Panik in 30 Meter Höhe und Gedanken ans Kindsein

Das Lachen ist ihr vergangen. "Warum zum Kuckuck tust du mir das an?" Meine sonst so quirlige Freundin – normalerweise eine zum Pferdestehlen – kauert in etwa 30 Meter Höhe im Sitz des Kettenkarussells "Sky Flyer" neben mir und wimmert. Und ich kann trotz widrigsten Wetters und Wintertemperaturen meine Freude über das zunehmende Gefühl von Freiheit nicht unterdrücken.

Zuvor, noch mit festem Boden unter den Schuhen, haben wir eifrig Sprüche wie "wir sind das Himmelfahrtskommando über Linz" vom Stapel gelassen. Ihre Höhenangst war mir unbekannt. Zu spät. Aber mit jeder weiteren Runde über dem Urfahraner-Markt-Gelände kehrt die Farbe in Iris’ Gesicht zurück. Innerlicher Jubel. Wieder auf festem Untergrund, geht es zum nächsten Fahrgeschäft auf dem noch bis Sonntag geöffneten Jahrmarkt, dem ältesten Österreichs. "Black out". Treffende Bezeichnung. Das sternförmige Gebilde trägt uns, ordnungsgemäß in den Sitzschalen angeschnallt, mit Highspeed in die Luft.

Lautes Brüllen

Oben angekommen, werden wir im Bruchteil von Sekunden wieder fast auf den Boden befördert. Kopfüber. Während uns der Regen um die Ohren prasselt. Ich brülle mir die Angst aus dem Leib. Linz wirbelt vor meinen Augen auf und ab. Und Iris? Ihr Geschrei geht bei dem Geplärre der anderen Fahrgäste unter. Nach einigen Minuten ist die rasante Fahrt vorbei.

"Grauenhaft, aber gleichzeitig geil." Wie recht meine Begleitung hat. Wir wackeln glücklich zum Vergnügungsplatz unserer Kindheit. Dreamland. Ich sehe mich heute noch neben der Kasse, meine Eltern um ein paar Schillinge bekniend. Doch während wir mühelos über die Hindernisse im mehrstöckigen Parcours kommen, gelangen wir zur Erkenntnis: manches ist wirklich nur für die Kleinen bestimmt, auch wenn wir just am "Urfix" noch gerne Kind wären.

Auch das Wiedertreffen mit der "Crazy Mouse" ist weniger spektakulär. Nur Iris am Außensitz wird beim Blick auf das Gerüst mulmig. Das angsterfüllte Quietschen bleibt aus. Klar, vor gefühlten 50 Jahren, waren Höhen-Phobie und die Furcht vor dem Aus-der-Kurve-Rausfliegen ausgeprägter. Egal. Auch wenn der Adrenalinpegel dieses Mal nicht ins Unermessliche steigt, ein Urfahraner-Markt-Flashback aus früher ist immer wieder reizvoll.

Ein Erlebnis, so schön wie damals, ist eine Elektrowagerl-Fahrt. Die erste Runde im Autodrom ist ein Abtasten. Fast schon langweilig für uns Adrenalin-Gepushten. Noch während wir uns im Maulen üben, kracht uns ein Rabauke, keine zehn Jahre alt, mit seinem Wägelchen in unseren Glitzer-Flitzer.

Bumm. "Na warte!" Iris, am Lenkrad, will Revanche. Und die wird heftig. Später sogar schmerzhaft. Denn während wir dem Anstifter hinterherhetzen, werden wir von einem anderen Gasfuß abgeschossen und von den Hartschalensitzen gehoben. Au! Als könnte ich meine Bandscheiben protestieren hören. Im Augenblick zählt das Vergnügen, die Manöver werden rasanter. Noch bevor die Duelle ausarten, wird der Strom abgestellt.

Aus. Vorbei. Danke, das war’s. Nach wilden Ritten und Fahrten, von Regen und Wind zersaust und Endorphin-gesättigt treten Iris und ich den Heimweg an.

Urfahraner Markt – wir werden uns wiedersehen!