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"Ich hatte das Gefühl, dass ich mir das schuldig bin"

Von Helmut Atteneder   14.Dezember 2017

Der Pädagoge Gerald Ehegartner hat sich den Traum vom eigenen Buch erfüllt. Jetzt erlebt der Lehrer an der Neuen Mittelschule Ramingtal, der an der Pädagogischen Hochschule der Diözese in Linz studiert hat, gerade einen zweiten Traum: Sein Roman "Kopfsprung ins Herz" ist mittlerweile auf Amazon zum Bestseller geworden und bereits mehr als tausend Mal verkauft worden.

Sein optimistisches, geistreich-witziges Buch über einen Mensch gewordenen Kojoten, der mit verrückt-genialen Denkweisen das starre Schulsystem zu sprengen droht, hat der Lehrer bei der Frankfurter Buchmesse vorgestellt. Auch der Neurobiologe Gerald Hüther ist vom Erstlingswerk des 46-Jährigen begeistert.

 

OÖNachrichten: Ein Erstlingsroman als Bestseller. Was ist das Erfolgsgeheimnis Ihres Buches "Kopfsprung ins Herz"?

Ehegartner: Endlich ein anderes Buch zum Thema Bildung, leicht zu lesen, mit Humor und Schmäh – das bekomme ich oft zu hören. Die Sachen, die zum Nachdenken anregen sollen, fließen mit Leichtigkeit ein, es ist keine ernsthafte Abhandlung. Mein Buch soll Mut machen, verrückter zu sein, das ist in pädagogischen Büchern normalerweise eher nicht zu finden.

Wer ein Buch über Bildungsprobleme schreibt, ist einer von vielen. Wie heben Sie sich ab?

Die Grundidee war, einen Hebel zu finden, um Bildung besser zu machen. Mein Eindruck ist, dass das nicht an der ewigen Suche nach dem selig machenden System liegt, sondern an den handelnden Personen. Es ist viel Lebendigkeit verlorengegangen. Ob in einer Schule etwas gelingt oder nicht, liegt am mehr oder weniger vorhandenen Spirit. Wenn ein gemeinsamer Geist vorhanden ist, können viele Dinge entstehen.

Die Hauptperson "Old Man Coyote" zeigt mit unkonventionellen Mitteln auf, dass es in den Schulen zu viel Kontrolle, zu viel Bewertung, zu wenig Bauch gibt.

Absolut. Der Testwahn wächst sich aus, und damit wird weltweit viel Geld verdient. Das halte ich für Ressourcen-Ausbeutung. Technisch gesehen wird die Zentralisierung immer leichter und die Gefahr ist, dass Kreativität und echte Innovationen verlorengehen. Der Bauch fehlt, es wird immer mehr zum Hinlernen zu den Prüfungen.

Was fehlt dem Schulsystem?

Herzensbildung und Naturvermittlung. Das lebt auch mein Romanheld, der Kojote, vor.

Warum haben Sie einen Kojoten als Heilsbringer auserkoren?

Der Kojote ist in der indianischen Mythologie der heilige Narr, der sich auch in Menschengestalt verwandeln kann und wieder zurück. Er steht für Verrücktheit, Spontaneität und Humor. Aber auch für tiefe Weisheit und für die Kunst der Veränderung und der Leichtigkeit. Wir brauchen diese Veränderung – auch in der Schule.

Wie reagieren die Menschen auf Ihr Erstlingswerk?

Ich spüre Respekt vor der Leistung bei vielen und ein Mitfreuen. Lesungen waren sehr gut besucht. Ich höre auch oft, dass die Leute sagen, sie haben so etwas noch nie gelesen. Natürlich ist dieses Buch nicht in einem Vakuum entstanden, es sind Inspirationen drinnen, aber es ist keine bestimmte Person beschrieben. Es gibt in allen Schulen bestimmte Typen. Manche spüren den Regen, manche werden nass. Es wird nicht jeder mit dem Inhalt einverstanden sein, so realistisch bin ich.

Wie viel Ehegartner steckt in Ihrem Buch?

Natürlich steckt meine Persönlichkeit stark drinnen, mein Zugang zu den Dingen, meine Art zu denken. Es ist geschrieben aus einem Rucksack an Erfahrungen. Ich hatte kein richtiges Konzept, aber im Gespür, dass es eine Not in der Bildung gibt. Wenn es uns gelingt, dass in unseren Schulen Beziehungen klappen, Kinder auf Augenhöhe und in ihrer Würde gesehen werden und nicht beschämt werden, dann kann sich das Potenzial entfalten. Ich meine damit nicht, dass wir keine Grenzen setzen sollen.

Sie haben Ihr Buch 2014 geschrieben, wieso kam es erst drei Jahre später heraus?

2015 habe ich eine überraschende Diagnose bekommen und versucht, den Kopf nicht hängen zu lassen. Es war ein Tumor, und als er entfernt wurde, hat sich herausgestellt, dass er gutartig ist. Das war ein Schlüsselerlebnis. Ich habe das Buch 2014 geschrieben, es dann zur Seite gelegt und mir nach der positiven Nachricht gedacht: "Okay, verplempere nicht die Zeit!" Ich hatte das Gefühl, dass ich mir das schuldig bin.

Was wollen Sie mit Ihrem Buch bewirken?

Das Buch ist eine Einladung an sich selbst, unkompliziert zu werden und trotzdem kritisch zu bleiben.

 

Vita und Buch

Gerald Ehegartner, 47,
ist in St. Valentin aufgewachsen und lebt mit seiner Familie (Frau Irene und den Kindern Sara und Florian) in Dietach. Schul- und Lehrerausbildung in Linz. Ehegartner ist Mitbegründer des österreichweit ersten Naturpädagogik-Wahlpflichtfaches „Abenteuer Natur“. Er ist Mitglied der Initiative „Lernwelt“ unter der Leitung des Neurobiologen Gerald Hüther.

Das Buch
Der Roman „Kopfsprung ins Herz – Als Old Man Coyote das Schulsystem sprengte“ von Gerald Ehegartner ist im Verlag Tao.de erschienen. Es liegt in sämtlichen Thalia-Filialen Österreichs auf und ist online über Amazon oder tao.de zu kaufen. Preis 19,99 Euro

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