"Die Lehre erhält viel zu wenig Aufmerksamkeit"

Von (sc)   13.März 2018

Die Arbeitslosenzahlen des Bezirkes Linz-Land für den Vormonat sehen durchwegs positiv aus: Weniger Arbeitslose in jeder Altersgruppe und bei allen Ausbildungsarten sowie ein Plus an offenen Stellen, verglichen mit dem Jahr 2017. Bei genauerem Hinsehen fällt aber eines auf: In der Statistik des Arbeitsmarktservice Linz-Land sind 121 Personen als Lehrstellensuchende gemeldet. Dem gegenüber stehen 371 offene Lehrstellen. Wie kann das sein, wenn es mehr als doppelt so viele Lehrstellen wie Anwärter gibt?

"Das ist eine Milchmädchenrechnung, die so nicht aufgeht", sagt Gernot Grammer, der stellvertretende Geschäftsstellenleiter des AMS Traun, das für den gesamten Bezirk zuständig ist. Zudem sei das Interesse an Lehrstellen ungleich kleiner als das Angebot. Dies liegt unter anderem an der Demografie und dem damit verbundenen Faktum, dass es weniger Jugendliche gibt. Grammer bemerkt aber auch eine geringer werdende Aufmerksamkeit gegenüber Lehrstellen. "Viele Jugendliche wollen lieber in eine weiterführende Schule gehen oder ohne Ausbildung arbeiten, da sie so kurzfristig mehr Geld verdienen als während der Lehrzeit", erklärt er im Gespräch mit den OÖNachrichten.

Auch in den Berufswünschen hat sich in den vergangen Jahren nicht viel verändert. So wollen Burschen immer noch vorrangig in den Bereichen Kfz oder Büro arbeiten, bei Mädchen überwiegen die Sparten Büro, Friseur und Einzelhandel.

Im Berufsinformationszentrum des AMS wird den Jugendlichen "die breite und bunte Arbeitswelt eröffnet", sagt Grammer. Auch der Berufskompass, ein 15-minütiger Online-Test der Berufsvorschläge liefert sowie eine Kampagne zur Hervorhebung der Lehrberufe werden von Jugendlichen sehr gut angenommen. "Immerhin gibt es auch spannende Lehrberufe abseits der Klassiker", so Grammer. Das stimmt: Augenoptiker und Konditor sind nur zwei von über 300 gesuchten Lehrlingen.