Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

"Das ewige Katz-und-Maus-Spiel"

Von René Laglstorfer, 10. Oktober 2018, 00:04 Uhr
"Das ewige Katz-und-Maus-Spiel"
Die Diskutanten Karl Pogutter, Gerhard Karl, Georg Wilbertz, Ronald Klimmer (von links) Bild: OÖN/Rainer Nöbauer, rela

LINZ. Schauplatz Hinsenkampplatz: In der großräumigen Unterführung, die bald Geschichte sein könnte, diskutierten Experten über den penetranten Gestank, Drogen und Asylwerber.

Angst- und Fluchtort, Urin-gestank, Revierkämpfe sowie Drogen-Kriminalität – der letzte Urfahraner Bürgermeister Heinrich Hinsenkamp würde sich wohl im Grab umdrehen, wüsste er, dass sein Familienname heute in Linz und darüber hinaus vor allem mit diesen Attributen assoziiert wird.

"Dabei war die Unterführung am Hinsenkampplatz in den 70er-Jahren durchaus eine ambitionierte Planung", sagt Georg Wilbertz. Doch was ist seither passiert? Dazu moderierte der Architektur- und Kunsthistoriker am Montagabend mitten in der schummrig-zwielichtigen Unterführung eine Diskussion im Rahmen des Kunstprojekts "Hinsenkamp Labor".

Keine "Perle der Republik"

"Hopp, absteigen!", ruft Stadtpolizei-Kommandant Karl Pogutter, einer der drei Diskutanten, zwei verdutzt dreinblickenden Radfahrern zu, als sie plötzlich an der Diskussionsrunde vorbeisausen und den obersten Ordnungshüter der Stadt sowie das Radfahrverbot in der Unterführung einfach ignorieren.

"Es ist eine Riesensauerei, die Unterführung so verkommen zu lassen. Wer ist für die Reinigung verantwortlich?", fragt Anwohner Wolfgang Pauzenberger sichtlich emotional. "Die Unterführung hat drei Besitzer: Bund, Stadt und einen Privaten. Für die Reinigung ist die Stadt zuständig, aber seit 2009 (als Linz Kulturhauptstadt war, Anm.) wird Reinigungspersonal abgebaut", sagt Diskutant Gerhard Karl, Leiter der Abteilung Verkehrsplanung der Stadt Linz.

Gebaut wurde die Hinsenkamp-Unterführung im Jahr 1977, als die Straßenbahn nach Auhof verlängert wurde. "Ich kenne die Unterführung seit 1983, im aktuellen Lokal in der Unterführung war früher ein ganz gutes Pub. Es war nicht gerade die Perle der Republik, aber ich war oft dort", sagt Pogutter, der plötzlich von seinem Sessel aufspringt und sich zwei Radfahrern in den Weg stellt.

Bis 2015 habe es am Hinsenkampplatz kaum Kriminalität gegeben. "Seit der Migrationskrise haben wir hier regen Straßenhandel mit Marihuana, Revierkämpfe und Körperverletzungen – allerdings nur untereinander", sagt der Polizeichef. "Für junge Menschen mit einem Tagsatz von 7,5 Euro, die nicht arbeiten dürfen, aber 24 Stunden am Tag Zeit haben, ist es verlockend, wenn ein Drogendealer mit einem dicken Geldschein winkt", sagt der dritte Diskutant Ronald Klimmer, Sozialarbeiter bei der Suchtberatungsstelle "Point" von pro mente. Ein Anwohner meldet sich zu Wort: "Mir ist es egal, wenn am Hinsenkampplatz Drogen vercheckt werden. Aber ich will mich hier sicher fühlen", sagt Günter Kienböck.

Fährt die Bim bald unterirdisch?

Vor 1,5 Jahren habe die Polizei mit sechs Beamten gleichzeitig am Hinsenkampplatz patrouilliert. "Das hat zwar das Sicherheitsgefühl gestärkt, war aber personell nicht aufrechtzuerhalten", sagt Pogutter. "Polizeiarbeit allein kann nicht die Lösung sein. Das ist ein ewiges Katz-und-Maus-Spiel", sagt Kienböck. "Für uns gibt es keine Gratismahlzeit", entgegnet der Linzer Polizeichef mit einem Schmunzeln. Er plädiert dafür, die Nachfrage nach Drogen zu bekämpfen. "Weil die Verkäufer wird es immer geben."

