Die Schwammerlexperten von Linz
LINZ. Täglich von halb acht bis neun Uhr pilgern fündig gewordene Schwammerlsucher in den ersten Stock des Neuen Linzer Rathauses. Dort geben sechs Fachleute über die Genießbarkeit der Pilze Auskunft.
Pilzexperte Harald Riegler von der Linzer Lebensmittelaufsicht mit einem Ansichtsexemplareines Knollenblätterpilzes.
"Griaß eich, könnt ihr uns da helfen?" Karl Achleitner und Mariette Schmiedberger sind passionierte Schwammerlsucher. Und Finder. Ihre Ausbeute vom Wochenende kann sich sehen lassen. Beide Ennser waren mit dem Wohnmobil bei Stadl an der Mur in der Steiermark, um schon ganz früh in den Wald zu fahren, die Natur zu genießen und ihrer Passion nachzugehen. Im Mühlviertel – etwa in Gutau, St. Leonhard und Liebenau – sind sie nicht so gern.
Mühlviertel extrem überlaufen
"Das ist schon extrem mit Schwammerlsuchern überlaufen", sagt er. Die beiden kennen sich gut aus, aber manche Findlinge sind ihnen nicht ganz geheuer. Deswegen kommen sie zur Pilzberatungsstelle im 1. Stock des Neuen Rathauses in Linz. Fein säuberlich haben sie die Pilze sortiert und beschriftet.
Jetzt sind drei Mitarbeiter der Lebensmittelaufsicht – und Pilzexperten – in ihrem Element. Harald Riegler und Walter Hildebrand nehmen sich gleich einmal einen vor. "Das müsste ein Schusterpilz sein", sagt Hildebrand. "Auch Flockenstieliger Hexenröhrling oder Zigeuner genannt", ergänzt Kollege Riegler. Achleitner nickt seiner Frau zu. "Den ham wir richtig gehabt."
Kosten kommt ganz zum Schluss
Falsch lagen sie allerdings beim Braunroten Rötling. "Da, riechen S’. Der is nix." Kollege Hubert Wochner protokolliert indes Namen der Finder, Fundort und die bestimmten Pilze. 161 Einträge zählt das Register, dabei kommt jetzt erst die Schwammerlzeit.
Manche kommen und haben die gefundenen Pilze bereits vorgekostet. "Keine so gute Idee", sagt Hildebrand. "Gekostet darf erst werden, wenn man ganz sicher weiß, in was man da hineinbeißt."
Heuer haben sie schon hochgiftige Pantherpilze und einen absolut tödlichen Grünen Knollenblätterpilz aussortiert. Hildebrand unmissverständlich: "Wenn du den isst, gibt es keine Rückkehr." Fliegenpilze seien – entgegen der breiten Volksmeinung – relativ harmlos. Und ein fast sicherer Hinweis darauf, dass in der Nähe die besten Herrenpilze stehen.
Vorsicht, Bauchwehkoralle!
Manfred Eckmann aus Linz-Spallerhof kommt. Er ist in Gutau fündig geworden. Ein besonderes Exemplar einer Rotkappe hat er dabei, ebenso ein paar Täublinge. Und einen Korallenpilz. Harald Riegler zieht diesen mit den Worten "Der heißt auch Bauchwehkoralle. Warum glauben S‘?" aus dem Verkehr.
Gerald Slavik aus Bad Hall ist seit vier Jahren passionierter Schwammerlsucher. Jäger und Sammler sei er, ein Sucher, Finder und Bestimmer. "Essen ist mir nicht so wichtig." Beim Violetten Lacktrichterling liegt er richtig, beim vermeintlichen Maronenröhrling nicht. Walter Hildebrand lapidar: "Das wird er in diesem Leben bestimmt nicht mehr."
Die drei Pilzexperten bezeichnen sich selbst nicht als Schwammerl-Fanatiker, sind aber dem Genuss von Speisepilzen nicht abgeneigt. Steinpilze seien "super" und ein panierter Parasol "sowieso ganz was Feines".
