"Das darf es nicht geben, dass Kinder aus Aberglauben getötet werden"

Von René Laglstorfer   10.April 2018

Es ist ein grausamer Aberglaube, der jährlich etwa 250 Kindern in Äthiopien das Leben kostet und gestern im Gymnasium Fadingerstraße in Linz großes Thema war: das Mingi-Ritual von drei Stämmen mit rund 100.000 Angehörigen im südäthiopischen Omo-Tal.

Dort werden uneheliche Neugeborene, Zwillinge und Kinder, bei denen sich zuerst die oberen Zähne entwickeln, einfach im Busch ausgesetzt, im Fluss ertränkt oder über eine Klippe gestoßen. "Als ich davon hörte, sagte ich zu meinem Fahrer: ,Lass uns dort hinfahren’. Das darf es nicht geben, dass Kinder getötet werden, nur weil ihre Zähne ,falsch’ wachsen. Ich muss etwas tun", sagte Robert Ebner vor rund 80 Schülern an seiner ehemaligen Schule. Der Leondinger war über Weihnachten in Äthiopien auf Urlaub und lernte dort "durch eine glückliche Fügung" das Projekt von Lale Labuko kennen, den er nun nach Österreich einlud.

Der 35-Jährige war der Erste seines Stammes, der die mehr als 100 Kilometer entfernte Schule besuchen konnte. Als Kind erlebte er, wie die Stammesältesten ein zweijähriges Kind zum Fluss schleppten und es dort ertränkten. Auch seine beiden Schwestern wurden ermordet, nur weil die Schwangerschaften nicht vom Stammesoberhaupt genehmigt waren. "Sie glauben, die Mingi-Kinder seien ein Fluch und brächten Krankheiten und Seuchen. Ich sagte ihnen, lasst mich euer Fluss, euer Busch und eure Klippe sein, anstatt die unschuldigen Kinder zu töten", sagt Labuko. Für diesen "Angriff" auf die traditionelle Stammeskultur wurden der Äthiopier und seine Familie mit dem Leben bedroht. Aber Labuko ließ nicht locker, überzeugte die Ältesten und rettete damit 50 Mingi-Kinder vor dem sicheren Tod, die der ausgebildete Lehrer mit seiner Frau und elf Müttern großzieht.

Nun will der engagierte Äthiopier mit Unterstützung aus Oberösterreich das aus allen Nähten platzende Heim ausbauen und eine Schule gründen. "Unser Ziel ist es, dass bis 2030 keine Mingi-Kinder mehr getötet werden."

Wie man Mingi-Kindern helfen kann

Der Unternehmer Robert Ebner gründete gemeinsam mit seiner Frau Barbara den Verein „Omo Kinder“, mit dem sie das Engagement von Lale Labuko unterstützen, sogenannte Mingi-Kinder vor dem sicheren Tod zu bewahren.
Wer dazu einen Beitrag leisten möchte, kann eine Patenschaft zwischen 25 und 200 Euro pro Monat übernehmen. Damit wird die Grundversorgung eines Mingi-Kindes finanziert, das heißt, ein Dach über dem Kopf, Ernährung, Kleidung, ärztliche Versorgung und Bildung. Mit Geldspenden soll ein neues Zuhause für die Kinder sowie eine eigene Schule errichtet werden. Dafür werden rund 200.000 Euro benötigt. „Ein Zehntel wurde bereits gesammelt“, sagt Ebner.

Weitere Informationen unter www.omokinder.info

Spenden für das Projekt „Omo Kinder“ sind unter der Kontonummer AT93 1500 0006 0110 2296 möglich.