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Feuerwehr-Kommandanten: "Uns geht der Nachwuchs aus"

Von Philipp Hirsch   10.Februar 2017

Stell dir vor, es brennt, und keiner geht hin. Für die Freiwilligen Feuerwehren in Oberösterreich wird es in manchen Bezirken zunehmend schwieriger, genügend neue Freiwillige zu gewinnen.

Etwas mehr als 145.000 Menschen leben im Bezirk Linz-Land. 2421 von ihnen sind laut den Zahlen des Bezirkskommandos aktives Mitglied bei einer Wehr. Das ist ein Anteil von lediglich 1,75 Prozent der Bevölkerung. Verglichen mit dem Bezirk Schärding (56.906 Einwohner) mit einem Feuerwehrler-Anteil von beinahe 11 Prozent, wird der Mangel deutlich. "Wir hätten gerne Hunderte Mitglieder mehr", sagt Linz-Land-Bezirkskommandant Helmut Födermayr.

100 Feuerwehrleute weniger

In Linz-Land gingen im vergangenen Jahr mehr als 100 Aktive verloren. Hätte der Landesfeuerwehrverband nicht vor rund 15 Jahren offiziell auch Frauen in seinen Reihen zugelassen, wäre der Schwund wohl deutlich dramatischer ausgefallen. "190 Damen sind bei uns im Bezirk aktiv. Da ist noch viel Luft nach oben", sagt Födermayr.

Warum schwindet das Interesse am freiwilligen Engagement? Abschnittskommandant Hannes Ömer sieht ein gesellschaftliches Problem: "Es wird unpopulär, sich für andere einzusetzen. Das ist ein Ego-Trend, gegen den wir ankämpfen müssen." Der Speckgürtel rund um Linz ist eine Problemzone, wissen die Kommandanten: "Viele aus Linz Zugezogene realisieren dort nicht, dass es Freiwillige Feuerwehren in ihrer Gemeinde gibt. Sie glauben, dass alles durch eine Berufsfeuerwehr abdeckt wird", sagt Födermayr.

Mit Aufklärungskampagnen wie "Gemeinsan.Sicher.Feuerwehr" in Kindergärten und Schulen versucht das Landesfeuerwehrkommando gemeinsam mit den örtlichen Feuerwehren, den hohen Stellenwert der Freiwilligkeit wieder ins Bewusstsein zu rücken.

Von der Politik fühlen sich die Kommandanten zum Teil gegängelt. Dass die Feuerwehren seit einigen Jahren bei Neuanschaffungen einen Selbstbehalt von bis zu 20 Prozent tragen sollen, führe zu Problemen: "Ich kann nicht von Freiwilligen, die dreimal in der Woche in den Einsatz gehen, erwarten, dass sie in ihrer spärlichen Freizeit mit dem Klingelbeutel durch ihre Gemeinde ziehen." Betroffen seien von solchen Sammelaktionen vor allem die Wehren in Abgangsgemeinden. Dort reicht das Steuergeld nur selten aus, um den Norm-Feuerwehrhaushalt zu finanzieren.

Kampf gegen den Zeitgeist

Födermayr ist überzeugt, dass die Probleme, die sich in Linz-Land abzeichnen, spätestens in einigen Jahren in ganz Oberösterreich auftreten können. "Wenn wir bei uns die Trendwende nicht hinbekommen, dann wird es in anderen Bezirken auch nicht klappen."

Es ist ein Kampf gegen den Zeitgeist, den die Feuerwehren austragen müssen. Engagement statt Ego, ist ihre zentrale Botschaft. "Wir müssen uns bewusst sein, dass nicht unsere Feuerwehrhäuser und Autos, sondern die Freiwilligen unser wichtigstes Kapital sind."

 

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