Die neue Straßenbahn kommt: Linz wie Brüssel und Marseille

Von Erhard Gstöttner   22.März 2011

Es ist hell und sauber in der Fabrik der Firma Bombardier im 22. Wiener Gemeindebezirk, gleich neben der als Rinterzelt bekannt gewordenen Abfallbehandlungsanlage.

Im nördlichen Teil der Bombardier-Halle steht ein Cityrunner der neuen Generation. Die 40,8 Meter lange Bim ist beinahe fertig. In der Nacht vom 31. März zum 1. April bringen Tieflader die 50 Tonnen schwere und 857 PS starke Tramway in die neue Linz-Linien-Remise auf dem Harter Plateau in Leonding.

Drei Millionen pro Stück

Insgesamt 23 solcher Cityrunner zum Stückpreis von je drei Millionen Euro liefert Bombardier bis September 2012 nach Leonding und Linz. Ab 16. August ist der erste der neuen Cityrunner im Normalbetrieb auf der neuen „Linie 3 plus“ zwischen Urfahr-Bergbahnhof und Harter Plateau im Einsatz. Die Zehnachser-Trams aus den Achtzigerjahren werden ausgemustert. Linz hat ab Herbst 2012 nur noch barrierefreie Niederflurstraßenbahnen, die je 227 Fahrgäste befördern können.

Die silber-orangen Linzer Cityrunner sind nicht die einzigen Straßenbahnen, die derzeit im Wiener Bombardier-Werk entstehen. Nebeneinander aufgereiht sind Garnituren für europäische Städte mit klingenden Namen: Valencia und Alicante in Spanien, Manchester und Blackpool in England, Palermo in Italien und Marseille in Frankreich – für all diese Städte baut Bombardier gerade neue Straßenbahnen.

Diese Garnituren haben werksintern die Bezeichnung „Flexity Outlook“ und „Flexity 2“. Und doch ist jede dieser Trams anders. Sie unterscheiden sich vor allem im Design.

Besonders kühn erscheint die neue Straßenbahn von Marseille. Sie erinnert beim ersten Anblick an die neue Linzer Pöstlingbergbahn, ist mit ihren riesigen, blau getönten Fenstern aber noch eleganter.

Im Grunde gleich und doch anders als alle anderen Garnituren aus der Bombardier-Fabrik sind die Straßenbahnen für Linz. Denn während die anderen Tramways auf breiterer Spur unterwegs sind, haben die Linz-Linien die 900-Millimeter-Spurweite, die es sonst nur noch in Lissabon gibt.

Nein, eng werde es deswegen aber nicht sein in der neuen Straßenbahn. Die Wagen sind immerhin 2,30 Meter breit. In anderen Städten haben die Wagenkästen freilich eine Breite von bis zu 2,65 Metern.

Drinnen schaut es in der Garnitur edel aus. Verkleidung und Boden sind grau, die Sitze weinrot. Das Design stammt von Peter Döllmann, der nach einem Konzept der Linzer Kunst-Uni auch die neuen Pöstlingbergwagen entwarf.

Sitze aus rotem Leder

„Die Sitze sind aus Leder. Das kostet pro Wagen nur 5000 Euro mehr als eine Textilpolsterung“, sagt Linz-Linien-Chef Erich Haider. Die Linz-Linien folgen mit den Ledersitzen dem Vorbild der Straßenbahn in Brüssel.

„Dort hat man die Erfahrung gemacht, dass die Fahrgäste auf diese Sitze mehr Rücksicht nehmen. Zudem sind die Lederbezüge besonders strapazierfähig“, sagt Kai Ostermann, der Chef von Bombardier Transportation Austria. Und der neue Cityrunner ist nicht nur schöner, sondern hat auch verbesserte Sicherheitsausstattungen.