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„Linz wurde gut entwickelt, doch Politik verdrängt die Tradition dieser Stadt“

Von Erhard Gstöttner, 14. Juni 2012, 00:04 Uhr
„Linz wurde gut entwickelt, doch Politik verdrängt die Tradition dieser Stadt“
Die Eisenbahnbrücke ist der Lieblingsort des Krimi-Autors Volker Raus. Bild: gsto

LINZ. Der Krimi-Autor Volker Raus ist eingefleischter Linzer. Er wuchs in Linz-Urfahr in der Nähe der Donau auf und wohnt auch jetzt in Linz-Urfahr in der Nähe der Donau.

Raus liebt Linz, und er leidet unter der Entwicklung der Stadt. „Die Stadt hat sich gut entwickelt, doch die Politik verdrängt die Tradition der Arbeiterstadt.“ Es sei positiv, dass Linz zur Kulturstadt entfaltet worden sei, sagt der 66-jährige Autor, der sich als SPÖ-nahe bezeichnet: „Man hätte aber nicht die Identität als Arbeiterstadt aufgeben müssen. Doch diese SPÖ förderte ja sogar, dass ihr Gründungshaus abgerissen wurde.“

In seinen bisherigen drei Krimis behandelt Raus Linzer Themen. In „Leihgabe“ (2008) geht es um Nazi-Raubkunst in Linzer Museen. „Reichweite“ (2010) beschäftigt sich mit der Voest-Waffenproduktion und den damit verbundenen kriminellen Geschäften. „Freigang“ (2012) basiert auf dem Fall des angeblichen Prostituierten-Mörders Tibor Foco. „Es ist seltsam, dass unsere Zielfahnder Tibor Foco nicht finden können“, vermutet Volker Raus spezielle Hintergründe.

Die Linzer Abriss-Tradition

Er wolle nicht über Linz „sudern und mit dem Zeigefinger herumfuchteln“, sondern brisante Themen unterhaltsam bearbeiten: „Mit gut gemachten Krimihandlungen kann man alles transportieren. Da kann ich auch viel Politisches unterbringen. Im Kriminalroman kann man sogar den Bürgermeister als Arsch bezeichnen.“

Volker Raus leidet derzeit besonders darunter, dass die Eisenbahnbrücke verschwinden soll: „Jetzt wollen sie die Eisenbahnbrücke wegreißen. In dieser Stadt riss man die Wollzeugfabrik ab, die Spatenbrotwerke, die Frauenklinik, deren Altbau sich wunderbar in die neue Wohnsiedlung hätte integrieren lassen. Auch die Fleischmarkthalle lässt man verfallen, bis es dann heißt: Jetzt wäre aber eine Sanierung viel zu teuer.“

Die Eisenbahnbrücke ist für Volker Raus Teil der Linzer Identität als Arbeiterstadt: „Die Brücke ist untrennbar mit der Tabakfabrik verbunden. Über sie kamen Hunderte Männer und Frauen in die Arbeit und auch zum Tschickbude-Fußballplatz.“ Für ihn sei es unverständlich, dass in Linz die Spuren der Arbeitertradition beseitigt werden: „Aber jedes Marterl und Bürgerhaus wird geschützt.“

Beklagenswert ist für den leidenschaftlichen Linzer Volker Raus auch der Umgang mit der Pöstlingbergbahn: „Die ist nach dem Umbau eine Allerweltsbahn, das Besondere ist weg, während die wunderbar altmodische Cable Car von San Francisco weltbekannt ist.“

Linz sei aber durchaus gut entwickelt worden, zu einer Kulturstadt, in der man gut verdiene und die sehr sozial sei: „Aber eigentlich ist Linz belanglos. Zum Beispiel die Architektur des Ars Electronica Center, des Lentos und des Musiktheaters, das ist gut und nett, aber nichts Außergewöhnliches.“

Ein Grund für diese Entwicklung sei wohl der Lebensweg etlicher Linzer, die an Schaltstellen sitzen: „Die Arbeiter- und Bauernkinder haben studiert und wollten dann nichts mehr mit ihrer Herkunft zu tun haben.“

 

Volker Raus liest in Wirtshäusern seines Kommissars

Die Romane von Volker Raus enthalten brisante Stoffe und viel Linzer Lokalkolorit. Nun liest Raus an besonderen Orten aus dem neuen Roman „Freigang“, der auf dem Fall des angeblichen Mörders Tibor Foco basiert.

