Ein Leben im Parkbad: „Der Park war mein Garten“

Von Herbert Schorn   31.Mai 2012

18 Jahre lang – von der Geburt bis zur Matura – lebte Wolfgang Gunnesch im Linzer Parkbad. Und das im wahrsten Sinn des Wortes: Sein Vater war städtischer Bäder-Direktor und wohnte daher mit seiner Familie in einer Dienstwohnung auf dem Gelände des Parkbades. „Für mich war das eine wunderbare Kindheit“, sagt Gunnesch. Damals, in den 1950er- und 60er-Jahren, habe es im Herbst und Frühling Monate gegeben, in denen aufgrund der Witterung weder Badegäste noch Eisläufer kamen: „Das war die tote Zeit. Da hatte ich die 40.000 Quadratmeter im Park für mich alleine. Das war mein Garten.“ Auch ins Familienbecken hatte er zu dieser Zeit, vor dem Umbau, nicht weit: Vom Kinderzimmer aus konnte er auf einen Balkon und eine Rampe klettern und direkt ins Freibecken springen. Auch in der Früh, am Abend und in der Nacht ging er oft schwimmen: „Das war schon ein Privileg.“

Diese Trainingsmöglichkeiten nützte er für eine Sportkarriere und brachte es bis zum Jugendstaatsmeister im Brustschwimmen und – immerhin – Vizelandesmeister im Eiskunstlauf. „Ich habe in der Früh, zu Mittag und am Abend trainiert“, erzählt er. „Aufgaben machte ich nur, wenn’s ganz eng wurde.“ Das ging zu Lasten des Schulerfolges. „Ich war erfolgreich Klassenschlechtester“, sagt der 59-Jährige mit einem Lachen.

Gewinner bei Millionenshow

Mit Beginn des Medizinstudiums beendete er seine Sportkarriere, lief 1976 aber noch einmal zur Höchstform auf: Er nahm am olympischen Fackellauf für die Wettkämpfe in Innsbruck teil und brachte das olympische Feuer nach Schwanenstadt. „Für mich hatte dieser Lauf viel mit dem olympischen Gedanken zu tun: Dabei sein ist alles“, sagt Gunnesch.

Nach dem Studium und dem Turnus begann er eine Ausbildung zum Dermatologen, übernahm aber dann eine Hausarztpraxis im Biesenfeld. Auch wenn er im Krankenhaus besser verdient hätte, habe er diese Entscheidung nicht bereut: „Es ist ein erfüllender Beruf. Ich habe Patienten vom Säugling bis zum Sterbenden.“ Einmal diagnostizierte er bei einem achtjährigen Mädchen Leukämie. Sechs Tage später lag es im Sterben, aber weder Eltern noch Verwandte wagten es, das Kind anzufassen. Der Arzt nahm es in die Arme. „Es schaute mich an und fragte: ‘Komme ich jetzt zum lieben Gott?’ Dann ist das Mädchen in meinen Armen gestorben.“ Noch heute kommen ihm die Tränen, wenn er davon erzählt.

Umso mehr blitzen Gunneschs Augen, wenn er von einem Erlebnis ganz anderer Art berichtet: Er nahm 2005 an der ORF-Millionenshow teil und gewann 75.000 Euro. Dabei half ihm der Zufall: Zur Show angemeldet hatte ihn eine Patientin. Auf den „heißen Stuhl“ zu Armin Assinger kam er, weil die erste Auswahlfrage niemand wusste und er die Ersatzfrage am schnellsten beantworten konnte. „Die Show war zwar anstrengend, hat aber unendlich Spaß gemacht“, sagt der Arzt, der mit 50 seinen ersten Marathon lief und beim Training dafür 20 Kilo abnahm.

Aus Linz möchte er – trotz Ferienwohnung am Attersee – nicht mehr weg. „Mir taugt die Stadt. Ich lebe gerne da. Hier sind meine Wurzeln und meine Zukunft“, sagt er. Vor zwei Wochen machte er den Motorbootschein: „Die Donau ist wichtig für mich. Sie ist die Lebensader der Stadt.“

 

Wordrap

1 Am Nachtkastl liegt ...
... ein Nasenspray, weil ich pollenallergisch bin, meine Uhr und meine Brille. Mein Buch liegt unter dem Bett, weil es auf dem Nachtkastl keinen Platz mehr hat.

2 Eiskunstlauf ist ...
... Ausdruckstanz.

3 Wenn ich einen Tag lang Bürgermeister von Linz wäre ...
... würde ich mich für den Schutz der Eisenbahnbrücke einsetzen, weil die vierte Donaubrücke ohnehin schon stehen würde.

4 Ein Arzt muss immer ...
... zuversichtlich sein. Wenn man von vornherein sagt, das wird nichts, übersieht man womöglich etwas.

5 Sie haben den Flugschein und sind 19 Jahre lang geflogen. Fliegen bedeutet ...
... die Möglichkeit der dritten Dimension. Heute fliege ich nicht mehr, aber ich schau noch immer jedem Flieger nach.

6 Ohne Sport ...
... wäre mein Leben nicht erfüllt.