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Nicht abgesprochen: ÖBB bauten mitten in Enns einen Handymast

Von Philipp Hirsch   06.April 2017

"Störungsfreie Internetverbindungen in jedem Zug auf jeder bedeutenden Strecke", hat Bundeskanzler Christian Kern vor rund eineinhalb Jahren (damals noch in seiner Funktion als ÖBB-Chef) versprochen.

Enns ist aufgrund dieses Versprechens seit Dienstag um ein ungeliebtes Wahrzeichen reicher. Mitten im Stadtgebiet zwischen einem Hotel und einem Gasthaus ragt nun ein Funkmast in den Himmel.

Da steht er plötzlich

"Und plötzlich war er da", sagt Bürgermeister Franz Stefan Karlinger (SP). Er wusste, genauso wie die Beamten seiner Bauabteilung im Stadtamt, nichts von den Plänen, einen Handymast, der alle umliegenden Wohnhäuser um ein Vielfaches überragt, mitten in das Ortsbild seiner Stadt zu setzen. Die ÖBB gaben sich gestern zerknirscht. Die Vorgehensweise sei "unglücklich gewesen", räumt Sprecher Christopher Seif ein. "Wir wollen eine gute Gesprächskultur mit den Gemeinden", sagt Seif.

Die Ennser sind ob des unerwarteten Senderungetüms entsetzt. Seit Generationen versuchen sie das Erscheinungsbild der ältesten Stadt der Republik zu schützen. Jede Baumaßnahme wird mit Argusaugen geprüft, damit das alte Enns seinen mittelalterlichen Charakter nicht durch unüberlegte Bausünden einbüßt: "Solche Bemühungen sind aber sinnlos, wenn dann Konzerne ohne Rücksprache eh einfach machen, was sie wollen", sagt Johann Schillinger. Vor allem in Hinblick auf die Landesausstellung im kommenden Jahr in Enns sei die "Verschandelung besonders bitter". Schillinger wohnt in Sichtweite des Masts. Seine Errichtung verfolgte er live mit. Dass die ÖBB vorab weder Bürger noch Stadtverwaltung informiert haben, ist für ihn "schlichtweg ein Wahnsinn". Schillinger ist überzeugt, dass es bessere Plätze für den Funkmast in Enns gibt. Gerne hätten er und die Mitarbeiter der Stadtverwaltung den ÖBB bei der Standortsuche geholfen: "Im Ennshafen an der ÖBB-Hochleistungstrasse gibt es genügend unproblematische Plätze", sagt Schillinger. Die Forderung der Anrainer ist simpel: Der Mast muss umgehend wieder weg.

Funkmast ist "Bahnanlage"

Bürgermeister Karlinger zeigt zwar "prinzipiell Verständnis, dass die ÖBB ihren Fahrgästen eine bessere Signalqualität bieten wollen", es sei aber "auf keinen Fall akzeptabel, die Stadtgemeinde selbstherrlich auszuschalten und bewusst keinen Kontakt zu suchen. Das ist eigenlicht skandalös."

Rechtlich haben sich die ÖBB mit diesem Vorgehen aber offenbar nichts zuschulden kommen lassen, heißt es aus der Ennser Bauabteilung. Der Funkmast sei eine Eisenbahnanlage, und da habe die Stadtgemeinde eben kein Mitspracherecht. "Wir hätten uns dennoch erwartet, dass wir kontaktiert werden und gemeinsam einen Standort suchen", sagt Karlinger.

Genauso wie die Anrainer des Masts drängt auch er auf einen raschen Gesprächstermin mit den ÖBB, um doch noch eine einvernehmliche Lösung zu finden. "Wir werden das Gespräch mit der Stadtgemeinde suchen", verspricht ÖBB-Sprecher Seif.

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