Am Donnerstag, 21. Juni, liest Raus ab 20 Uhr im Café Plank an der Biegung in Urfahr. Am Montag, 25. Juni, liest er ab 19.30 Uhr im Gasthaus Lindbauer an der Eisenbahnbrücke in Urfahr.

„In beiden Lokalen verkehrt auch mein Roman-Kommissar Max Steinberg“, sagt Raus. Vorbild für Steinberg ist der Linzer Kripo-Oberst Leo Maier.

 

Wordrap

Mein Lieblingsort in Linz ist die Eisenbahnbrücke. Ich bin in der Linken Brückenstraße aufgewachsen. Die Gegend bei der Eisenbahnbrücke war mein Lieblingsspielplatz.

Meine literarischen Vorbilder sind die österreichischen Krimi-Autoren Stefan Slupetzky, Wolf Haas und Edith Kneifl.

Vorbild für meinen Kommissar Max Steinberg ist der ehemalige Linzer Kripo-Oberst und Krimi-Autor Leo Maier alias Frank.

Meine Lieblingsjournalisten sind der OÖNachrichten-Kolumnist Ali Grasböck und der ehemalige ORF-Landesintendant Hannes Leopoldseder.

An Linz gefällt mir, dass wieder Frauen mit Kopftüchern unterwegs sind.

An Linz stört mich, dass Konflikte nicht wirklich ausgetragen werden und dass es keinen zukunftsorientierten und mutigen Menschen an der Spitze gibt.

Als Bürgermeister von Linz würde ich mich mit jungen Künstlern und Journalisten auf ein Packl hauen und eine Stadtentwicklung betreiben, die das Besondere von Linz herausarbeitet.

 

Lebenslauf

Volker Raus (66) wuchs in der Linken Brückenstraße in Urfahr auf. Er absolvierte Kirchen- und Jahnschule in Urfahr, maturierte dann in der Lehrerbildungsanstalt in Linz. In Salzburg studierte er Erziehungswissenschaft und Geschichte, arbeitete dann wissenschaftlich. 1980 kam er zum ORF in Linz, kreierte außergewöhnliche Formate wie die Europa-Familie. 1990 machte sich Raus als Journalist und Filmemacher selbstständig. 2008 erschien sein erster Roman.
 

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6  Kommentare
6  Kommentare
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jago (57.723 Kommentare)
am 14.06.2012 10:37

gewählt! Obwohl es schon damals voraussehbar war, dass die SPÖ nur als Schlitten für eine Clique verwendet wurde.

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oe.tom (728 Kommentare)
am 14.06.2012 10:01

In diesem könnte es um einen unendlich großen Sumpf zwischen der Baumafia und einem offensichtlich Größenwahnsinnigen Bürgermeister gehen, der alles in seiner Stadt niederwalzt, was Alt ist, nur um sich ein Denkmal zu setzen. Tja und wer nicht mitmacht und Gefaehrlich wird, der wird einfach mal für immer Verschwinden...
Ups, ist es nicht schon fast Realität???

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( Kommentare)
am 14.06.2012 09:11

Es geht weiter, jetzt werden Hafenbecken zugeschüttet und damit eine Jahrhunderchance vertan. Wohnen am und auf dem Wasser, so wie in vielen Städten Europas, neue Wohnformen in einem industriel-urbanen Gebiet, vieles wäre im Hafenviertel möglich.
Linz aber schüttet zu - für einen Lagerplatz.

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reibungslos (14.485 Kommentare)
am 14.06.2012 08:43

Einerseits gut entwickelt, andererseits belanglos. Was ist nun richtig?

Außerdem wieder das typische Künstlerleiden: Alles, was früher einmal gut gewesen sein soll, bekommt eine romantisch verklärte Identität und soll ewig unverändert erhalten bleiben. Das ist aber bei Künstlern auch so: Erst wenn sich gestorben sind, werden sie nur mehr gelobt.

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jago (57.723 Kommentare)
am 14.06.2012 10:41

mit dem Outing, man traut sich sowas zu sagen.

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dereisernefelix (578 Kommentare)
am 14.06.2012 08:18

.. außer zustimmung.

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