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Die Waltherstraße: Hier entstand 1896 die Linzer Filmwelt

Von Erhard Gstöttner, 28. Februar 2014, 00:04 Uhr
Bild 1 von 6
Bildergalerie Die Linzer Waltherstraße
Bild: Volker Weihbold

WALTHERSTRASSE. Lustvolle Erinnerungen haften an diesem zwischen Baumbach- und Klammstraße gelegenen Ort.

Lange Abende im "Thüsen Tak", der legendäre "Willi Warma"-Sänger Kurt Holzinger als Schallplatten-Verkäufer im kleinen Geschäft, Filme von Ingmar Bergman und Jean-Pierre Melville im Lifka-Kino, mitunter begegnete man dem Maler Fritz Aigner (1930 – 2005), der hier sein Atelier hatte, das ist die Waltherstraße in meinem Gedächtnis. Diese Straße ist ein historischer Ort im Gefolge eines weltgeschichtlichen Ereignisses. Im Dezember 1895 führten die Brüder Lumière in Paris erstmals öffentlich einen Film vor. Nicht einmal ein Jahr später gab es im "Varieté Roithner" im Haus Waltherstraße 11 die ersten Filmvorführungen in Linz. Aus dem Varieté wurde 1909 das Lifka-Kino. 1989 war Schluss damit. Das Schild "Lifka’s Electric Theatre" an dem mittlerweile neu gebauten Haus erinnert noch an die 93-jährige Kino-Geschichte.

Seit 1869 heißt die Waltherstraße so, benannt nach Minnesänger Walther von der Vogelweide (1170 bis 1230). "Dom- und Neustadtviertel entstanden damals zur selben Zeit", sagt Walter Schuster, der Leiter des Linzer Stadtarchivs. Erstmals wandte man hier das Winkler-Hausnummern-System an: stadtauswärts rechts die geraden, links die ungeraden Zahlen.

Apropos Hausnummern: Im Haus Waltherstraße 24 war die Musikschule, aus der letztlich die Bruckner-Universität hervorging.

Die Straße mit den Gründerzeit-Häusern ist nicht schick. Doch trotz der vielen parkenden Autos hat sie etwas Angenehmes, wirkt durch Geschäfte wie "papierTiger" ein bisschen alternativ.

 

Umfrage: Deshalb kommen Passanten gerne in die Waltherstraße

"Ich habe nur gute Erinnerungen an diese Straße. Ich war in der Nähe in der Schule und hab’ hier viele Stunden mit Freunden verbracht.“ Martin König, Behindertenbetreuer, Leonding

"Ich schlendere diese Straße entlang, wenn ich beim Schuster war. Dieses besondere Handwerk gibt es nur noch hier. Und das besondere Flair dieser Straße gefällt mir.“ Heide Stockinger, Schriftstellerin, Linz

"Ich habe sieben Jahre in der Jugend hier gelebt. Sobald ich in Linz bin, komme ich hierher zurück und schwelge in Erinnerungen.“ Lotte Tschautscher, Pensionistin, Wien

"Die Waltherstraße hat sich in den letzten Jahren zum Positiven verändert. Es gibt neue Geschäfte, es tut sich was. Ich finde, dass sie noch mehr belebt werden sollte!“ Monika Haunschmidt, Pensionistin, Linz

"Es gibt hier Geschäfte, die man in Linz sonst nirgends findet. Das und die Tatsache, dass man in Ruhe durchbummeln kann, gefällt uns.“ Margarete Sixt, Hausfrau, Linz

"Was mir hier besonders auffällt sind die schönen Gebäude, die besonderen Figuren auf Fassaden. Wünschen würde ich mir ein Wirtshaus mit Schmankerln.“ Wolfgang Sixt, Pensionist, Linz

 

Drei Fragen an Walter Ilk

Sie waren jung - und hatten eine Idee: Walter Ilk, heute Chef einer Eventagentur, und Tanzschulchef
Michael Horn waren 24 und 19 Jahre alt, als sie in Köln eine Entdeckung machten, die die Jugendlokalkultur in Linz revolutionieren sollte.

1. Herr Ilk, was war das denn für eine Entdeckung, damals im Jahr 1981?

Ich war mit Michi Horn auf einem Europatrip. In Köln sahen wir ein tolles Jazz-Lokal. Ganz wild, die Elektroinstallationen hingen von der Decke, die Wände waren mit Plakaten zutapeziert. Wir waren begeistert. Zu Hause in Linz schlenderten wir zufällig durch die Waltherstraße, da fiel uns ein winziges, leer stehendes Lokal auf. Und wir beschlossen, hier ein Jazzlokal zu machen.

