Neuartiges Wohnmodell: Mehr Rechte, weniger Miete

Von (cb)   17.September 2015

Stetig steigende Mietpreise im Wohnungssektor lösen bei den betroffenen Bewohnern wenig Freude aus. Um der Abhängigkeit von großen Immobilienbesitzern zu entkommen, starteten zwölf Personen, die sich unter dem Namen "Willy*Fred" zusammengeschlossen haben, ein Projekt, um leistbaren Wohnraum anzubieten, bei dem die Bewohner mehr Mitspracherecht als üblich haben.

"Wir wünschen uns einen Mietmarkt, der auch Menschen mit geringen, finanziellen Ressourcen die Chance auf eine angenehme Wohnsituation bietet", sagt Elisabeth Ertl, Gründungsmitglied der Vereinigung, die nach einer Widerstandsgruppe im Salzkammergut während der NS-Zeit benannt ist.

Kompliziertes Konstrukt

Ein Haus, in dem die Vorstellungen der Gruppierung umgesetzt werden können, ist bereits gefunden. Ein mehr als 300 Jahre altes Gebäude am Graben 3 soll den Grundstein zum etwas anderen Wohnen bilden. Eine vom Verein geschaffene Hausbesitz-GmbH möchte die Immobilie in den kommenden Wochen vom derzeitigen Besitzer erwerben.

Gesellschafter der GmbH wird zum einen der Hausverein, in dem sich die Mieter organisieren, und zum anderen der ebenfalls in Linz gegründete Verein "habiTAT", der ähnliche Projekte in Österreich unterstützt, sein. Durch diese Rechtsstruktur soll gewährleistet werden, dass die Bewohner kein Eigentum am Haus erwerben, aber trotzdem selbstverwaltet und autonom leben können.

Die Pläne sehen vor, dass der Hausverein die Geschäftsführung und die Hausverwaltung übernimmt sowie gemeinsam über wichtige Punkte des täglichen Zusammenlebens entscheidet. Der zweite Gesellschafter, der Verein "habiTAT", hat hingegen nur ein Vetorecht gegen einen Verkauf des Hauses.

"Dadurch kann es keine Spekulation und somit auch keine Preissteigerungen mehr geben", sagt Florian Humer, ebenfalls Gründungsmitglied von Willy*Fred. Die Mietpreise für die Wohnungen verschiedenster Größe sollen 6,35 Euro pro Quadratmeter betragen. 13 Bewohner haben sich bereits für eine Wohnung angemeldet. Ein Teil der FLäche des Hauses soll an Vereine vermietet werden. Bevor es zu einem Kauf der Immobilie mit gesamt 1650 Quadratmetern Fläche kommt, müssen die Interessenten das Geld dafür aufbringen. Der Finanzbedarf beträgt mehr als drei Millionen Euro.

500.000 Euro bisher lukriert

Ein Teil der Summe soll mittels Direktkrediten von Personen, denen das Konzept gefällt, hereinkommen. Bis Ende Oktober soll eine Million Euro lukriert werden. "500.000 Euro haben wir schon", sagt Humer. Die restlichen zwei Millionen werden mittels Bankdarlehen finanziert. 

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