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Drei Prozent der Bevölkerung sollen einen Zwang zum Horten aufweisen

Von Reinhold Gruber, 19. September 2018, 00:04 Uhr
Drei Prozent der Bevölkerung sollen einen Zwang zum Horten aufweisen
Sie kümmern sich um „Messies“: Kerstin Karlhuber und Christian Lang Bild: privat

LINZ. Verein EXIT-sozial startet "Projekt Messie" und will Betroffene aus der Isolation holen.

Unordentlichkeit. Sie kennt jeder. Mehr oder weniger. Was aber, wenn es nicht darum geht, dass es manchmal im eigenen Heim ein "bisserl ausschaut", sondern das Chaos alltäglich ist? Wenn so viel Gesammeltes in den eigenen vier Wänden herumliegt, sich an den unmöglichsten Stellen der Wohnung stapelt, dass ein normales Leben dazwischen schwierig bis fast unmöglich wird? Dann spricht man von "Messies". Oder im Fachjargon der Experten von "Desorganisationsproblematik" oder "zwanghaftem Horten".

Wenige Hilfsangebote

Abgeleitet vom englischen Begriff "mess" (Unordnung), sind "Messies" vom Zwang des Sammelns bestimmt, und die Scham darüber kann auch zu Isolation führen, wie Kerstin Karlhuber vom Verein EXIT-sozial sagt.

Um Betroffenen wie auch Angehörigen in dieser Situation zu helfen, hat EXIT-sozial heuer in Linz das "Projekt Messie" ins Leben gerufen. Dabei geht es um Beratung, Weiterbildungen und Veranstaltungen. Eine Selbsthilfegruppe, die sich einmal im Monat trifft, und eine psychotherapeutische Gruppe, die im Herbst gegründet werden soll, sind dazu gedacht, das Thema zu entstigmatisieren. Denn: "Es gibt wenig Hilfsangebote und eine hohe Dunkelziffer", sagt Karlhuber. Trotz weniger verwertbarer Zahlen sollen drei Prozent der Bevölkerung "Messie"-Tendenzen aufweisen. Die Tendenz ist nach Ansicht der Experten in den vergangenen Jahren auffällig – und steigend.

Das Schwierigste dabei ist, die vom "Messietum" betroffenen Menschen zu finden und dann eine Beziehung zu ihnen aufzubauen, um ihnen helfen zu können, weiß auch Christian Lang, der im EXIT-sozial-Team viele Wohnungen kennt, die praktisch unbewohnbar sind.

Angstzustände

"Das Problem wird oft verheimlicht, weil es den Betroffenen peinlich ist, wenn sie als faul gelten, weil sie nicht zusammenräumen. Dabei erleben sie Angstzustände, es fällt ihnen schwer, Entscheidungen zu treffen, und sie schämen sich für den Zustand ihrer Wohnung", ergänzt Karlhuber. Da kann es schon sein, dass sich Zeitungen bis zur Zimmerdecke stapeln oder die Dusche unbenützbar machen, weil sie als Sammelort herhalten muss. Die Folge: Sie isolieren sich, lassen niemand in ihre Wohnung und bleiben so in ihrem Tun Gefangene ihrer selbst.

"Eine Langzeitbaustelle"

Kann man Menschen helfen, die Joghurtbecher, Dosen oder Verpackungsmaterial sammeln und ihre Küche zu einem Lagerraum umfunktionieren? Karlhuber und Lang glauben daran. Allerdings sei es ein langwieriger Prozess. "Ein Messie ist eine Langzeitbaustelle."

Die mobile Beratung könne ein probates Hilfsmittel sein. Aber: "Es wird Leute geben, die wir mit keinem Angebot der Welt erreichen werden", sagt Karlhuber.

Wer dagegen aktiv daran arbeiten will, seine "Unordnung" in den Griff zu bekommen, brauche dafür auch viel Beratung und Zeit. Zusammenräumen und Wegwerfen haben bei einem "Messie" nämlich eine andere Dimension. Es gebe Fälle, bei denen einmal im Quartal ein Lkw eine Tonne Gesammeltes abtransportiere – und dann gehe es wieder von vorne los.

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