Es ist neun Uhr, und das Trio bricht auf zu seiner eigentlichen Profession – als Prüfer der Lebensmittelaufsicht. Auch hier sortieren sie ganz selten, aber doch auch Gegenstände aus, die dort nicht hingehören. Zigaretten im Brot etwa oder Glassplitter in Babynahrung...
Pilzberatung im neuen Rathaus
161 Beratungen
Seit Anfang Juni beraten die sechs Mitarbeiter der Lebensmittelaufsicht im 1. Stock des Neuen Rathauses wieder fündig gewordene Schwammerlsucher. Die Pilzberatungsstelle befindet sich in Zimmer 1043 und ist von Montag bis Freitag von 7.30 Uhr bis 9 Uhr geöffnet. Die Beratung ist kostenlos, Voranmeldung nicht nötig.
So wird geprüft
Die rund 50 Speisepilze kennen die Pilzprüfer im Schlaf, dazu auch viele der etwa 3000 Pilze. Bei der Bestimmung gehen sie nach Ausschlussverfahren (z. B. nach der Form von Hut oder Stiel) vor und tasten sich – mindestens mit 4-Augen-Prinzip – an den Pilz heran. Hilfe geben auch zahlreiche Bücher. Grundsätzlich gilt: Koste nichts, das du nicht kennst.
da fehlt das kleine zauberwort: "BITTE !"
conclusio: solche schwammerl....
DATENBANK DER PILZE ÖSTERREICHS
Oder:
[url=]http://www.myk.univie.ac.at/]Österreichische Mykologische Gesellschaft[/url]
Oder: Im Zweifelsfalle nicht essen!
Österreichische Mykologische Gesellschaft
der ist mir bekannt... Aber ums Essen allein gehts mir schon lang nimmer... Ich erfreu mich mehr an Raritäten und persönlichen Erstfunden wie heuer zB. Boletus rubrosanguineus. Ich sprech da eher für die Masse der "gewöhnlichen" Steinpilz-Eierschwammerl-Parasolsammler, von denen sich manche in Ermangelung einer ortsnahen Begutachtungsmöglichkeit anhand von großteils wenig aussagekräftigen Fotos in diversen Internetforen bzw. FB eine Verzehrfreigabe erhoffen ohne sich der Gefährlichkeit dieses Vorgehens bewusst zu sein.
die immer Beiträge schreiben. Es wäre schön wenn die einmal anstelle einer Gastrokritik eine Art von Schwammerlexperten Datenbank zusammenstellen. Es gibt sicher viele Spezialisten in ganz Oberösterreich verteilt, die sich auf dem Gebiet der Mykologie halbwegs gut auskennen.
Ich denke zum Beispiel ein Bruder von mir war Biologielehrer, den habe ich zur Sicherheit immer gefragt und im Zweifelsfall hat er mir auch abgeraten. Ich bin sicher, dass es sehr viele Pilzkenner in ihrer unmittelbaren Umgebung gibt, die keiner kennt, aber gerne helfen.
Vielleicht ein Abstoß
Vielleicht ein Anstoß nicht Abstoß - sorry
... Des nutzt mir als Windischgarstner unheimlich viel wenn i wegen jedem interessanten Fund - und derer gibt es viele hier - nach Linz fahren muss. Genausowenig wird sich kaum ein Schwammerlsucher aus den anderen peripheren Landesteilen die Mühe machen in die Landeshauptstadt zu pilgern um seine Funde bestimmen zu lassen. Des Weiteren werden Funde vom Freitag wohl in den seltensten Fällen am darauffolgenden Montag noch zum Verzehr geeignet sein (Man möchte seine Pilze ja frisch genießen). Viel besser hier das deutsche System, wo jedermann bei der dt. Gesellschaft für Mykologie eine Ausbildung zum Pilzsachverständigen machen kann und die Pilzberatung so quer über das gesamte Bundesgebiet ortsnah gegeben ist. (über eine Online-Datenbank lässt sich mühelos der nächstgelegene finden). Zudem besteht für die PSV über die DGfM Versicherungsschutz für den Fall der Fälle und sie sind zur ständigen Fortbildung verpflichtet um ihre Berechtigung zur Beratung zu behalten.