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Franz Zigon will es mit 94 Jahren noch einmal wissen

Von Josef Achleitner   07.August 2018

Es geht gegen elf Uhr im Linzer Parkbad, das Thermometer zeigt an, dass die prognostizierten 30 Grad bald erreicht sein werden. Doch einer lässt sich von all dem nicht beirren und schwimmt im Sportbecken unermüdlich seine Längen, vorwiegend in seiner Lieblingsdisziplin Rückenschwimmen, bis die für heute programmierte Distanz von 1000 Metern erreicht ist. "Wenn es sehr heiß ist, mache ich nicht 1500, sondern nur 1000 Meter, aber schon auf Leistung", sagt Franz Zigon, den sie in Linz in jungen Jahren den "schönen Franz" nannten.

Ungewöhnlich an dem Linzer ist nicht die unter Sportlern übliche Einstellung, sondern dass er sie in einem Alter verwirklicht, in dem der Großteil seiner Altersgenossen und viele um einiges jüngere Sportfreunde gar nicht mehr leben.

Vielfacher Staatsmeister

Zigon, Jahrgang 1924, gelernter Radio- und Nachrichtentechniker, ist im März 94 Jahre alt geworden und blickt auf gut fünf Jahrzehnte aktiven Schwimmsport zurück. Bis in die 1960er-Jahre als vielfacher Landes- und Staatsmeister, Mitglied des Wasserball-Nationalteams, das 1952 zu den Olympischen Spielen nach Helsinki fuhr. Nach einer Familienpause dann als oftmaliger Medaillengewinner bei Senioren-Masters-Europa- und Weltmeisterschaften.

Dreimal in der Woche zieht er im Parkbad, in dem er schon 1936 als Zwölfjähriger seinen ersten Bewerb geschwommen ist, mit Konsequenz sein Programm durch. Eine Stunde lang mindestens, immer auf Tempo, nie nur gemütlich.

Zigon trainiert wie seine Freunde vom Seniorenteam des LSK Heindl für die Masters-Europameisterschaft in Kranj in Slowenien Anfang September. Es soll sein letzter internationaler Bewerb werden. "Ich mache weiter, möchte aber zurückstecken. Der Muskelabbau ist ab 85 deutlich, man kann seine Zeiten von früher nicht mehr halten." In Budapest ist er noch 100 Meter Rücken in 3:06 Minuten geschwommen. Von der Teilnahme in Kranj in der Klasse 90 plus lässt er sich auch nicht von der Kurzatmigkeit abhalten, die von den Stents in seinen Herzkranzgefäßen herrühren könnte. "Ich lass mir das anschauen, trete aber an."

Vom Gugl-Becken verbannt

Weder das Herz noch ein überstandener Oberschenkelhalsbruch können Franz Zigon daran hindern, noch einmal Bewerbsluft zu schnuppern. Was ihn aber wirklich ärgert, ist der Ausschluss der Senioren-Leistungssportler aus der auf Olympiazentrum umbenannten Sporthalle auf der Gugl: "Das 50-Meter-Becken dort mit seinen Bahnen ist das einzige, in dem wir wie im Wettkampf trainieren können. Das hat man uns genommen." Im Februar wurde den LSK-Senioren von der Landessportdirektion beschieden, dass das Training hier nur noch dem offiziellen Leistungssport (auch an Schulen) vorbehalten ist. "Dabei war ich es einst, der die Politiker davon abgehalten hat, ein nicht wettkampfgerechtes Becken zu bauen."

Sagt’s, geht zu seinem Citroen und fährt nach Urfahr, wo der Witwer bei der Tochter wohnt.

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