Jubel- und Hoffnungsparolen, die von der Realität abgehoben sind, wird die Politik nichts ernten.

Sie werden wahrscheinlich vom Bundesrat in den Nationalrat wechseln. Was können Sie in Wien für Linz bewegen?

Es wird darum gehen müssen, in Wien die entsprechenden finanziellen Mittel für den Großraum Linz abzuholen. Dabei geht es vor allem um die Lösung der Infrastruktur- und Verkehrsproblematik im Zentralraum. Aber es geht auch um das Thema Breitband. Es ist kein Geheimnis, dass es im Bezirk Linz-Land und im Mühlviertel Gemeinden gibt, wo es knapp außerhalb der Stadtgrenzen definitiv kein ordentliches Internet gibt, was im 21. Jahrhundert eher blamabel ist.

Es geht also um mehr Stellenwert für den Großraum Linz?

Wir müssen alle ein Bewusstsein dafür bilden, dass Linz und Umgebung mit rund 450.000 Bewohnern außerhalb von Wien der größte Raum Österreichs ist. Es gehört ein positives Lobbying für Linz betrieben, wobei sich die Stadt auch zur Marke entwickeln muss.

Wie könnte die aussehen?

Linz sollte sich als digitale Landeshauptstadt positionieren. In der Forschung und bei den neuen Technologien wäre einiges gemeinsam mit der Universität Linz möglich, wobei man auf der Basis des Ars Electronica Center aufbauen könnte. Mit entsprechenden Projekten ließe sich sicher Geld aus Wien lukrieren.