2. Jugendlokale waren zu dieser Zeit in Linz noch Mangelware.

Da gab es nichts. Das Wienerwald an der Promenade neben dem Traxlmayr war ein Jugendlokal, dann noch der Klosterhof. Die Altstadt gab es noch nicht als Partymeile. Also legten wir los, quasi ohne Geld. Die Tischbeine waren Untergestelle von Nähmaschinen, die Wände klebten wir voll mit Zeitungspapier. Es war eine wilde Sache.

3. Wie kam es zum Namen des Lokals, Thüsen Tak?

Wir waren damals auch in Dänemark, und wenn man in einem Lokal Trinkgeld gab, sagten die immer Thüsen Tak – Tausend Dank. 1983 haben wir das Lokal an einen gewissen Mike (siehe Foto) verpachtet. Er hat es schließlich gekauft und ein Hardrock-Lokal daraus gemacht.

 

Unterwegs in der Waltherstraße

An der Ecke Waltherstraße/Steingasse lebte von 1903 bis 1906 der Philosoph Ludwig Wittgenstein (1889–1951). Er war Externisten-Schüler der Realschule in der Steingasse, die auch Adolf Hitler besuchte.

1970

Waltherstraße 24: 1873 entstand dieses Haus im Ringstraßenstil für Maria Freiin von Spiegelfeld. Ab 1909 war in diesem Gebäude das Bruckner-Konservatorium, das 1970 in einen Neubau nach Urfahr zog.

Waltherstraße 10: In diesem Haus hatte der Maler Fritz Aigner (Foto: APA) sein Atelier. Aigner, 1930 in Linz geboren, Absolvent der Wiener Kunstakademie, malte im Stil der alten Meister. Er starb 2005.

280 Damenschritte benötigt man vom einen zum anderen Ende der Waltherstraße, vorausgesetzt, man kehrt nicht in eines der kleinen und geschmackvollen Geschäfte ein. Eine kurze, aber feine Straße.

OÖN-Bericht:

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Waltherstraße Linz

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4  Kommentare
4  Kommentare
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haspe1 (23.645 Kommentare)
am 11.03.2014 11:16

Ich lesen im Artikel: "Filme von Ingmar Bergman und Jean-Pierre Melville im Lifka-Kino,...."

Wer von den heutigen Kinogehern kennt (und liebt) die Filme des Meisters Jean-Pierre Melville? Wer hat schon welche selbst im Kino in einer Retrospektive gesehen, wenn er zu jung ist, um sie damals selbst im Kino gesehen zu haben.

Obwohl "Der eiskalte Engel" (Le samouraï) auch bei uns relativ bekannt ist und hin und wieder im Fernesehn gebracht wird, sind einige andere Werke von Melville ziemlich unbekannt und unbeachtet. Z.B. habe ich "Bob le flambeur" und den sehr wichtigen "Le Deuxième souffle" noch niemals bei uns im Fernsehen gesehen, dafür aber "Le Cercle Rouge" im Moviemento.

Ich mag besonders gerne "Le Doulos" in SW mit dem jungen Belmondo. Da gibt es diese 3-Minuten-Einstellung im Polizei-Kommissariat ohne Schnitt, in der sich die Kamera mehrmals rundherum dreht. Großartig!
Übrigens war Volker Schlöndorff damals bei Melville Regieassistent un hat viel von ihm gelernt.

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haspe1 (23.645 Kommentare)
am 11.03.2014 11:19

Wer sich für Kino interessiert, sollte nachlesen, wie damals die nicht gerade einfache Beziehung des Lehrers Melville zum jungen Schlöndorff gelaufen ist, in: Jansen, Peter W. und Wolfram Schütte (Hrsg.: Jean-Pierre-Melville vom Hanser Verlag (Reihe Film).

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Gugelbua (31.923 Kommentare)
am 28.02.2014 12:00

noch mal 100 Jahre und es gab nur Heilige in der Straße. grinsen

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( Kommentare)
am 28.02.2014 08:47

Eine kleine Korrektur: Ludwig Wittgenstein, der von 1903-1906 in der Waltherstraße 15 als Untermieter bei der Familie eines Linzer Professors wohnte, besuchte die Schule in der Steingasse 6 nicht als Externist, sondern als ganz gewöhnlicher Schüler.

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