Am Schluss der Diskussion, bei der die Straßenbahnen im 1,5-Minuten-Takt über das Publikum donnerten, lässt Verkehrsplaner Karl mit einer Vision für den Hinsenkampplatz aufhorchen: "Wir haben alles untersucht und sind überzeugt: Wenn die zweite Schienenachse da ist, dann sollte die Straßenbahn hier unterirdisch fahren und die Unterführung wegkommen. Aber das könnte noch fünf bis zehn Jahre dauern."

Bis dahin sollen eine hellere Beleuchtung und Bemalung sowie pflegeleichtere Fußböden für mehr Wohlbefinden in der Unterführung sorgen.

 

"Labor"-Programm

Weitere Veranstaltungen in der Unterführung Hinsenkampplatz:

„Wie viel Urbanität darf es denn sein? Für und wider Graffiti“ – Vortrag von Ilaria Hoppe, Professorin für Kunst und Medien an der Katholischen Privat-Uni Linz – Donnerstag, 19 Uhr

Rück-, Über- und Ausblick der „Hinsenkamp Labor“-Projektverantwortlichen Rainer Nöbauer-Kammerer und Georg Wilbertz – Freitag, 19 Uhr. Anschließend Konzert der Band „Krypta“.

mehr aus Linz

Leondinger Digi-AHS startet mit zwei Klassen

Warum ein TikTok-Star zum Müllsammeln in Linz vorbeischaut

Dieser Entwurf für den neuen Bewegungspark in Ebelsberg hat sich durchgesetzt

2 Tonnen schwere Spule stürzte in Linzer Firma auf Arbeiter (29)

Interessieren Sie sich für diesen Ort?

Fügen Sie Orte zu Ihrer Merkliste hinzu und bleiben Sie auf dem Laufenden.

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

6  Kommentare
6  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
FreundlicherHinweis (15.581 Kommentare)
am 10.10.2018 09:12

"Wenn die zweite Schienenachse da ist, dann sollte die Straßenbahn hier unterirdisch fahren und die Unterführung wegkommen." Was gibt es da aufzuhorchen? Das ist ein uralter Plan. Scheitert nach wie vor am Land Oberösterreich, das bei der Mühlkreisbahn nach wie vor nix tut. Und ohne die entsprechenden Entscheidungen hierzu kannst nicht weitermachen.

lädt ...
melden
antworten
Harbachoed-Karl (17.883 Kommentare)
am 10.10.2018 10:06

Das Problem mit den „Nebenbahnen“ ist, dass sie das immer noch den ÖBB überlassen.
Die Niederösterreicher können freilich auch kein Vorbild sein.

lädt ...
melden
antworten
mitreden (28.669 Kommentare)
am 10.10.2018 08:54

Als erste Maßnahme wären schon hell erleuchtete Gänge eine Hilfe.
Als nächstes Viedeoüberwachung.
Dann mehr Begehungen durch die Polizei und schon tritt Besserung ein.

lädt ...
melden
antworten
x-files (490 Kommentare)
am 10.10.2018 19:47

Videoüberwachung gibt es in der Unterführung schon jahrelang.

Ein finsteres Loch bleibt eben ein finsteres Loch, da ändern auch Behübschungsmaßnahmen nicht viel.

Die Unterführung gehört besser heute als morgen zugeschüttet.
Alleine der Plan die Rudolfstraße aus Richtung Westen in die Ferihumerstraße durchzubinden ist uralt und hat schon einen langen Bart.
Seinerzeit war geplant dafür die Bim über die Friedrichstraße zu führen um Platz dafür zu schaffen.
Diese Maßnahme würde auch die Mühlkreisbahnstraße-Kaarstraße-Hauptstraße entlasten. Dort geht ja auch schon lange nichts mehr.

Inzwischen schwebt die zweite Schienenachse irgendwo im Nirwana und nichts geht weiter weil letztlich das Geld fehlt.

Es zeichnen sich ja nicht einmal mittelfristige Lösungen ab, von kurzfristigen Verbesserungen ganz zu schweigen.

lädt ...
melden
antworten
felixh (4.909 Kommentare)
am 10.10.2018 07:02

Ganz einfach ins Gefängnis!! Drogenbesitz in Asien beträgt bis zu 20 jahre Haft - in Linz hessenplatz Hinsenkamplatz oder Südbahnmhof

lädt ...
melden
antworten
Harbachoed-Karl (17.883 Kommentare)
am 10.10.2018 02:31

Die Klagen gibts (auch von mir) seit mehr als 25 Jahren und ich sehe - Genaus so wie bei den Verschmutzungen der Straßenbahnen in der Früh) die Stadtregierung mitverantwortlich.

lädt ...
melden
antworten
Aktuelle Meldungen