"Im Klosterhof hat es immer etwas gegeben und wird es immer etwas geben"
LINZ. Die Insolvenz des Linzer Traditionslokales war Tagesgespräch in der Gaststube. Die OÖN haben mit Stammgästen gesprochen und im Archiv recherchiert.
Gestern Mittag, wenige Stunden nachdem bekannt wurde, dass das Linzer Traditionsgasthaus Klosterhof insolvent ist: Eine Runde älterer Herren sitzt an einem Tisch in der Bräustube. "Das ist jetzt das letzte Abendmahl", sagt einer, als sein Essen serviert wird. Ein Zweiter lacht, ein Dritter fragt: "Wieso?" "Weil der Klosterhof pleite ist", wird er von seinen Freunden aufgeklärt. Große Sorgen scheint sich die Runde aber nicht um den Fortbestand des Wirtshauses zu machen, denn schon bald dreht sich das Gespräch wieder um das Winterwetter und die Enkelkinder.
Video: Umfrage zur Klosterhof-Pleite
1595 erstmals erwähnt
Die Männer sind nicht die ersten Stammgäste, die die Kellner auf die Insolvenz ansprechen. Die erfuhren zwar auch erst gestern davon, gewisse Vorahnungen habe es aber bereits gegeben, dass ein Konkurs bevorstehen könnte. Trotzdem herrscht aber Zuversicht, dass es im kommenden Jahr einen neuen Pächter geben könnte, für den man weiterarbeiten werde. "In diesen Räumlichkeiten hat es immer etwas gegeben, und es wird auch immer etwas geben", sagt einer der Kellner recht gelassen.
Die Geschichte scheint ihm recht zu geben: Erstmals urkundlich erwähnt wurde das Haus 1595, im Jahr 1626 wurde es vom Stift Baumgartenberg gekauft, das jetzige Gebäude entstand nach 1952. Bis 1784 war es im Besitz des Klosters, danach beherbergte es bis 1928 eine Studienbibliothek, ehe das Hauptgebäude und der Garten in eine Gaststätte namens Klosterhof umgestaltet wurden. Im Laufe der Jahre wurde das Gasthaus zu einer Linzer Institution, die immer wieder Schlagzeilen machte.
Alte Speisekarte: Ein Rehfilet gab's um 17 Schilling
Viele Schlagzeilen
So schrieben die OÖNachrichten am 30. Juli 1979: "Das größte Sonntagsvergnügen für zahllose Linzer, nämlich eine Halbe Bier im schattigen Klosterhof-Garten, fällt vom 2. August an aus. Zahlreiche Straf-anzeigen zwangen den Großbetrieb in der Innenstadt, künftig an Sonntagen seine Tore geschlossen zu haben." Der Grund war, dass Lehrlinge nur jeden zweiten Sonntag arbeiten durften, was zu Personalmangel führte. Geleitet wurde das Haus damals von Wienerwald-Chef Friedrich Jahn.
Am 10. Dezember 1994 berichteten die OÖN, dass das Wirtshaus um 50 Millionen Schilling renoviert wird, ab dem 1. Jänner 1995 übernahm der jetzige Geschäftsführer Johann Dobersberger das Lokal. "Die Salzburger Stiegl-Brauerei, die das Haus vom Kremsmünsterer Benediktinerorden langfristig gepachtet hat, war mit dem Betreiber der Wienerwald Ges.m.b.H. übereingekommen, dass der Vertrag nicht mehr verlängert wird." Bei der Feier 85 Jahre Klosterhof im Sommer 2014 sagte Dobersberger: "Ich bin in das Haus verliebt." Nun hat er Insolvenz angemeldet. Mehr dazu hier (wal, viel)
Weihnachtsfeier im Klosterhof anno dazumal
Geschichte in Zahlen
1595 wurde das Haus erstmals erwähnt und 1626 von Abt Kaspar von Baumgartenberg erworben. 1652 schloss das Stift mit der Stadt Linz einen Vergleich, das Haus wurde zum Freihaus erklärt. Dafür trat das Stift einen vier Klafter breiten Streifen zur Anlegung der jetzigen Bischofstraße ab. Anschließend wurde das alte Haus völlig abgetragen und auf dem etwas schmäleren Grundstück ein Neubau errichtet.
1930 erfolgte die Umgestaltung des Hauptgebäudes und des Gartens in die Gaststätte "Klosterhof" durch Architekt Franz Zell aus München.
4,70 Euro kostet eine Gulaschsuppe, ein "Ofenfrisches Schweinsbratl" gibt es um 11,30, ein "Original Klosterhof Reindl" um 13,70 Euro.
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...beherbergte eine Studienbibliothek...
Nicht irgendeine, sondern die nunmehrige OÖ Landesbibliothek mit ihren antiken Schätzen aus in josefinischer Zeit aufgelassenen Klöstern.
so viel ich weiß ist es dem Lokal schräg gegenüber ja auch nicht besser ergangen , aber zum Glück gehört es dem Land ,
U-HOF ! war mal ein erfolgreiches Lokal .
"das jetzige Gebäude entstand nach 1952"
Da ist wohl "nach 1652" gemeint.