Triathlon-Chronik lüftet Geheimnis einer nackten Frau
LINZ. „Nein, mit dem Triathlon bin ich eigentlich gar nicht mehr verbunden.“ Franz Helfenschneider rückt gleich am Beginn unseres Gesprächs mit diesem überraschenden Bekenntnis heraus.
Überraschend deswegen, weil der 63-Jährige – er feierte am 15. Mai eben erst seinen Geburtstag – soeben in mühevoller Kleinarbeit eine Triathlon-Chronik über die Anfänge dieser ebenso fordernden wie faszinierenden Sportart im Land ob der Enns erstellt hat.
„Die oberösterreichischen Kaderathleten haben mich vor einem Jahr überrascht und zu einem Treffen eingeladen“, sagt Helfenschneider, „dabei wurde der Geist von damals lebendig, und wir haben darüber geredet, dass es keine Chronik über die Anfänge des Triathlonsports gibt, dass leider alles in Vergessenheit gerät.“
Verband 1987 gegründet
Helfenschneider, der damals in der Sektion Ski des Herressportvereins aktiv war, gründete 1986 Oberösterreichs ersten Triathlonverein, im Jahr darauf den Landesverband, in dem er bis 1991 als Landessportwart tätig war. „Den ersten Bewerb, sofort über die Olympische Distanz (Anm.: 1,5 Kilometer Schwimmen, 40 Kilometer Radfahren und 10 Kilometer Laufen), haben wir 1987 am Pichlingersee veranstaltet“, verrät der Chronist. Geködert wurden die Sportler damals mit einem lukrativen Siegerpreis: 250 Athleten ritterten sich damals um ein Startticket für den Hawaii-Triathlon im Gegenwert von damals 40.000 Schilling (rund 2900 Euro).
Absoluter Höhepunkt im Triathlon-Leben Helfenschneiders war im Jahr 1990 die Ausrichtung der Europameisterschaft über die Olympische Distanz am Pichlingersee. „Leider haben wir teilweise keine gute Presse gehabt“, erinnert sich der in Neumarkt (Steiermark) geborene Sportler aus Leidenschaft: „Die Athleten sind damals so knapp hintereinander aus dem Wasser gestiegen, dass sie zwangsläufig Windschatten fahren mussten. Nur war das halt nicht erlaubt, da wurde ein Skandal herbeigeschrieben.“
1991 legte Helfenschneider sämtliche Funktionen im Triathlonverband zurück: „Drei Kinder, Frau, meine Arbeit und dann noch der Sport – das war vom Arbeitspensum her nicht mehr unter einen Hut zu bringen. Aber ich bin stolz, dass wir immer schon der Zeit voraus waren. Wir haben damals schon Unterwasseraufnahmen gemacht und sogar in der Landessportschule auf der Gugl die Ernährung umstellen lassen.“
440 Berichte digitalisiert
Helfenschneider digitalisierte für seine Online-Chronik mehr als 440 Berichte und Reportagen: Von herausragenden Leistungen der Sportler über kuriose Ereignisse wie eine im See versenkte, nie mehr gefundene teure Uhr eines Hobbyathleten, die verpasste EM-Abreise eines Belgiers und ausgefallene Sportbekleidung bis hin zum Skandal um eine nackte Frau, die ein „obszöner“ Künstler auf den Asphalt gemalt hatte, wird darin vieles in Erinnerung gerufen.
Mit der Landesmeisterschaft am 6. Juli im und rund um den Pichlingersee steht bereits das nächste Tria-Großereignis vor der Tür.
Alles über die Anfänge des Triathlonsports in Oberösterreich von 1985 bis 1991 erfahren Sie in Franz Helfenschneiders Chronik unter: franz.helfenschneider.com